Forschung am Dienstag/Colloquium 48
Forschung im stillen Kämmerchen war gestern – das Institut Klassik öffnet dienstags Tür und Tor mit drei sich abwechselnden Veranstaltungsformaten. Werfen Sie einen Schulterblick in aktuelle Forschungsthemen mit institutseigenen und eingeladenen Gästen. Zuhören, mitsprechen, diskutieren – Sie sind willkommen!
-> Bild Interpretationsforum
Interpretationsforum / Basler Forum für Musikästhetik
Was ist das? Beschreibung: Format Interpretationsforum & Warum braucht es dieses?
Das Basler Forum für Musikästhetik ist ein Zusammenschluss der Bereiche Musiktheorie (Prof. Dr. Johannes Menke, Schola Cantorum Basiliensis), Musikwissenschaft (Prof. Dr. Matthias Schmidt, Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Basel) und Musikphilosophie (Prof. Dr. Gunnar Hindrichs, Philosophisches Seminar der Universität Basel), der von der Forschungsstelle Musikphilosophie (Dr. Christoph Haffter) koordiniert wird. Es konzentriert die in Basel vorhandene Expertise aus den drei erwähnten Disziplinen und versammelt einmal im Jahr eine Gruppe auswärtiger und Basler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler unter wechselnden Fragestellungen der musikästhetischen Grundlagenforschung. Zugleich erfüllt es die institutionelle Funktion, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel sowie die Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Musikakademie Basel zu stärken und zu vertiefen.
Veranstaltungen laufendes Studienjahr
Rei Nakamura Pianistin
Spezialisiert auf zeitgenössische Musik startete sie 2007 das Projekt Movement to Sound, Sound to Movement für Klavier und Multimedia in intensiver Zusammenarbeit mit Komponist*innen. Sie erforscht unkonventionelle Konzertformate und präsentiert interdisziplinäre Performances.
Uraufführungen von Klavier-Konzerten von Simon Steen-Andersen, Christian Winther Christensen und Malin Bång. Als Solistin spielte sie mit dem SWR-, WDR Sinfonieorchester, RSO Berlin, RAI National Symphonieradioorchester und dem Polnischen Radio Symphonieorchester. Sie trat ausserdem in Festivals wie Eclat Festival, Ultraschall Berlin, Warsaw Autumn (Polen), MITO Festival (Italien), Klang Festival (Dänemark), ConDit (Argentinien) und Monday Evening Concerts (USA) auf.
Mit dem Klangkünstler Peter Vogel hatte sie von 2003-2012 das Improvisationsduo Nakamura/Vogel für Live-Elektronik und präpariertes Klavier. Aus ihrer künstlerischen Erfahrung und Forschung schreibt sie Essays, die im Wolke Verlag, bei Schott, NzfM und MusikTexte veröffentlicht wurden.
Andreas Eduardo Frank Komponist, Performer, Kurator
Sein Oeuvre ist vielseitig und geprägt von engen Kollaborationen mit herausragenden Künstler:innen verschiedenster Sparten auf internationaler Ebene.
Ausgehend von der zeitgenössischen Musik, arbeitet Andreas Eduardo an verschiedensten ästhetischen Schnittstellen, zwischen real und virtuell, zwischen Musik, Performance, Choreografie, Video und Theater.
Ob als Komponist, Musiker auf der Bühne oder als Kurator erforscht er die Verbindungen zwischen den künstlerischen Disziplinen, gesellschaftlich brisante Themen & Situationen die ihn im alltäglichen Leben beschäftigen und begleiten.
Seine Musik ist vielseitig und facettenreich, teils absurd, spielt mit Ernst sowie Humor, Präzision und Tiefe.
Seine Aktivitäten führten zu zahlreichen Aufführungen und Konzerten in Europa, Asien, Nord- & Südamerika & Australien, bei denen er neben der Komposition teils als Klangregisseur oder Performer aktiv gestaltet.
Seine Werke werden regelmäßig von renommierten Klangkörpern und Künstler:innen auf das internationale Parkett der Neuen Musik getragen.
Er wurde mehrfach für sein Schaffen ausgezeichnet und ist Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Landeshauptstadt Stuttgart, war künstlerischer Leiter des Ensemble Lemniscate, ist Teil der Programmgruppe FESTIVAL RÜMLINGEN und künstlerischer Leiter des Gare du Nord Basel - Bahnhof für Neue Musik.
