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21.11.2022 | Pädagogische Hochschule

Zusätzliche Unterstützung beim Berufseinstieg

Die PH FHNW hilft mit neuen Angeboten Lehrpersonen beim Übergang vom Studium in den Berufsalltag.

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Der Berufseinstieg ist eine wichtige Phase in der Karriere einer Lehrperson. Foto: Adriana Bella

Der Berufseinstieg ist eine prägende Phase in der Berufsbiografie einer Lehrperson. Mit den Praktika und dem Partnerschuljahr sind die Studierenden der PH FHNW gut auf den Start in den Schulalltag vorbereitet. «Als weitere Unterstützung im Übergang von Studium zum Berufsalltag haben wir 2022 als Pilot die ‘Planungstage LoS’ durchgeführt», sagt Sibylle Bittner, Leiterin der Planungstage. «LoS» steht dabei für «Lehrpersonen organisieren ihren Schulstart». Das Angebot richtet sich an Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in allen Schulstufen der Volksschule und bietet dabei einerseits Inputs von Expertinnen und Experten, aber vor allem auch die Möglichkeit an der eigenen Planung arbeiten zu können. Zudem geben Peer-Coaches ihre Erfahrungen in der Berufseinstiegsphase weiter, wie Sibylle Bittner sagt. Die Peer-Coaches seien dabei so ausgewählt worden, dass sie «einige Erfahrung mitbringen, aber immer noch nahe am eigenen Berufseinstieg sind».

Gewinnbringender Erfahrungsaustausch

Janina Lorenz hat diesen Sommer am dreitägigen Pilotangebot teilgenommen. Sie studiert aktuell noch an der PH FHNW, unterrichtet parallel dazu aber bereits in einem Teilzeitpensum in einer 2.Klasse. «So habe ich zwar schon einiges an Erfahrung gesammelt, dennoch gibt es auch immer noch Herausforderungen», sagt sie. «Die Ausschreibung der Planungstage hat mich deshalb sehr angesprochen, es war genau das, was ich gesucht habe.» In den Planungstagen wurden Themen wie die kantonalen Vorgaben, die Jahresplanung oder die Elternzusammenarbeit in den Fokus gerückt. Zudem gab es Lernpaketangebote beispielsweise zum sprachbewussten Unterricht, zu lernförderlichem Feedback oder zur Gewalt- und Mobbing-Prävention. Im Zentrum standen dabei praxisnahe Inputs und der Austausch der Teilnehmenden untereinander, um danach Erfahrenes in die eigene Planung zu transferieren.

«Der Austausch war sehr gewinnbringend», beschreibt Janina Lorenz ihre Erfahrungen. «Einerseits zeigten die Gespräche mit den anderen Teilnehmenden, dass man nicht alleine ist mit seinen Unsicherheiten und Fragen. Andererseits wurden viele Ideen ausgetauscht und die Gespräche mit anderen Berufseinsteigenden gaben einem vielfach auch die Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.» Die konkreten Fragestellungen waren dabei vielseitig: «Wie organisiere ich die Sitzordnung im Klassenzimmer?», «Wie gestalte ich den ersten Schultag?», «Welche Rituale führe ich in meiner Klasse ein?» oder «Was ist an einem Elternabend wichtig?».

Gelerntes direkt in eigene Planung einbinden

Der Hauptfokus der Planungstage lag dabei klar auf der eigenen Planung. Thematische Impulse wurden von Experten und Expertinnen vormittags gesetzt, damit die Teilnehmenden nachmittags daraus individuelle Umsetzungsmöglichkeiten für ihren Unterricht andenken und diese im Austausch mit anderen Teilnehmenden, Peer Coaches und Dozenten und Dozentinnen in die eigene Planung einbinden konnten. «Dies war sehr positiv, so konnte man konkret etwas für seinen eigenen Alltag mitnehmen», sagt Janina Lorenz.

