Hylde Myklebust: Auch am Tag leuchten die Sterne

Mia ist 16 Jahre alt. Für sie und ihren Freund Are wird es der letzte Sommer sein, bevor sich ihre Wege trennen. Mia verbringt diese Tage in einem Wechselbad ihrer Gefühle: Wehmut, dass sich ihre Wege trennen werden und Vorfreude auf das neue, selbständige Leben in der Stadt. Obwohl Mia Are lieb hat, möchte kann sie sich nicht wirklich auf diese Beziehung einlassen. Zu sehr reizt sie das Neue, die erste eigene Wohnung mit ihrer besten Freundin Elsie und das Musikgymnasium. Nach dem Umzug fasziniert sie das Leben in der Stadt sehr, vor allem die neuen Gesichter, die Musik an der Schule und die Unabhängigkeit. Und als sie dem etwas älteren Adil begegnet, überkommen sie Gefühle, die sie bis anhin nicht kannte. Was mit Are war, die Nähe zu ihm, rückt immer weiter weg. Bis sie von Ares Diagnose erfährt. Er hat Krebs, er wird den nächsten Sommer wohl nicht mehr erleben. Plötzlich ist alles anders und zwingt Mia, sich über ihre Bedürfnisse und Wünsche klar zu werden, und sie muss auch herausfinden, wie weit ihre Kraft reicht. Das fordert, aber Adil und Elsie sind an ihrer Seite. Solche Zeiten lassen sich nur überstehen, wenn man zwischendurch in die Arme genommen wird und mit der ganzen Trauer und Zerrissenheit nicht alleine ist.
Hylde Myklebust erzählt eindringlich von den grossen Fragen des Lebens. Die Autorin ist eine bekannte Lyrikerin, was in den vielen treffenden Metaphern und Wortschöpfungen deutlich wird. Mit ihrer Sprache gelingt es ihr, Vieles ausdrücken, wofür es eigentlich kaum Worte gibt: Mias Zerrissenheit, ihre Sehnsucht nach dem Leben, ihre Verliebtheit und Lust am Musizieren, aber auch ihr Mitleiden, ihre Angst vor dem Tod und die grosse Trauer. Selten wurde in einem Roman die Gefühlslage vieler jungen Frauen, die Suche nach der eigenen Identität, das Nebeneinander von Schmerz und Lebensfreude so präzise, bewegend und nachvollziehbar zu Papier gebracht. Für Jugendliche. 255 Seiten.

Hylde Myklebust: Auch am Tag leuchten die Sterne. Aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim. Carlsen 2025. ISBN: 978-3-551-58556-1

Rezension: Maria Riss

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