Daniel Grimwood Adolph von Henselt in Context | 25.2.2025
We will look at the importance of Henselt, who inspired him, who he inspired, his importance to the development of the 19c piano style.
Daniel Grimwood is best known as a world-leading exponent of 19th century virtusic piano repertoire. Received with critical acclaim, Grimwood’s recordings and performances of the music of Adolph von Henselt ensure his international reputation as a groundbreaking, inspirational musician, marking him out as a unique voice amongst his generation of pianists. His recording of Henselt‘s Complete Etudes garnered „instant classic status“ by Gramophone Magazine, which also named it piano release of 2023.
With an astonishing range of music within his repertoire, Daniel’s superlative level of pianism means that he is equally at home performing the music of J.S. Bach, as he is of Rubinstein or Liszt.
Daniel has performed at many of the world’s leading concert halls, including the Wigmore Hall, Symphony Hall \Birmingham, the Rachmaninoff Hall in Moscow, ect. In demand for his thoughtful, innovative, and ingenious programming, Daniel enjoys a busy solo and chamber music career, and alongside Joseph Wolfe and Jonathan Ayling is a founding member of the Tier3 Piano Trio and the Paddock Wood Proms.
Daniel‘s dynamic mastery of the piano is combined with a laser-like curiosity about composers, and historical performance practice. A highly informative and entertaining speaker, Daniel has thrilled audiences with his lecture/recital programmes.
He is currently a Research Associate at the University of York, specialising in 19th Century Performance Practice. Daniel‘s award-winning Urtext editi on of the Adolph vonHenselt Etudes is published by Edition Peters, and his book about the Etudes of Adolph von Henselt has been met with enthusiasm. Daniel regularly performs on live broadcasts on BBC Radio 3, and has been featured in BBC Four’s TV documentary series “Revolution and Romance”.
Rachel Beckles Willson Histories of sound practices and histories of sound objects: reflections on cross-cultural organology | 18.2.2025
My talk reflects on the critical journey that led me to write a book about one of the most fundamental musical instruments of the Arab world, the oud. I will present some of the methodological challenges of writing about such a politically-charged project, in the context of my earlier work on Palestine. And I will explore some of the culture-political affordances and consequences of working as a female musician and researcher in a predominantly male sphere. The Oud: An Illustrated History was published by Interlink Books (Northampton, Mass.) in 2023.
Rachel Beckles Willson is Professor of Intercultural Performing Arts at the Academy of Creative and Performing Arts (ACPA) at Leiden University, and Codarts University of the Arts in Rotterdam. She has a hybrid professional arts practice as multi-instrumentalist, composer and scholar. Her current interests lie in artistic research, creative relationships with the other-than-human, and DIY sound technologies. These have grown out of earlier work in Hungary and the Middle East on new music, cultural imperialism and decoloniality, the cultural life of musical instruments, and activist work with people on the move.
Rei Nakamura & Andreas Eduardo Frank Lecture Performance: PUNCH | 21.1.2025
PUNCH ist das Ergebnis einer Kollaboration zwischen Rei Nakamura & Andreas Eduardo Frank.
In ihrer Lecture Performance geht es um den oben genannten Prozess, die Zusammenarbeit zwischen Composer / Performer im Spezialfall: Klavier, Elektronik & Video.
Ein Instrument mit traditionellem Gewicht, und zwei Künstlerin:innen die behaupten diesen Klangkörper mit ihrer Arbeit zu verjüngen.
Neben ihrem Erfahrungsschatz reden sie über Strategien und Methoden die zum Ergebnis in der Zusammenarbeit führten.
Angefangen bei dem Entwickeln von Notation, über Form, das Zusammenführen von Performance sowie Bild und Ton, bis hin zur Freiheit beim Musizieren.
Rei Nakamura Pianistin
Spezialisiert auf zeitgenössische Musik startete sie 2007 das Projekt Movement to Sound, Sound to Movement für Klavier und Multimedia in intensiver Zusammenarbeit mit Komponist*innen. Sie erforscht unkonventionelle Konzertformate und präsentiert interdisziplinäre Performances.