Gearbeitet wurde in den Planungstagen auch mit einer digitalen Plattform, wie sie auch in der Schule eingesetzt wird. «So konnten die Teilnehmenden die Plattform sowohl aus Lehrpersonen- als auch aus Schülerinnensicht kennenlernen», sagt Sibylle Bittner. Und: «Es ist während eines Jahres möglich, Planungen, Themensammlungen, Best-Practice-Erfahrungen oder Ideen dort raufzuladen und so den Austausch mit den anderen Teilenehmenden aufrecht zu erhalten.»

Angebot wird ausgebaut

Nach dem erfolgreichen Pilot in diesem Jahr hat die PH FHNW sich entschieden die Planungstage zu einer Planungswoche auszubauen. «Das Grundkonzept hat sich bewährt und bleibt gleich», sagt Sibylle Bittner. Die Woche wird vom 10. bis 14. Juli 2023 stattfinden, das Anmeldefenster ist bereits geöffnet. Neben den bisherigen Fokusthemen kommen aber noch neue dazu. «In einem geht es um die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und mit anderen Akteurinnen und Akteuren aus dem Schulfeld. Zudem werden wir einen Tag der Klassenführung unter dem Aspekt des diversitätsorientierten Unterrichtens, also der sogenannten Heterogenität widmen», gibt Bittner einen Ausblick auf die «Planungswoche LoS 2023». Zudem ist angedacht, dass die Peer-Coaches auch über die Planungswoche hinaus in gewissen «Austauschfenstern» noch als niederschwellige Anlaufstelle für die Berufseinsteigenden zur Verfügung stehen.

- Marc Fischer -

Neue Studienvarianten mit begleitetem Berufseinstieg

Die PH FHNW bietet mit «Quereinstieg» und «BachelorPlus/MasterPlus» zwei neue Studienvarianten an, deren Studierende bereits während der Ausbildung in den Beruf starten. Kern dieser Studienvarianten ist ein professionell und systematisch begleiteter Berufseinstieg. Schule und PH FHNW sorgen dabei gemeinsam und kooperativ für eine gelingende Professionalisierung durch passende Anstellungs- und Studienbedingungen. Den Rahmen für diese gemeinsame Ausbildungsverantwortung von Schule und PH FHNW bilden die Anstellungsbedingungen für den begleiteten Berufseinstieg in beiden Studienvarianten: Die Studierenden werden für zwei Schuljahre auf der entsprechenden Zielstufe und in den studierten Fächern mit einem 30- bis 50-Prozent-Pensum angestellt. Die PH FHNW ihrerseits hat speziell auf die Bedürfnisse des Schulfelds ausgerichtete Stundenpläne mit mindestens zwei festen studienfreien Tagen entwickelt. An der Schule werden die Studierenden durch eine Praxislehrperson und eine Mentorin oder einen Mentor begleitet. Letztere begleiten den Berufseinstieg vor Ort und unterstützen die Studierenden beratend und einführend bei den schul- und unterrichtsbezogenen Aufgaben. Im Rahmen ihrer Anstellung sind die Studierenden Teil eines Klassen- oder Fachteams und werden dort von erfahrenen Lehrpersonen unterstützt. Die alleinige Verantwortung in der Klassen- oder Elternarbeit wird also noch nicht von den Studierenden übernommen.

Studienvariante «BachelorPlus/MasterPlus»

Der Berufseinstieg – eine entscheidende Phase in der Berufsbiografie von Lehrpersonen

Regula Blöchlinger, Dozentin für Pädagogik, Themenverantwortliche «First Steps» – Weiterbildung und Berufseinstieg, Institut Weiterbildung und Beratung, PH FHNW

Der Berufseinstieg ist eine anspruchsvolle und bedeutsame Phase, in der viele Alltagsaufgaben in vollem Umfang und eigenverantwortlich bewältigt werden müssen. Mit dem Berufsanfang sind viele schöne Momente verbunden, aber es gilt auch, vielen Erwartungen gerecht zu werden. Welche Unterstützungsfaktoren helfen, damit er gelingt?

