Soziale Vernetzung von Gig Workers in der Plattform-Economy
Beziehungsnetzwerk und Communitybildung von «Gig Workers» bei der grössten Vermittlungsplattform in der Schweiz
«Gig Work» steht für eine neue flexible Arbeitsform: Festanstellungen werden durch flexibel geplante, online vermittelte Arbeitseinsätze ergänzt oder ersetzt. Die Auftragnehmenden, die Gig Workers, akquirieren laufend neue Aufträge, für die sie nach Ausführung bezahlt werden. Typische Arbeitsaufträge finden sich in den Bereichen Transport und Logistik, Event und Promotion, Gastronomie und Service, kaufmännische Tätigkeiten, Detailhandel und Luftverkehr.
Gig Work ist eine neue und relevante Arbeitsform, deren Verbreitung auch in der Schweiz zugenommen hat. Dies bedingt Veränderungen in der Arbeitswelt sowohl für Arbeitnehmende als auch für Arbeitgebende. Die arbeits- und organisationspsychologische Perspektive auf das Thema soll dabei innovative Denkanstösse liefern.
Dieses Projekt erforscht erstmals in der Schweiz das informelle Netzwerk zwischen Gig Workers. Gemeinsam mit dem Wirtschaftspartner Coople Schweiz AG, dem grössten Anbieter im Land, werden insbesondere Kommunikations- und Vernetzungsbedürfnisse der Gig Workers untersucht mit dem Ziel, ihre Identifikation und ihr Commitment gegenüber der arbeitsvermittelnden Plattform zu stärken.
Der Wirtschaftspartner wird darin unterstützt, den Gig Worker «greifbar» zu machen und zu verstehen und darauf basierend zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Das Projekt umfasst unter anderem folgende Dienstleistungen, welche zukünftig in Form von sozialen sowie technologiebasierten Erneuerungen eingesetzt werden:
- Entwicklung einer Gig Worker-Typologie zur Segmentierung und Erarbeitung von «Gig Worker Personas» (archetypische Nutzer)
- Stärkung von User-Engagement und -Bindung durch die Berücksichtigung kontextueller, spezifischer User-Interessen, welche auf erweiterte Kommunikations-, Informations- und Vernetzungsprozesse fokussieren
- Aufwands- und Kostenreduktion sowie Qualitätssicherung durch Optimierung/Neugestaltung des Onboarding-Prozesses, basierend auf ganzheitlichen, arbeitspsychologischen Gestaltungskriterien
- Entwicklung und Implementierung einer maschinellen Sentiment-Analyse zur Optimierung von Text- und Dataminingsaktivitäten
Projektdaten
Forschungspartner | Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung Hochschule für Wirtschaft FHNW, Institut für Personalmanagement und Organisation (Projektleitung) Hochschule für Wirtschaft FHNW, Institut für Wirtschaftsinformatik |
Wirtschaftspartner | Coople Schweiz AG |
Förderung | Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (ehemals KTI) |
Dauer | Mai 2017 - Dezember 2019 |
Publikationen | Konrad, J., & Pekruhl, U. (2017). Trends zur Flexibilisierung in der Plattform Economy. In M. Zölch, M. Oertig, & V. Calabrò (Hrsg.), Flexible Workforce - Fit für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt? Strategien, Modelle, Best Practice (S. 45–77). Bern: Haupt Verlag. Ryser, T., Flepp, C., & Konrad, J. (2018). Personas for a better understanding of emerging worker identities in the Swiss Gig Economy. Reshaping Work 2018 Conference, Amsterdam. Ryser, T., & Konrad, J. (2017). Beschreibungsmodell von Vernetzungsanforderungen in der Gig Economy. In Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hrsg.), Soziotechnische Gestaltung des digitalen Wandels – kreativ, innovativ, sinnhaft. Brugg und Zürich. |