Uraufführungen von Klavier-Konzerten von Simon Steen-Andersen, Christian Winther Christensen und Malin Bång. Als Solistin spielte sie mit dem SWR-, WDR Sinfonieorchester, RSO Berlin, RAI National Symphonieradioorchester und dem Polnischen Radio Symphonieorchester. Sie trat ausserdem in Festivals wie Eclat Festival, Ultraschall Berlin, Warsaw Autumn (Polen), MITO Festival (Italien), Klang Festival (Dänemark), ConDit (Argentinien) und Monday Evening Concerts (USA) auf.
Mit dem Klangkünstler Peter Vogel hatte sie von 2003-2012 das Improvisationsduo Nakamura/Vogel für Live-Elektronik und präpariertes Klavier. Aus ihrer künstlerischen Erfahrung und Forschung schreibt sie Essays, die im Wolke Verlag, bei Schott, NzfM und MusikTexte veröffentlicht wurden.
Andreas Eduardo Frank Komponist, Performer, Kurator
Sein Oeuvre ist vielseitig und geprägt von engen Kollaborationen mit herausragenden Künstler:innen verschiedenster Sparten auf internationaler Ebene.
Ausgehend von der zeitgenössischen Musik, arbeitet Andreas Eduardo an verschiedensten ästhetischen Schnittstellen, zwischen real und virtuell, zwischen Musik, Performance, Choreografie, Video und Theater.
Ob als Komponist, Musiker auf der Bühne oder als Kurator erforscht er die Verbindungen zwischen den künstlerischen Disziplinen, gesellschaftlich brisante Themen & Situationen die ihn im alltäglichen Leben beschäftigen und begleiten.
Seine Musik ist vielseitig und facettenreich, teils absurd, spielt mit Ernst sowie Humor, Präzision und Tiefe.
Seine Aktivitäten führten zu zahlreichen Aufführungen und Konzerten in Europa, Asien, Nord- & Südamerika & Australien, bei denen er neben der Komposition teils als Klangregisseur oder Performer aktiv gestaltet.
Seine Werke werden regelmäßig von renommierten Klangkörpern und Künstler:innen auf das internationale Parkett der Neuen Musik getragen.
Er wurde mehrfach für sein Schaffen ausgezeichnet und ist Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Landeshauptstadt Stuttgart, war künstlerischer Leiter des Ensemble Lemniscate, ist Teil der Programmgruppe FESTIVAL RÜMLINGEN und künstlerischer Leiter des Gare du Nord Basel - Bahnhof für Neue Musik.
Basler Forum Musikästhetik | 21.–22.11.2024
Abstrakt - Konkret
Jiří Němeček Schöpferisches Drama | 19.11.2024
Das zweite Streichquartett von Bedřich Smetana
Stets im Schatten seines Vorgängers (des Quartetts «Aus meinem Leben») stehend, sucht sich das 2. Streichquartett von Bedřich Smetana seit mehr als 140 Jahren den Weg auf die grossen Bühnen. Welche Rolle spielt Smetanas Erkrankung und die daraus resultierende Ertaubung beim Komponieren? Kennt man heute den wahren Grund des sich zunehmend verschlechternden Gesundheits-zustands in seinen letzten Jahren? Verhelfen uns die neusten medizinischen Erkenntnisse, Smetanas Musik besser zu verstehen und gewisse Spekulationen über seine Erkrankung zu widerlegen?
Zusammen mit dem Arda Quartett (Varvara Vasylieva, Aino Yamaguchi, Charlotte Lefebvre, Nadzeya Kurzava) taucht Jiří Němeček in die Welt von Smetanas letztem Kammermusikwerk ein und löst die Komplexität des Stückes mit seinen strukturellen sowie psychologischen Zusammenhängen auf.
Jiří Němeček (*1976) wurde in Tschechien geboren. Als Solist trat er mit mehreren Orchestern auf und gewann verschiedene Preise an internationalen Wettbewerben. Von 1998-2013 war er Primarius des Bennewitz Quartetts. Das Ensemble wurde mit verschiedenen Preisen (ARD München, Osaka International Competition, Premio Paolo Borciani) ausgezeichnet und trat auf wichtigen Bühnen und Festivals Europas, Asiens und Nordamerika auf. Seit 2011 lebt Jiří Němeček in Basel, tritt regelmässig mit dem SONOS Quartett auf und wirkt in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. Er unterrichtet Kammermusik für Streichquartette an der Hochschule für Musik in Basel und Geige an der Kantonsschule in Olten und an der Alten Kantonsschule Aarau.
