
Giuseppe Torelli (1659-1709) und seine instrumentale Klangwelt
Tagung der Schola Cantorum Basiliensis im Rahmen des Projektes “L’arte musicale di Giuseppe Torelli (1659-1709)”
Im März 2025 wird die Schola Cantorum Basiliensis (SCB) musikalisches Projekt über den Geiger und Komponisten Giuseppe Torelli (1659–1709) veranstalten, das in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium von Bologna in der Person von Enrico Gatti entstanden ist. Anlässlich dieses Projekts und in Zusammenarbeit mit den beiden Violindozentinnen der SCB, Amandine Beyer und Leila Schayegh, dem Gastdozenten Enrico Gatti und dem Professor für Naturtrompeten, Jean-François Madeuf, wird ein Studientag organisiert, der Giuseppe Torelli und seinem instrumentalen Schaffen gewidmet ist, mit besonderem Fokus auf Werke für Orchesterensemble.
Giuseppe Torelli, der heute im musikalischen und musikwissenschaftlichen Panorama wenig präsent ist, scheint hingegen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Orchesterformen am Ende des 17. Jahrhunderts gespielt zu haben, wie die jüngste Forschung zeigt, die insbesondere auf eine Verbindung zwischen dem Geiger und Vivaldi (der möglicherweise sein Schüler in Venedig war) hinweisen. Seine acht zwischen 1686 und 1709 in Bologna gedruckten Sammlungen sind die Früchte einer kompositorischen Reise, die Torelli zu europäischem Ruhm verhalf und seinen Ruf als Geiger und Virtuose seines Instruments festigte. Die Reisen und Aufenthalte des Geigers an verschiedenen Höfen und in Städten Europas brachten ihn in Kontakt mit unterschiedlichen musikalischen Kreisen, in denen der Geiger vermutlich selbst bedeutende Spuren hinterlassen hat.
Insbesondere die umfangreiche Sammlung von Musikhandschriften Torellis, die im Archiv San Petronio in Bologna aufbewahrt wird, stellt ein wertvolles Material für die Rekonstruktion der Bologneser Orchesterpraxis ab den 1680er Jahren und allgemein der Orchesterpraxis dieser Zeit im italienischen Kontext dar. Diese Handschriftensammlung liefert zahlreiche Informationen über die Besetzung und die Verteilung der Instrumente bei geistlichen und weltlichen Orchesteraufführungen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Die meisten dieser Werke, die im letzten Jahrhundert von Franz Giegling (1921–2007) erforscht wurden, sind unveröffentlicht und wenig bekannt. Die Bibliothek der SCB ((Vera Oeri-Bibliothek) besitzt einen großen Teil davon in Transkriptionen, die Giegling im Rahmen seiner Studien über den Komponisten angefertigt hat. Die Reproduktionen und Transkriptionen sind Teil des Nachlasses, den der Schweizer Musikwissenschaftler unserer Institution vermacht hat und den wir im Rahmen dieses Projekts bekannt machen und aufwerten möchten.
Ziel dieses Studientages ist es, zu einer vertieften Auseinandersetzung mit einigen bedeutenden Aspekten der Musik Torellis beizutragen, z.B. in Bezug auf seine kontrapunktische Schreibweise und sein Violinspiel, seine formalen Entscheidungen und seine Orchestrierungsstrategien, und zwar im Kontext der zeitgenössischen Instrumentalszene, um sich einem besseren Verständnis und einer angemesseneren Würdigung des Werks des Komponisten und seiner Rezeption anzunähern.
Hier finden Sie den Flyer inkl. Programm.
Livestream der Tagung: https://www.musik-akademie.ch/de/veranstaltungen/konzert-aufnahmen/symposium-hybride-veranstaltung/tagung-giuseppe-torelli.html
Vorläufiges Programm
9.00 Uhr | Begrüssung & Einleitung / Welcome & Introduction Martin Kirnbauer (Schola Cantorum Basiliensis) Agnese Pavanello (Schola Cantorum Basiliensis) |
9.15 Uhr | Giulia Giovani (Università degli Studi di Siena) Bologna in Torelli's time: Social, political, artistic context and musical opportunities |
9.45 Uhr | Enrico Gatti (The Royal Conservatoire Den Haag / Conservatorio di Bologna) “Like a consort of several instruments”. Multi-chordal practice on the violin in Italy during the 17th and early 18th century: The case of Giuseppe Torelli in its context |
10.15 Uhr | Constance Frei (Université de Lausanne) "I frutti mero caprizioso parto dell’arco": Giuseppe Torelli printed by Micheletti |
11.15 Uhr | Valeria Mannoia (Università degli Studi di Pavia) I Concerti musicali opus 6 (1698): The historical context and genesis between tradition and innovation |
11.45 Uhr | Johannes Menke (Schola Cantorum Basiliensis) Torelli's Brandenburg Concerti: Formal and tonal strategies in op. 6 |
14.00 Uhr | Piotr Wilk (Jagiellonian University, Kraków) Creating a new musical genre on the example of the concertos from op. 5, 6 and 8 by Giuseppe Torelli |
14.30 Uhr | Marc Vanscheeuwijck (University of Oregon / Conservatoire royal de Bruxelles) Torelli’s large-scale compositions for San Petronio: reflections upon performance practices |
15.00 Uhr | Jean-Francois Madeuf (Schola Cantorum Basiliensis) Trumpet music of Giuseppe Torelli |
16.00 Uhr | Federico Lanzellotti (Universität Basel) Torelli as composer of sinfonie |
16.30 Uhr | Chiara Cattani (Conservatorio di Ravenna) Giuseppe Torelli, opus 8: Concerti grossi and solo violin con-certos |
Datum und Zeit
6.3.2025 (ganztägig) iCal
Ort
Neuer Saal, Campus Musik-Akademie Basel, Leonhardsgraben 48, 4051 Basel
Veranstaltet durch
Schola Cantorum Basiliensis
Kosten
freier Eintritt
Veranstaltungssprache
Englisch und Deutsch