Informatik, Allgemein

Telemedizin: Wenn nicht jetzt, wann dann?

23. Juni 2020

Der behördlich verordnete Lock-Down im Frühling 2020 hat sehr deutlich gemacht, dass Telemedizin nicht nur etwas für dünnbesiedelte Gebiete wie grosse Teile von Australien oder Nordskandinavien ist, sondern auch in der dichtbesiedelten Schweiz auf grosses Interesse stossen kann. Telemedizin ermöglicht Patienten die Konsultation einer Allgemeinmedizinerin auch dann, wenn das öffentliche Leben fast zum Erliegen kommt – sei es aus übertriebener panischer Angst oder gerechtfertigter Vorsicht – und stellt somit die fachkundige medizinische Grundversorgung sicher.

Während für junge Personen mit intaktem Immunsystem die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung an Sars-CoV-2 von Anfang gering war und über die Zeit noch stark zurückgegangen ist, sieht es für alte Menschen mit geschwächtem Immunsystem ganz anders aus. Sie sind am stärksten gefährdet und bedürfen spezieller Vorsichtsmassnahmen, z.B. durch «physical distancing». Das konsequente und wirksame Einhalten von räumlicher Distanz setzt aber voraus, dass alle Grundbedürfnisse wie beispielsweise Versorgung mit Lebensmitteln oder medizinische Betreuung und Beschaffung von notwendigen Medikamenten anderweitig sichergestellt werden können.

Die grossen Lebensmittel-Discounter haben das Problem erkannt und sind zumindest während des Lock-Downs bereit gewesen, den gefährdeten Personen über ein Netz von Freiwilligen Lebensmittel nach Hause zu liefern. Auch findige Köchinnen und Köche haben die Freude am Kochen nicht verloren und haben ihre Köstlichkeiten über einen stark ausgebauten Heimlieferservice angeboten. Wie üblich nimmt aber die Dichte solcher Zusatzdienstleistungen mit der Distanz zu den urbanen Zentren schnell ab.

Wie sieht es aber mit der medizinischen Versorgung von gefährdeten Personen aus? Während Medikamente ähnlich zu Lebensmitteln mit Kurierdiensten verteilt werden können, wird es mit einer ärztlichen Betreuung schon schwieriger. Sollen gefährdete Personen mit Covid-Symptomen ihre Hausärztin in der Praxis aufsuchen und damit sich selbst und andere Arztbesucher einer erhöhten Ansteckungsgefahr aussetzen oder bleiben sie besser zuhause und beobachten ihren Gesundheitszustand alleine?

In einer solchen Situation bietet Telemedizin in Kombination mit mobiler in-vitro Diagnostik eine echte Alternative: Gefährdete Personen konsultieren mit ihrem Smartphone eine telemedizinische Einrichtung und führen ein vertrauliches Arzt-Patienten-Gespräch mithilfe von Videotelefonie. In manchen Fällen reicht jedoch eine einfache Videokonsultation über das Smartphone nicht aus, weil biometrische und biochemische Kennwerte benötigt werden, um eine präzise Diagnose stellen zu können. Solange nur das Gewicht und die Körpertemperatur abgefragt werden, können die meisten Personen zuhause auf eine Körperwaage oder ein Fieberthermometer zurückgreifen. Möchte die Ärztin aber den Blutdruck messen, den Herzschlag oder die Lunge abhören oder sogar den CRP-Wert im Blut wissen, dann wird alles schon viel anspruchsvoller.

In-vitro-Diagnostik zuhause sollte so einfach wie das Messen von Gewicht und Temperatur sein.

Zusätzlich zur Videotelefonie-App auf dem Smartphone braucht es also die Möglichkeit, dass nicht medizinisch geschulte Personen eigene Messungen von Vitalparametern zuhause durchführen können und die Messwerte sicher und korrekt an die betreuende Ärztin für eine fachmännische Diagnose übertragen werden. Diese Messungen sollten so einfach wie das Messen von Gewicht und Temperatur sein. In den meisten Fällen werden dazu spezielle Geräte benötigt, die aber nicht einfach zuhause herumliegen, weil die wenigsten Leute ein eigenes Stethoskop, Blutdruckmessgerät oder einen Lateral Flow Bluttest besitzen.

Rucksack für Spitex-Mitarbeiterinnen mit einer Auswahl von eHealth-Geräten, Lateral-Flow Bluttests und anderen medizinischen Utensilien

An diesem Punkt könnte nun ein Diagnostik-Anbieter, eine Apotheke oder auch die Spitex einspringen und die notwendigen medizinischen, smarten eHealth Geräte an die gefährdeten Personen zuhause ausliefern, nach den ausgeführten Tests zurückholen, reinigen, sterilisieren und wiederverwenden. Wichtig dabei ist, dass die Smartphone-App des telemedizinischen Anbieters so konzipiert ist, dass die ausgelieferten Geräte einfach angeschlossen und von der Software erkannt werden und die App alle notwendigen Schritte für eine korrekte und sichere Messung intuitiv vorgibt.

Für die einfache Anbindung und Integration von unterschiedlichsten eHealth-Geräten von verschiedenen Herstellern in eine Smartphone-App bietet sich die von uns entwickelte Software-Bibliothek SeHDL (Smart eHealth Device Library) bestens an.

Schlagworte: Covid, Sars-CoV-2, SeHDL, Telemedizin

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