ENTFÄLLT Heinz Hollige, Michael Kunkel Holliger und seine Idole | 26.10.24
Einführungsgespräch zum Konzert Dedications
Edward Williams From Disorientation to Tonality* | 11.6.2024
Queer Theory and Enharmonic Music
In this Interpretationsforum Ed Williams will present their research into the connections between trans and queer phenomenology and the enharmonic experiments of Nicola Vicentino (1511-1576), including extracts of their own artistic research as well as a presentation of Vicentino‘s „Arciorgano“. Philosopher Paul B Preciado‘s comparison of the Copernican revolution of heliocentrism to today‘s multiple gender identities might be extended to Vicentino‘s arguably non-binary „enharmonic“ music, as a system that disorients by questioning tonal centers. Ed‘s research approaches these questions by focusing on the themes of disorientation and decomposition in reference to Sarah Ahmed, Emma Biga, Donna Haraway, and Jack Halberstam.
Drawing lines between pre-modern concepts of music with queer theory, they will present the disorienting capabilities of the arciorgano, reinforcing this with examples of the research they‘re developing through their „Disorientation Lab“ and „Decomposition Studies“ in collaboration with students from the HSM. Suggesting correlations between experimental music theory of pre-lndustrial Europe and the post-structuralist thinking from the post-industrial West today, they will attempt to illustrate the interdependent relations between Vicentino‘s sound world and queer theory, where both are tools for probing the norms established by the culture they grew from, namely, European ontologies of rigid, hierarchical classifications.
Das Projekt wird im Rahmen des MA SP Music and Research durchgeführt.
Ed Williams is a harpsichordist, guitarist and composer working within the interstices between early music practices, noise improvisation, experimental composition and trans*feminist thinking. Based between Marseille and Basel, they are currently working with organ, harpsichord, electric guitar and other instruments on open compositions that combine 16th-century microtonality and improvisation with contemporary performance practice. These collaborative processes are developed alongside research into queer phenomenology and trans*feminist notions of dis/orientation, dis/identification, and entanglement.
The term „decomposition“ summarizes the overall nature of these projects. They have released music on Editions Wandelweiser, Creative Sources, lnsub. Records, and Tombed Visions, and they play with the lnsub Meta Orchestra and Unorthodox Jukebox Orchestra. They hold ABRSM Grade 8 in Harpsichord and Classical Guitar, BMus in composition from the University of Edinburgh, MA in Open Creation from the HSM Basel, and Diplome Cycle III in electroacoustic composition from the Marseille Conservatory. They also specialize in translating texts for new music, working with Maisan ONA, Artchipei, and others.
Dakota Wayne Colliding with the Lens | 30.4.2024
A lens bends the path of light, inviting certain ways of perception. We can also create imaginary lenses to place on existing ones. These lenses are not completely immaterial. At times, we may even collide with them, closing distance.
Das Projekt wird im Rahmen des MA SP Music and Research durchgeführt.
Dakota Wayne is a composer of conceptual and performative music whose work examines the social situation in and around sound. His work has been performed internationally at festivals, including ZeitRäume Basel [2021], impuls [2019,2023], Darmstädter Ferienkurse [2018], and SALT New Music Festival [2015]. He has worked with experienced ensembles in the field such as the kinnekt kollektiv, VanProject, Illinois Modern Ensemble, Purchase Contemporary Ensemble, as well as outstanding performers, Miranda Cuckson,
Rebekkah Heller, Gunnhilldur Einarsdottir, Seth Josef, Ellen Fallowfield, Sanae Yoshida, Peyee Chen, Kalle Hakosalo, Mikolaj Rytowski, and Phoebe Bognar among others. Dakota’s work spans disciplines, as he has experience in installation and performance art as well as theater music. Originally from Albany, New York, Dakota has studied in the US and Europe, holding degrees from Purchase College, University of Illinois and the Kunstuniversität Graz. He is currently pursuing the Music and Research program at the Music Academy
Basel.
