Freud und Leid mit den Hospitationen? Ein Klärungsversuch – Tobias Leonhard

Die Hospitationstage vor den Praktika sind uns wichtig. Sie werden von Praxislehrpersonen aber höchst unterschiedlich aufgenommen – wir klären auf…

Studierende, die «einfach so» im Schulzimmer sitzen? Wo sie doch so viel lernen könnten, wenn sie gleich mit Schülerinnen und Schülern in Kontakt treten würden! 

Aus dem nun abgeschlossenen Basispraktikum gelangten zwei sehr unterschiedliche Positionen von Praxislehrpersonen an mich, die ich zunächst (leicht gekürzt) einander gegenüberstelle:

Rückmeldung 1: «Die Studentinnen kamen in den Kindergarten und haben von Anfang an schon gesagt, dass sie Aufträge haben und nicht eingesetzt werden können…?!?! Sie haben auch nicht alles mitgemacht (musste zum Schulzahnarzt, die Studis kamen nicht mit, da sie ja ihre Aufträge haben. !!???) Nun ja, ich dachte mir erstmal nicht viel dabei, nachdem sich der erste Schock gesetzt hatte. Dann kam die zweite Hospitation, dasselbe noch einmal, dass die Studis Aufträge haben und nur das machen müssen…».

Rückmeldung 2: «Ich durfte eine sehr schöne Erfahrung aus den 3 Vormittagen mitnehmen. Meine zwei Studierenden (…) haben an den drei Vormittagen ihren Beobachtungsauftrag während dem Unterricht fleissig umgesetzt. Konzentriert notierten sie ihre Beobachtungen. Ihre konzentrierte Haltung beim Arbeiten, erreichte die Kinder in ihrem Tun. Das Schaffen der Studentinnen breitete sich wie ein Duft/Energie aus und wirkte auf die Kinder ein. Dadurch war es eine sehr schöne Kennenlernphase. Spüren zu dürfen, wie die Konzentration ansteckend sein kann und gleichzeitig zum Beziehungsaufbau beiträgt».

Ich war ja froh, dass mich die zweite Rückmeldung auch erreichte, denn die erste gelangte sinngemäss zweimal an mich.

Aber was nun?

Wir möchten, dass Studierende der Basisphase vor Weihnachten wirklich intensiv beobachten, um genau das lernen und üben zu können. Das geht aber nicht vernünftig, wenn sie sich gleich ins «Getümmel» stürzen, gleich interagieren, gleich intervenieren. Es macht einen Unterschied, ob Studierenden z.B. genau hinschauen, was der Junge im Bild tut und schon kann, oder ob sie ihm zeigen, wie man Wäsche aufhängt. Beides ist wichtig, keine Frage. Aber unserer Bitte an euch als Praxislehrpersonen während der Hospitationen der Basisphase ist: Lasst sie das bitte mindestens in Ruhe tun, oder unterstützt sie, je nachdem, mit welchem Beobachtungsfokus sie kommen. Es könnte auch spannend sein, diese Beobachtungen mit ihnen anzuschauen.

Aber natürlich: Es gilt auch, sich an diesen Tagen kennenzulernen, das Blockpraktikum vorzubesprechen und zu planen.

Unsere Konsequenz: Hospitationstage statt -halbtage sollen ab dem kommenden Studienjahr ermöglichen, das eine zu tun und das andere nicht lassen zu müssen. Vormittags konzentriert beobachten z.B. diese Aspekte: (https://prezi.com/a-ff654mob2k/?token=968660793de8277f63ce74e1b430e8d55d53d3dbf94e0d181a5291710fec848c&utm_campaign=share&utm_medium=copy), mittags sich austauschen und – sofern gegeben – am Nachmittag mitgestalten.

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