Forschung

Soziale Roboter im Pflegezentrum: Beeinflusst Schweizerdeutsch die Akzeptanz?

23. April 2025

Ein sozialer Roboter, der Schweizerdeutsch versteht und spricht

Ein Forschungsteam der Hochschule für Wirtschaft FHNW testet erstmals in Pflegeheimen einen sozialen Roboter, der dank Microsoft Azure und ChatGPT Schweizerdeutsch verstehen und sprechen kann. Die Studie untersucht, wie Bewohnerinnen und Bewohner auf solche Interaktionen reagieren und ob die technische Umsetzung eine natürliche Konversation ermöglicht. Ziel ist es, das Potenzial dieser Technologie für den Pflegealltag zu evaluieren.

Die Herausforderung der Sprachbarriere

Insbesondere bei älteren Personen kann die Sprachbarriere ein entscheidender Faktor sein, ob mit einem sozialen Roboter interagiert oder dieser ignoriert wird. Fehlt die Fähigkeit, Dialekte wie Schweizerdeutsch zu verstehen und zu sprechen, kann dies zu Frustration und Distanzierung führen, anstatt zur gewünschten sozialen Bereicherung. Das Potenzial sozialer Roboter für zwischenmenschliche Interaktion, emotionale Unterstützung und kognitive Aktivierung bleibt so häufig ungenutzt.

Technologische Umsetzung

Dank der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz können moderne Sprachmodelle wie ChatGPT heute in mehreren Sprachen kommunizieren und flexibel zwischen diesen wechseln.
Doch wie gut funktioniert das mit Schweizerdeutsch?

Im Rahmen eines Innosuisse-Projekts1 erforschen Dr. Erich Studerus und Vivienne Jia Zhong vom Institut für Wirtschaftsinformatik FHNW, ob ein sozialer Roboter diese Technologie für natürliche Dialoge mit Menschen nutzen kann. Dafür nutzt das Robotersprachsystem den Advanced Voice Mode von ChatGPT, der Gespräche in Echtzeit ermöglicht und mit einer menschenähnlichen Stimme spricht. Die Spracherkennung erfolgt über Microsoft Azure, das Schweizer Dialekte erkennt und verarbeitet.

Erste Erkenntnisse aus der Studie

Die ersten Tests im Regionalen Pflegezentrum Baden zeigen vielversprechende Ergebnisse: Der humanoide Roboter Pepper, ausgestattet mit dem neu entwickelten Sprachsystem, kann erfolgreich mit Menschen kommunizieren. Er sorgte sowohl bei den Bewohnenden als auch beim Pflegepersonal für grosse Begeisterung. Einen Bewohner brachte er mit einem humorvollen Witz zum Lachen und gab auf Wunsch einer Bewohnerin Tipps zur Pflege ihrer Lieblingsblume – Spass im Alltag; das kam gut an. Ein Bewohner brachte es auf den Punkt: „Ich bin absolut beeindruckt von seiner Intelligenz“.

Bedeutung für die Zukunft

Die Studie bildet eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des Robotersprachsystems und trägt dazu bei, die Kommunikation zwischen Mensch und Roboter noch natürlicher und reibungsloser zu gestalten. In den nächsten Schritten soll das System weiterentwickelt werden, sodass der soziale Roboter in Zukunft noch gezielter auf individuelle Bedürfnisse eingehen und eine sinnvolle Unterstützung im Alltag bieten kann.

Für weitere Informationen oder bei Interesse an einer Zusammenarbeit kontaktieren Sie bitte Dr. Erich Studerus oder Vivienne Jia Zhong (Autorin des Beitrags).

1 Weitere Informationen zur Studie «Werteorientierte Schweizer Roboter: Technische, soziale und organisatorische Einbettung in Pflegeinstitutionen».

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