Mauricio Silva Orendain Die Plastizität der Pfeife | 26.3.2024
Mikrotonalität als Klangsynthese
Orgelpfeifen werden in der Regel nur als Teil eines gesamten Instruments betrachtet. Sie selbst sind auffällig unbeweglich und unplastisch, und sobald sie die Werkstatt des Orgelbauers verlassen, sind ihre Materialeigenschaften sowie ihre Klangfarbe und
Tonhöhe festgelegt. Durch dynamischen Wind eröffnet sich jedoch eine breite Palette an Klängen schon bei einer einzelnen Pfeife, was sie zu einem vielseitigen Instrument macht. Dieses künstlerische und wissenschaftliche Forschungsprojekt nutzt den Begriff
"Plastizität", abgeleitet vom griechischen "plastikos" (verformbar, modellierbar), als Metapher und erforscht die Manipulation des Klangs einzelnen Orgelpfeife durch moderne und flexible Windversorgungen.
Der resultierende reichhaltige Fundus an Obertönen, Multiphonics, Glissandi, Geräuschen und weiteren abstrakten Klängen in einzelnen Orgelpfeifen ermöglicht eine tiefgreifende mikroskopische Bearbeitung der Klangfarben und ein neues Verständnis was Klangfarbe sein kann. Dabei können Registrierung und die entstehende Mikrotonalität als eine Art additive Klangsynthese betrachtet werden. Die Frage, wie dieses Konzept die Architektur und Ästhetik der Orgel als Gesamtsynthesizer sowie die Pfeife als einziges Instrument im Bereich des Orgelbaus betrifft, wirft eine interessante
Perspektive auf.
Meine Arbeit umfasst Orgeln wie die 2021 eingeweihte Experimentalorgel in Kassel. Diese dient als ein Beweis dafür, dass die Erkundung des Orgelbaus noch nicht abgeschlossen ist und dass es noch viel zu erforschen und zu innovieren gibt. Um kongruente und interessante Ergebnisse zu erzielen, erfordert eine solche Erkundung künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit und Praxis. Als Konsequenz gilt die Anpassung und ihr Prozess von Kompositionen an verschiedene Orgeln in Europa als wichtiges epistemisches Objekt der Forschung. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, was übertragbar ist und was nur an bestimmten Orgeln möglich ist. Es wird untersucht, wie diese Anpassungen umgesetzt werden und welche ästhetischen und gestalterischen Entscheidungen dadurch beeinflusst werden können. Dieses Verständnis soll eine Brücke zwischen Orgeln für Komponisten und Organisten im Bereich der neuen Orgelmusik schlagen.
Das Projekt wird im Rahmen des MA SP Music and Research durchgeführt.
Alejandro Sarriegui Experimentelle Schlaginstrumente | 19.3.2024
Eine künstlerische Forschung in musikalischer Performance
Die zentrale Motivation für diese Forschung hängt mit meinen persönlichen Erfahrungen als Perkussionist und meinem besonderen Interesse an der Entdeckung und dem Erlernen unkonventioneller Fälle und Möglichkeiten der Klangerzeugung durch nicht standarisierte Instrumente zusammen und deren Interpretationsformen. Der Gegenstand der Untersuchung sind die experimentellen
Klangerzeuger konkreter Klänge Josef Anton Riedls. Die Idee des Projektes ist die Papier- und Glas-Installationen, “Paper-Music“ und „Glas-Spiele“, anhand ihrer Quellen zu erforschen, um eine Studie der historischen Aufführungspraxis Riedls Musik für selbstgebaute Instrumente durchzuführen. Das Problem besteht darin, dass die Primärquellen dieser Musik nur sehr eingeschränkt interpretiert werden können, da ihnen wesentlichen Informationen fehlen. Das Ziel ist eine künstlerische Forschung der musikalischen Aufführungspraxis zu betreiben, die durch deren Forschungsmodelle einen kreativen Raum für kritische Reflexion als Ansatz zur musikalischen Interpretation schafft. Eine künstlerische Forschung der musikalischen Performance könnte die notwendigen Informationen liefern, um die Lücke der Primärquellen zu ergänzen, was durch die philologische Methode der Musiktheorie nicht erreicht werden kann. Meine Interpretation der Ergebnisse der Interpretationspraxis wird die Entscheidungen schließen, die diese Lücke ergänzen wird. Durch den Umgang mit den Skizzen und den damaligen Interpreten, ergibt sich die Möglichkeit die Versionen zu rekonstruieren und Außerdem kann man durch die kritische Edition neue kreieren. Das Projekt generiert nicht nur Repertoire und originelle musikalische Interpretationen, sondern auch Wissen über die technischen und expressiven Möglichkeiten, die durch Musik für experimentelle Schlaginstrumente erfahren werden können, die das Wissen über Schlagzeug und sein Repertoire erweitern, sondern auch, dass künstlerische Forschung durch Forschungssettings der musikalischen Aufführungspraxis die Theorie der musikalischen Interpretation erweitern kann.
