Präsentation von ausgewählten Stilübungen der Tonsatzklassen
Frühjahr 2020, die ganze Welt steht still, die Corona Pandemie hat unser alltägliches Leben auf den Kopf gestellt. Nach und nach wurden die Konzerte abgesagt, Meisterkurse wurden verschoben, Orchesterprojekte auf Eis gelegt und sogar die Basler Musikhochschule schloss ihre Pforten. Auf der Suche nach einem ruhigen Ort zum Arbeiten und Üben, habe ich die Stadt verlassen und bin vorübergehend zurück aufs Land zu meinen Eltern gezogen. Buus ist eine schöne Gemeinde im Baselbiet mit grossen Wäldern, Wiesen und Feldern, die Natur lädt zum Geniessen ein.
Zu dieser Zeit ist mein Streichquartettsatz entstanden. Die Kurse der Hochschule wurden weiterhin online angeboten, so auch der Tonsatzunterricht bei Moritz Heffter. Das Spielen im Streichquartett ist meine grosse Leidenschaft. Daraus ist der Wunsch gewachsen, ein Satz für diese Gattung zu schreiben. Joseph Haydn hat nicht weniger als 68 Streichquartette geschrieben und ich wollte ihn als Vorbild nehmen. Speziell begeistert bin ich von den vielen musikalischen Witzen, welche er in seinen Werken einbaut. Nach intensivem Studium seiner Quartette Opus 33, habe ich mich an die Arbeit gemacht. Aus dem Hauptthema, welches auf einem Spaziergang entstanden ist, wächst ein Satz, welcher durch die Themen, den Aufbau, die harmonischen Folgen und die Witze an den alten Meister erinnern soll.
Ein grosser Dank geht an Moritz Heffter für die tatkräftigen Unterstützung und an die Mitglieder des La Bosse Quartetts, welche den Satz eingespielt haben.
Silvan Irniger
In der Epoche der Romantik war die Verwendung von Volksliedern und Volkspoesie in klassischen Kompositionen typisch. Die Komponisten vertonten und arrangierten bereits bestehende Melodien und Texte für Chor. Dabei erlebte sowohl der A-Cappella-Chor, als auch der Chor mit Klavierbegleitung einen folgenreichen Aufschwung. Viele Musikliebhaber fanden in Gesangsvereinen zusammen, wodurch unzählige Chöre gegründet wurden. Anfangs gab es vor allem Männerchöre, später auch vermehrt Frauen- und gemischte Chöre. Demzufolge entstand in der bürgerlichen Gesellschaft, vor allem in Deutschland, eine bis heute bedeutende Chortradition.
Die vorliegenden weltlichen Chorsätze basieren auf drei bereits existierenden Volkspoesien. Prägend für die Werke sind die Komponisten Felix Mendelssohn und Johannes Brahms. Die beiden Herbststücke „Bunt sind schon die Wälder“ und „Herbst ist da“ basieren auf bekannten Volksliedmelodien, welche durch eine typisch romantische Harmonisierung für Chor arrangiert wurden. Im Stück „Stille ruht der See“ wurde über den Text von Heinrich Pfeil eine neue Melodie gelegt und davon ausgehend die restlichen Stimmen komponiert. Die Melodie der Volkslieder vertritt in der Regel die Sopranstimme, während die restlichen Stimmen die Melodie harmonisch ergänzen und erweitern.
Anna Kölbener
Die Fuge auf ein gegebenes Soggetto ist im Tonsatzunterricht bei Jürgen Stolle entstanden.
Interpretation und Video: Denis Linnik
Dieses Lied basiert auf einem romantischen Gedicht, das 1853 von Joseph von Eichendorff (1788–1857) geschrieben wurde.
Das Eröffnungsthema beginnt mit einer reinen Quinte, entwickelt sich dann in den Haupttönen von Cis Moll auf eine sehr natürliche Weise, die an ältere, fast archaische Musik erinnert.
Die Klavierbegleitung variiert mit jeder Strophe, so dass jedes Mal eine neue Atmosphäre entsteht. Ob in einer Abfolge von dunklen und mysteriösen Akkorden oder in einigen viel einfacheren Passagen, in einem fast pastoralen Stil, der den Reichtum der Natur beschreibt.
Die Wahl der Moll-Tonart evoziert das Geheimnis der Nacht, aber auch den Schmerz einer alten Liebe. Der Mittelteil ist mit zahlreichen Passagen in Dur koloriert, die die glücklichen Erinnerungen an eine vergangene Liebe darstellen sollen.
Die vierte und letzte Strophe des Gedichts, die plötzlich das Anfangsthema aufgreift, soll ein düsterer Abschluss seines Liebeskummers sein; die Kapitulation vor dem Tod. So stellen die Akkorde, die die gesungene Stimme unterstützen, den «stille Grund» (Vers 20) dar, der als Symbol für die Unbeweglichkeit und Stille nach dem Tod stehen soll.
Rocco Michela