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5.12.2019 | Pädagogische Hochschule

Wie Feedback einen wertvollen Beitrag leisten kann

Am 29. November 2019 fand der Forschungstag der Pädagogischen Hochschule statt. Das Thema «Feedback in der Schule – Feedback in der LehrerInnenbildung» wurde durch verschiedene Beiträge beleuchtet.

Prof. Dr. Wassilis Kassis, Leiter Institut Forschung und Entwicklung, eröffnete die hochschulweite Veranstaltung mit grundsätzlichen Fragen zur Forschung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Welche Forschung soll es sein und wie soll sie betrieben werden? Selbstverständlich muss sie drängende und relevante Fragen beantworten; also sowohl auf die Bedürfnisse wie auch auf den Bedarf eingehen und damit aktuelle wie auch künftige Themenstellungen aufnehmen. Und dies regional, national und international. Wissenschaftlichkeit und praktische Bedeutsamkeit sind dabei nicht mehr auseinander zu dividieren. Dies ist ein hoher Anspruch, doch steht Forschung nicht für sich alleine da. Sie ist Teil eines Wissenszyklus: Die Verbindung von Forschung, Lehre, Weiterbildung und Dienstleistungen ist immer anzustreben, auch wenn sie nicht immer zu erreichen ist.

Prof. Dr. Katrin Kraus, Leiterin Institut Weiterbildung und Beratung, begrüsste die Teilnehmenden des Forschungstages, hob die Wichtigkeit der Communis-Veranstaltungen der PH als zentrale Gelegenheit für Austausch und Vernetzung innerhalb der Hochschule hervor und leitete zur Keynote von Kerstin Göbel von der Universität Duisburg-Essen über.

Göbel_Porträt.PNGIn ihrer Keynote präsentierte Prof. Dr. Kerstin Göbel, Universität Duisburg-Essen, aktuelle Perspektiven und Befunde der Unterrichtsforschung zur Relevanz von Schülerinnen- und Schüler-Rückmeldung für die Reflexion von Unterricht. In einer Tour d’horizon gab sie einen Überblick über aktuelle Befunde. Für den Lehrberuf sei es wichtig, laufend über das komplexe Geschehen «Unterricht» nachzudenken. Dies, weil immer wieder andere Menschen daran beteiligt sind, immer wieder neue Themen zu realisieren sind und immer wieder neue Medien genutzt werden. Lehrerinnen und Lehrer seien in dieser Hinsicht kontinuierlich Lernende. Eine Herausforderung sei, Unterricht zu realisieren und dabei immer wieder von «draussen draufzuschauen». Daher stellt sich die Frage nach dem Potential von Schülerinnen- und Schülerrückmeldungen. Aktuell zeigt sich, dass über dreiviertel der in diesem Kontext befragten Lehrpersonen ihre Lernenden für kompetent halten, den Unterricht einzuschätzen. Die Mehrheit der Lehrpersonen berichtet, dass die Rückmeldungen Hinweise für Unterrichtsverbesserungen liefern oder die Ergebnisse zu Anlass genommen werden, etwas am Unterricht zu verändern.

Mit Verweis auf das Projekt «ScRiPS – Schülerrückmeldungen zum Unterricht und ihr Beitrag zur Unterrichtsreflexion im Praxissemester», welches Kerstin Göbel zusammen mit Katharina Neuber durchgeführt hat, stellt sie fest, dass Studierende, die in der Praxiszeit Feedback-Erfahrungen gemacht haben, auch später höheren Wert auf Feedback legen und dieses intensiv nutzen. Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern werden von angehenden Lehrpersonen als gewinnbringende Reflexionsunterstützung erlebt. Aber auch kollegiale Reflexionssituationen werden von ihnen als sehr positiv bewertet.