Das Projekt wird im Rahmen des MA SP Music and Research durchgeführt.
Jürg Henneberger, Streichquartett Morton Feldmans enharmonische Notation – hypothetischer Versuch einer «Entschlüsselung» anhand des Werks «String Quartet II» | 5. & 10.3.2024
Lecture-Performance Morton Feldmans enharmonische Notation – hypothetischer Versuch einer «Entschlüsselung» anhand des Werks «String Quartet II» | 5.3.2024
Jürg Henneberger, Moderation
Friedemann Treiber, Violine
Daniel Hauptmann, Violine
Mirka Šćepanović, Viola
Benedikt Böhlen, Violoncello
Konzert Morton Feldman (1926–1987): «String Quartet II» (1983) – ca. 5h
Friedemann Treiber, Violine
Daniel Hauptmann, Violine
Mirka Šćepanović, Viola
Benedikt Böhlen, Violoncello
Morton Feldman, geboren 1926 in New York. 1941 Beginn des Studiums bei Wallingford Riegger und Stefan Wolpe. 1949 traf Feldman John Cage, was sich als eine der wichtigsten Begegnungen seiner musikalischen Laufbahn herausstellte. Daraus entstand eine künstlerische Vereinigung in New York, die sich der Musik Amerikas der fünfziger Jahre kritisch gegenüber stellte. Weitere Freunde und Beteiligte der damaligen New Yorker Künstlerszene waren die Komponisten Earle Brown und Christian Wolff, die Maler Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline, Jackson Pollock und Robert Rauschenberg, sowie der Pianist David Tudor. Die Kunstmaler beeinflussten Feldman, seine eigene Klangwelt zu finden, eine Klangwelt, die unmittelbarer und physischer war als sie je zuvor existiert hat. Daraus folgten seine Versuche mit graphischer Notation. Da jedoch diese Art von Notation allzu sehr in die Nähe der Improvisation führte, war Feldman nicht zufrieden wegen der Freiheit der Interpreten und den Ergebnissen, die daraus entstanden. Deshalb distanzierte er sich in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre wieder davon. 1973 wurde Feldman von der «University of New York» in Buffalo zum Edgar Varèse-Professor berufen, eine Stelle, die er bis zum Ende seines Lebens behielt. Im Juni 1987 heiratete Morton Feldman die Komponistin Barbara Monk. Am 3. September 1987 starb er in seinem Haus in Buffalo im Alter von 61 Jahren.
In den frühen achtziger Jahren, seiner Schlussperiode, beschäftigte Feldman sich weiterhin mit dem Verfahren, «Materialien verschmelzen zu lassen». Seine musikalische Sprache wird geprägt durch rhythmische «Patterns» oder melodische Gesten, die sich innerhalb wiederkehrender Zyklen variieren. Diese melodischen Gesten oder Akkorde sind oft von Stille umschlossen (Pausen in der Musiknotation). Solche Momente der Stille sind Teil des ganzen Musters oder Zyklus. Feldman schuf grosse Bewusstseinsblöcke – ein Bewusstsein des Augenblicks, eine Erinnerung an Strukturen oder an den Zustand des Andersgewesenseins oder Andersseins, und mithin einen «Erzählstil». Er erreicht eine einheitliche Sprache, indem er gewisse Parameter für alle späteren Stücke festlegt: so ist das Tempo meist Viertel gleich 63 - 66 pro Minute, die Dynamik bewegt sich im Bereich ppp - ppppp. Die Einheitlichkeit erstreckt sich bis in den graphischen Bereich: jede Zeile seiner Partituren ist eingeteilt in 9 Takte von gleicher Länge, unabhängig vom wechselnden Metrum. Im Bereich der Kammermusik schrieb er von da an wiederholt Werke mit einer Spieldauer von 45 bis 60 Minuten, sogar vier- bis fünf-stündige Stücke, wie «For Philip Guston» oder «String Quartet II». In Feldmans letzten Dekade seines Lebens sind insgesamt 9 Werke, die länger als 70 Minuten dauern, entstanden.
