Eine Bachelor-Thesis kickt die Karriere an
Wirtschaftsinformatik-Student Kenny Cheung ebnet sich mit der Abschlussarbeit den Weg ins Bankenwesen. Wie hat er das geschafft?
Nur wenige Wochen nach Abschluss des Wirtschaftsinformatik-Studiums an der Hochschule für Wirtschaft FHNW tritt Kenny Cheung seine ersten Job als Wirtschaftsinformatiker bei Finstar an, dem Software-Provider und Tochterfirma der Hypothekarbank Lenzburg AG. Das war vor zwei Jahren. Seither ist Cheung Business Analyst. Er bildet die Schnittstelle zwischen Anwender*innen (Bankkund*innen oder -mitarbeiter*innen) und der IT, prüft Kundenwünsche oder Anforderungen und muss sie technisch korrekt für die IT beschreiben. «Es ist ein anspruchsvoller und spannender Job», sagt Cheung. Von einem Business Analysten werden tragfähige Lösungswege erwartet, die für alle Seiten stimmen.
Der 26-Jährige hat die Berufsmaturität in Basel absolviert und in der Administration einer Sprachschule gearbeitet. Die Bankenbranche war Neuland. «Ich lerne jeden einzelnen Tag Neues dazu und will mit jenen Schritt halten können, die schon länger dabei sind.» Dass er diesen verantwortungsvollen Job bekommen würde, hätte er sich vor zwei Jahren niemals träumen lassen.
«Ich habe zu mir gesagt: Engagiere dich und fordere dich selbst heraus.»
So kam es dazu: Als es an die Vergabe der Bachelor-Themen geht, bewirbt sich Cheung für eine externe Auftragsarbeit: «The Future of Mobile App Development». Auftraggeber ist Finstar. Die Aufgabe interessiert Cheung: «Wie kann oder wie muss sich heute, bei allen rasanten technologischen Entwicklungen, eine App im Bereich Online-Banking verändern? Solche Entscheide sind für Unternehmen weitreichender, als man von aussen denken könnte.» Mehr Details darf Kenny Cheung auch heute nicht verraten. Die Auftragsarbeit ist vertraulich.
Cheung organisiert periodisch Meetings mit seinen Auftraggebern. So lassen sich Unsicherheiten schnell aus dem Weg räumen, denkt sich Cheung. «Ich wollte die Aufgabestellung richtig verstehen. Ich fragte auch regelmässig nach, ob ich auf dem richtigen Weg bin.» Er bekommt Unterstützung, man gibt ihm ein gutes Gefühl. Die Atmosphäre ist angenehm und kollegial.
Gegen Ende der Bachelor-Arbeit wird das Gespräch mit seinen beiden Finstar-Betreuern persönlich. Ob sich Kenny vorstellen könne, sich für ein Trainee-Programm zu bewerben. Für Hochschulabsolvierende sind diese Programme oft Eintrittstickets in eine neue Branche, weiss Cheung. Die Anfrage kommt dennoch unerwartet. «Nie hätte ich gedacht, dass ich mich auf positive Art sichtbar gemacht habe.» Auch wenn nichts daraus wird, das Selbstvertrauen ist schon mal gestärkt.
Cheung bewirbt sich noch vor Abgabe der Thesis. Es kommt zum ersten Gespräch und zur zweiten Überraschung. Diskutiert wird jetzt eine Anstellung als Junior Business Analyst. «Kenny hat vom Studium her die richtigen Werkzeuge in seiner Toolbox. Fehlendes Bankenwissen spielt eine untergeordnete Rolle, so Stephan Weber, Teamleiter Business Analyse bei Finstar. «Für Kenny spricht seine Fähigkeit, Zusammenhänge schnell zu erkennen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Bei auftauchenden Problemen stellt er die richtigen Rückfragen. Das sind sehr wichtige Eigenschaften für einen Business Analysten.»
Prof. Martina Dalla Vecchia, Dozentin für Digital Leadership an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, hat die Bachelor-Arbeit betreut und freut sich für Cheung. «Es ist toll zu sehen, wie er sich in das FinTech-Thema eingearbeitet hat. Er lieferte eine fundierte wie auch kreative Lösung. So gesehen erstaunt es mich nicht, dass die Projektleiter das Talent erkannt haben und ihm direkt ein Jobangebot machten.»
Er habe auch einfach Glück gehabt, meint Cheung selbst. Sein Tipp an Studierende? «Unerfahrenheit oder Unwissenheit über die Branche sind nichts Negatives. Das ist meine Erfahrung. Es ist die Einstellung, die den Unterschied macht. Ich habe zu mir gesagt: Engagiere dich und fordere dich selbst heraus. So wirst du einen Beitrag leisten, der ein Unternehmen weiterbringt.»


