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«Möglichkeiten zur Partizipation bieten»

Sich zugehörig fühlen. Anerkannt werden. Verantwortliche an multikulturellen Schulen können verschiedene Methoden zur Verbesserung der Integration anwenden. Im Rahmen der Tagung «da-zu-ge-hören» zeigten sich erfolgsversprechende Beispiele.

In Gesprächen, Workshops und Vorträgen wurde das Thema «Zugehörigkeit und Anerkennungskultur» in multikulturellen Schulen in den Fokus genommen. An der Tagung diskutierten rund 40 Lehrpersonen aus allen Stufen und schulischen Funktionen verschiedene Aspekte zum Thema «Dazugehören» im Kontext ihrer schulischen Erfahrungen und schufen Bezüge.

Prominenter Gast: Die Schriftstellerin und Buchpreisträgerin Melinda Nadj Abonji las zur Einstimmung aus ihrem Essay «Du bist ein Baum – woher kommst du?» Melinda Nadj Abonji bekam als neu zugewanderte Fünfjährige im Kindergarten eine Rolle als Tannenbaum in einer Aufführung von Schneewittchen zugeteilt: «Meine Lehrerin versuchte mich zu integrieren, ins Spiel, wie man heute sagen würde, und ich? Ich schämte mich in meinem Baumkostüm, schämte mich für meine Stummheit, dafür, dass ich bloss dastand, aber den Unterschied hatte ich ziemlich genau begriffen, zwischen den Zwergen, dem Schneewittchen und dem Baum», erzählte die Schriftstellerin über ihre Erinnerung an ein erstes Gefühl der Ausgeschlossenheit.

Filmprojekt zur Mobbingprävention

Die Teilnehmenden lernten in drei Workshops – «Storytelling digital» von Roger Mäder und Fabienne Senn, «Miteinander –  mehrsprachig» von Anna Walser und «Religion und Zugehörigkeit» von Lilo Roost Vischer – verschiedene Möglichkeiten kennen, wie eine Zugehörigkeits- und Anerkennungskultur initiiert und gepflegt werden und Mehrsprachigkeit als Chance und Potential in den Schulalltag eingebaut werden kann.

Renate Baschek, Schulleiterin in Neuenhof, gab einen Einblick wie in der multikulturellen Schule Neuenhof mit dem Instrument «Integration durch Kunst und Kultur» gezielt Zusammenhalt unter den Schülerinnen und Schülern geschaffen wird. Als Beispiel dafür diente der in Zusammenarbeit mit dem irakischen Dokumentarfilmer Peshraw Mirza entstandene Präventionsfilm gegen Cybermobbing. Mit dem in Neuenhof als Flüchtling lebenden Filmer realisierten Jugendliche der Oberstufe den eindrücklichen Film für den die Schule 2017 mit dem Smart@Media-Award ausgezeichnet wurde.

Soziale Kompetenz im Umgang mit Unterschiedlichkeiten

Den Abschluss der Tagung bildete ein Podiumsgespräch, das von Christine Schuppli moderiert wurde. Die Ethnologin und Religionswissenschaftlerin Lilo Roost Vischer betonte: «Fixe Zuschreibungen führen zu nichts. Gerade im Umgang mit anderen Religionen ist Sorgfalt wichtig. Dabei ist es nicht entscheidend, dass man viel weiss, sondern mit Sozialkompetenz agiert und dass man sich, wenn nötig, Hilfe holt».

Die Pädagogin Anna Walser unterstich die Bedeutung des einzelnen Akteurs: «Es fängt bei mir selber an. Wie nehme ich die Menschen und die Meinung um mich herum wahr? Es ist wichtig zu verstehen, was das Vis-à-Vis meint, auch wenn ich nicht dieser Meinung bin».

Für Melinda Nadj Abonji ist das Dazugehören mehr als eine individuelle Entscheidung: «Es braucht ein politisches Herz. Individuelle Initiativen reichen nicht aus. Es braucht Vernetzung und politisches Handeln für eine Veränderung». Susann Müller Obrist brachte das Gespräch zurück zum Kernthema Schule: «Integration fängt im Kindergarten an. Die Schule kann Möglichkeiten zur Partizipation bieten, die nicht an perfekte Sprachkenntnisse gebunden sind. Sie soll ihre Möglichkeiten als riesige gesellschaftliche Integrationsmaschine nutzen».

Melinda Nadj Abonji an der Tagung da-zu-ge-hören

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