Morton Feldmans enharmonische Notation, die er ab den 1970er Jahren ausschliesslich und (fast) ausdrücklich für die Streichinstrumente anwendet, stellt die Interpreten bis heute vor ein Rätsel. Von Feldman selbst gibt es keine klare, eindeutige Aussage, was mit dieser Notation gemeint ist. Gesprächsweise hat Feldman bestätigt, dass die Notation mikrotonal gemeint ist, jedoch fehlt eine genaue Ausführung, wie diese Mikrotonalität umzusetzen ist. Der Komponist Marc Sabat hat gemeinsam mit Wolfgang von Schweinitz 2001 eine Notation entwickelt, die auf der Oberton-Theorie basiert. Diese Theorie basiert auf der mitteltönigen Intonation, wie sie Nicola Vicentino Mitte des XVI. Jahrhunderts in seinem Hauptwerk «L’antica musica ridotta alla moderna prattica» beschrieben hat. Die Gründe für diese Sichtweise bleiben für mich allerdings hypothetisch. Meiner Ansicht nach hat Feldmans Musik sehr wenig mit der «just intonation» zu tun, auf der diese Theorie beruht. Sie lässt sich auch nicht durch Aussagen in Feldmans Schriften oder Gesprächen überzeugend belegen. In meiner Sabbaticalarbeit habe ich 2020 meine eigene Theorie verfolgt und zu belegen versucht, die in diametralem Gegensatz zu Sabat’s Sichtweise steht. Meines Wissens ist es das erste Mal, dass ein Streichquartett versucht, diese enharmonische Notation in einer Aufführung ernst zu nehmen und hörbar zu machen.
Hinweis:
Jürg Henneberger: Mikrotonalität und Polymetrik bei Morton Feldman anhand der Werke «String Quartet II» und «For Philip Guston» Feldmans enharmonische Notation – hypothetischer Versuch einer «Entschlüsselung». Spielpraktische Neuausgabe des Trios For Philip Guston (Abschlussbericht des Sabbaticals von Jürg Henneberger Dezember 2019 – März 2020 an der Musik-Akademie Basel, FHNW)
Initiatoren Forum für Musikästhetik
Dr. Christoph Haffter, Forschungsstelle Musikphilosophie, Hochschule für Musik Basel, Institut Klassik
Prof. Dr. Johannes Menke, Dozent für Musiktheorie, Schola Cantorum Basiliensis
Prof. Dr. Matthias Schmidt, Dozent am Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Basel
Prof. Dr. Gunnar Hindrichs, Dozent am Philosophisches Seminar der Universität Basel
Kontakt
-> Bild Musikpädagogisches Forum
Format Musikpädagogisches Forum & Warum braucht es dieses?
Veranstaltungen laufendes Studienjahr
Anne Günster Musik lernen und verlernen: Perspektiven einer kritischen Musikpädagogik | 18.3.2025
Wie kann Musikpädagogik als Wissenschaft dazu beitragen, kritisch über Prozesse und Bedingungen des Musiklernens nachzudenken und diese zu verändern?
Im Vortrag wird das kritische Selbstverständnis der Musikpädagogik mit Blick auf aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen beleuchtet (vgl. Krause-Benz et al., 2022):
Inwiefern sind Fragen des Musiklernens mit ethischen oder politischen Grundfragen, z.B. zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, verknüpft?
Welche Rolle kann die Musikpädagogik hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse (u.a. Digitalisierung, Klimawandel) einnehmen?
Was bedeutet es, in der Musikpädagogik bzw. als Musikpädagog:in ‚kritisch‘ zu sein?
