
«Auf Neugier baut alles Lernen auf»
Arno Camenisch war zu Gast an der PH: Der Autor (und ehemalige Lehrer) spricht im Interview über die eigene Schulzeit und worauf die Schule von heute die Kinder vorbereiten sollte.
Arno Camenisch, gingen Sie als Kind gerne in die Schule?
Ja, ich war ein sehr guter Schüler, und ich bin eigentlich ganz gerne zur Schule gegangen, habe das aber selbstverständlich nicht offen zugegeben, das war nicht «in». Ich erinnere mich aber auch an Schultage lang wie Autobahnen.
Was waren Ihre Lieblingsfächer?
Die Freude an den Sprachen habe ich in der Oberstufe entdeckt, in der Primar waren Sport und die musischen Fächer meine Favoriten, das Singen aber ausgeschlossen, das mochte ich nicht.
Gibt es in Ihrer Erinnerung eine Situation in der Schule, in der Sie etwas besonders gelernt haben?
Nein, einen spezifischen Moment gibt es nicht, wo es klack gemacht hat. Aber wenn ich heute an die Schulzeit denke, war es absolut entscheidend, was für Lehrpersonen wir hatten. Ich hatte einen Lehrer in der Oberstufe, der eine Leidenschaft für Sprachen hatte. Das war sicher prägend.
Wenn Sie über Bildungsprogramme bestimmen könnten: Worauf sollte die Schule Ihrer Ansicht nach Kinder besonders vorbereiten?
In einer Zeit, in der Maschinen immer mehr in unseren Alltag eingreifen und Aufgaben für uns übernehmen und der Mensch in der ganzen Datenflut zum gläsernen Menschen wird, und auch das soziale Leben sich vermehrt auf Social Media verlagert, finde ich zentral, dass die sozialen Fähigkeiten gestärkt werden – selbständiges Denken und Entscheiden, Eigenständigkeit, Kritikfähigkeit, darauf würde ich grosses Gewicht legen, denn darauf wird es ankommen, Entwicklungen kritisch zu hinterfragen, damit wir selber nicht zu Robotern werden.
Welchen «pädagogischen» Anspruch hat Ihr Werk?
Die Figuren in meinen Büchern sind allesamt eigenwillige Charaktere, und sie lassen sich nicht alles gefallen. Die haben Ecken und Kanten und eine Position. Und sie lieben die Sprache und das Erzählen. Aber was ich am meisten an meinen Figuren mag, ist, dass sie staunen können. Und das ist für mich die Basis fürs Lernen: Die Neugier, darauf baut alles Lernen auf.
![]() |
Arno Camenisch las am 15. März im Rahmen des «KulturFenster» an der PH FHNW in Liestal aus seinem neuen Roman «Der letzte Schnee» (Engeler-Verlag 2018). Bevor der Bündner Autor mit Schreiben begann und am Literaturinstitut in Biel studierte, absolvierte er das Lehrerseminar in Chur und unterrichtete drei Jahre an der Schweizerschule in Madrid als Primarlehrer. Seine Texte wurden in über 20 Sprachen übersetzt und seine Lesungen führten ihn quer durch die Welt, von Hongkong über Moskau und Buenos Aires bis nach New York. (Interview und Bild: Michael Hunziker) |