So ein Winter … – Tobias Leonhard

Ich erinnere mich nicht daran, dass Praktikumsbesuche im Januar jemals so wenig vom Winter beeinflusst waren, aber auch nicht daran, jemals so viele «Schneeersatzstoffe» vor Ort kennengelernt zu haben…

Der Winter war hart – vor allem im Kindergarten.

Wo die Jahreszeiten oft die Themen bestimmen, war es diesen Winter schwierig, dem Schnee leibhaftig zu werden.

Bei strahlendem Sonnenschein und «grüner Flur» war es einerseits eine Freude, pünktlich und entspannt auch an den entferntesten Praktikumsort zu reisen, andererseits war es ein wenig betrüblich, den sehnsuchtsvollen Augen der Kinder nach draussen zu folgen: Wann kommt er denn endlich – der richtige Schnee…? 

Umso beeindruckender war die Kreativität, mit der viel mehr als ein Hauch von Winter in die Schulzimmer Einzug hielt: Schnee- und Eisersatzstoffe fanden sich in grosser Zahl: Von Tüchern und Vlies über Granulate und Folien, man munkelte auch, weisses Fimo sei in der Nordwestschweiz ausverkauft gewesen.

Es ist ein grossartiger Leistungsausweis der Arbeit in Kindergärten und Primarschulen, dass der Winter dennoch nicht zu kurz kam, weil er in Geschichten und Büchern, in Liedern und Versen eben doch allgegenwärtig war, genauso wie die Frage, wie es kommt, dass «richtiger» Winter sich im Flachland inzwischen so rar macht.

Ich durfte sogar dabei sein, als Studierende mit den Kindern mitten im Kindergarten einen mannshohen Schneemann bauten – als pantomimische Bewegungssequenz.

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