Literatur
Krause-Benz, M.; Oberhaus, L. & Rolle, C. (2022). Kritik! Politische und ethische Dimensionen der Musikpädagogik. Sitzungsbericht der WSMP vom 7. und 8. Mai 2021. In: Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik
Anne Günster Musik lernen und verlernen: Perspektiven einer kritischen Musikpädagogik | 18.3.2025
Wie kann Musikpädagogik als Wissenschaft dazu beitragen, kritisch über Prozesse und Bedingungen des Musiklernens nachzudenken und diese zu verändern?
Im Vortrag wird das kritische Selbstverständnis der Musikpädagogik mit Blick auf aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen beleuchtet (vgl. Krause-Benz et al., 2022):
Inwiefern sind Fragen des Musiklernens mit ethischen oder politischen Grundfragen, z.B. zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, verknüpft?
Welche Rolle kann die Musikpädagogik hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse (u.a. Digitalisierung, Klimawandel) einnehmen?
Was bedeutet es, in der Musikpädagogik bzw. als Musikpädagog:in ‚kritisch‘ zu sein?
Literatur
Krause-Benz, M.; Oberhaus, L. & Rolle, C. (2022). Kritik! Politische und ethische Dimensionen der Musikpädagogik. Sitzungsbericht der WSMP vom 7. und 8. Mai 2021. In: Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik
Axel Petri-Preis «Building a Connection with the Audience» | 12.3.2024
Exploring Opportunities and Potentials in Music Mediation
Music mediation is a cultural practice that aims to establish diverse relationships between people and musics. In his presentation, Axel Petri-Preis (University of Music and Performing Arts Vienna), will give insights into ideas, formats and contexts of music mediation. He will illustrate how this practice holds relevance for emerging musicians and music educators, shedding light on its profound impact on enhancing the concert experience for audiences.
Axel Petri-Preis, PhD, is a researcher and lecturer at the mdw-University of Music and Performing Arts Vienna specializing in music mediation. He is the author of the monograph Musikvermittlung lernen (transcript, 2022) and co-editor of the anthology Tuning up! The Innovative Potential of Musikvermittlung (transcript, 2022). He recently co-edited the first comprehensive handbook in this field, titled Handbuch Musikvermittlung, alongside Johannes Voit.
Andrea Neumann Unterrichtslabor | 25.5.2021
Mehr Informationen
Barbara Doll, Vincent Providoli und Studierenden der Instrumentalpädagogik, Moderation: Annekatrin Klein Unterrichtslabor | 2.3.2021
Mehr Informationen
Andreas Doerne YouTube & Co – Ein kleiner Einblick in musizierbezogene Lehr- und Lernwelten von Online-Videotutorials | 5.1.2021
Programm als PDF
Irena Müller-Brozovic Musikunterricht als Beziehungskiste? – Resonanzaffine Musikvermittlung zwischen Faszination und Widerstand | 1.12.2020
Bertrand Gourdy Many ways to play : Opening the teaching practice | 20.10.2020
Programm PDF
Michael Büttler, Mike Svoboda und Annekatrin Klein Unterrichtslabor | 10.12.2019
Mehr Informationen
Prof. Dr. Andreas Doerne, Stefan Goeritz, Annekatrin Klein «Modelle für eine Musikschule der Zukunft – Visionen und gelebte Praxis» | 12.11.2019
Mehr Informationen
Musikpädagogisches Symposium | 08.09.2018
«Wie gelingt inspirierter Unterricht?» Videobasierte Unterrichtsreflexion und Praxiseinblicke
Mehr Informationen erhalten Sie hier
Wer ist Kontakt/verantwotlich für musikpädagogisches Forum?
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Ringvorlesungen = jetziges Colloquium 48
Format Ringvorlesungen & Warum braucht es dieses?
Wer ist Kontakt/verantwotlich für Ringvorlesungen?
Ablauf Anmeldung - gibt es was zu beachten?
Veranstaltungsort
Der Hauptveranstaltungsort ist der Raum 6-301 auf dem Campus der Musik-Akademie. Andere Veranstaltungsorte werden bei der jeweiligen Veranstaltung direkt angegeben.
Der Campus der Musik-Akademie Basel besteht aus mehreren Gebäuden. Der Raum 6-301 befindet sich im Hauptgebäude 6, 3. Stock.
Aus Denkmalschutzgründen ist der Raum nur über eine Treppe erreichbar.
Musik-Akademie Basel
Leonhardsstrasse 6
4051 Basel
Link zu Symposien, Studientage