In der Ausbildung an der PH FHNW wird der Berufseinstieg immer wieder thematisiert und in den Fokus gerückt. Überdies bietet die PH FHNW Weiterbildungsangebote, wie die oben beschriebenen Planungstage, um den Professionalisierungsprozess zu unterstützen. In der sensiblen Phase des Berufseinstiegs kann darüber hinaus vor allem die Schule, das heisst die Schulleitung und das Kollegium Unterstützung bieten. Bereits bei der Anstellung einer berufseinsteigenden Lehrperson ist es sinnvoll, diese besondere Phase zu berücksichtigen und der Lehrperson zu kommunizieren, dass Berufseinsteigenden im Rahmen der Schulentwicklung eine besondere Bedeutung und somit spezielle Aufmerksamkeit zukommt. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass berufseinsteigende Lehrpersonen kompetent und engagiert unterrichten. Sie sollen aufmerksam und wertschätzend begleitet werden um ihre Kompetenz, ihr Engagement und ihre Gesundheit zu erhalten und damit den Verbleib im Beruf zu unterstützen. Denn: Ist der Berufseinstieg geschafft, gilt es, zufrieden und gesund im Beruf zu bleiben.

Was hält Lehrpersonen in der Schule?

Im Jahr 2020 erschien eine Studie der Pädagogischen Hochschule Schwyz mit dem Titel «Was hält Lehrpersonen in der Schule?» Sie befasste sich unter anderem mit den Fragen, welche Belastungen auf die Lehrpersonen warten und welche Ressourcen auf Schulebene es gibt.

Ein Teil dieser Studie bezieht sich auf die Phase des Berufseinstiegs und nennt die folgenden Unterstützungsfaktoren:

  • Je klarer die Anforderungen, desto höher ist die berufliche Eingebundenheit.
  • Die Unterstützung durch das Kollegium ist der zentrale Faktor, damit sich Berufseinsteigende beruflich eingebunden fühlen.
  • Die Schulleitung beeinflusst die Möglichkeiten der Team-Unterstützung entscheidend.

Ebenfalls in dieser Studie werden konkrete Ansatzpunkte für unterstützende Massnahmen skizziert: 

  • Arbeitsorganisation und -gestaltung
  • Zusammenarbeitsstrukturen in Teams, Tempo in der Umsetzung von Reformen, effiziente Sitzungsplanung
  • Soziale Beziehungen: Kommunikation, Kooperation im Team, Führungsverhalten, Wertschätzung, Feedback
  • Personalentwicklung: individuelle Beratung unter- und überforderter Lehrkräfte, Trainings und Weiterbildungen zur Stärkung der personalen Ressourcen und der Resilienz der einzelnen Personen und Teams

Gestaltbarkeit der Belastungen und Ressourcen

Mit den genannten Ansatzpunkten ist es möglich, die berufliche Eingebundenheit systematisch und wirksam positiv zu beeinflussen. Lehrpersonen im Berufseinstieg, die über wenig Routine und Erfahrung verfügen und oft hohe Ansprüche an sich selbst stellen, brauchen Klarheit in den Verantwortlichkeiten und in der beruflichen Rolle. Durch gezielte Entlastung von einzelnen Aufgaben in der Einstiegsphase und die Unterstützung durch das Kollegium können Belastungen verringert werden.

Die eigenen Ressourcen werden durch individuelle Weiterbildungen und die Wahrnehmung von Beratungs- und Begleitungsangeboten gestärkt. Die Schulleitung ist in dieser Phase gefordert, gemeinsam mit den Lehrpersonen im Berufseinstieg den Bedarf und deren Bedürfnis gut gegeneinander abzuwägen. Bei der Gestaltung schulischer Prozesse sollte immer beachtet werden, welche Auswirkungen sie auf die Belastungen und Ressourcen des Teams haben.

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