IMG_5993_forum.jpegDas von Katrin Kraus moderierte Forumsgespräch am Nachmittag bot verschiedene Perspektiven auf das Thema Feedback. Einerseits aus Sicht der Anbietenden aus den verschiedenen Leistungsbereichen der Pädagogischen Hochschule, andererseits aus der Perspektive der Nutzenden.

Die hohe Relevanz von Feedback in der Zusammenarbeit in Forschungs- und Entwicklungsprojekten unterstrich Eliane Voser, Primarlehrerin und Erziehungsrätin Kanton Aargau. Der Austausch zwischen Hochschule und Schule ist im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten sehr intensiv, da sie als Vertreterin der Schule stark an deren Weiterentwicklung interessiert sei. Prof. Dr. Afra Sturm, Co-Leiterin Zentrum Lesen bestätigte dies und verwies darauf, dass die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Entwicklung oft feedbackintensive Zusammenarbeitsformen mit Weiterbildungs- oder Hearingscharakter mit sich bringen können.

Oliver Meyer, ehemaliger Student, heute Dozent an Professur Englischdidaktik, blickte zurück auf seine Feedback-Erfahrungen als Student und resümierte: Feedback kann leiten, richtungsweisend oder gar eine Initialzündung sein. Allerdings habe ihm als Student Feedback nicht so viel gebracht, wenn es sich bereits auf ein fertiges Produkt bezog. Prof. Dr. Stefan Keller, Leiter Professur Englischdidaktik und ihre Disziplinen verwies darauf, dass Feedback im Studium oft an knappe Zeitressourcen gebunden sei und unterstrich die guten Erfahrungen mit Peerfeedback unter Studierenden.

Urs Thommen, Schulleiter der Sekundarschule Oberwil (BL) und Philipp Schmid, Dozent für Unterrichtsentwicklung sehen im Kontext ihres Beratungs- und Weiterbildungssettings sowohl die nachfragende Schule als auch anbietende Pädagogische Hochschule als gleichzeitig feedbackgebende als auch feedbacknehmende Organisationen. Dieser «Feedback-Dialog» bringe schlussendlich beide Seiten voran.

Peter Steiner, Leiter Schwerpunkt Schulqualität im Zentrum Bildungsorganisation und Schulqualität, bemerkte, dass Feedback in Form einer kritische Rückmeldung am Anfang der Zusammenarbeit mit der Kreisschule Gäu gestanden hat und dass gerade die ernsthafte Auseinandersetzung zu einem gegenseitigen Vertrauensverhältnis und zu weiteren Projekten geführt habe. Quirina Zumbach, Schulleiterin der Kreisschule Gäu fügte hinzu, dass Feedback nicht immer angenehm sei, aber immer wieder auch heissen kann: «Ich sehe, was du vielleicht nicht siehst.»

Die Voten zusammenfassend und weiterführend, unterstrich Katrin Kraus, dass Feedback besonders dann gut funktioniert, wenn «alle noch unterwegs sind». Dann setzt man es ein und um – und dann trägt Feedback besonders nachhaltig zu Entwicklungsprozessen bei. Ob als Nutzende oder Anbietende von Dienstleistungen oder Weiterbildungen, als Partner in Forschungs- und Entwicklungsprojekten oder in der Ausbildung: Die Teilnehmenden waren sich einig darin, dass im Kontext von Feedback die Begegnung auf Augenhöhe eine zentrale Rolle spielt, da die jeweiligen Partner und Gegenüber Expertise in unterschiedlichen, aber aufeinander bezogenen Bereichen haben.

Im Rahmen des Forschungstages boten, wie in den vergangenen Jahren, zahlreiche Vorträge und Workshops Einblicke in laufende Forschungsarbeiten und Qualifikationsprojekte. Sie standen ganz im Zeichen des Know-How-Transfers, der internen Weiterbildung und Nachwuchsförderung sowie des persönlichen Austausches, der Netzwerkbildung und des Feedbacks.

Der Forschungstag findet jährlich statt und richtet sich an Mitarbeitende und Studierende der Pädagogischen Hochschule.

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