Stephan Knösel: Das Leben ist nichts für Anfänger

Der ganze Roman spielt in München, in einer einzigen Nacht. Flipper, 15 Jahre alt, findet am frühen Abend seinen jüngeren Bruder schwerverletzt in einem Park. Er versucht, das viele Blut zu stillen, die Rettungswagen kommen und fahren seinen Bruder mit Sirene und Blaulicht ins Spital. Flipper darf nicht mit und ist deshalb völlig ausser sich. Auch die Polizei ist da, es war ein Messerstich und der Täter ist flüchtig. Kurzerhand macht sich Flipper auf die Suche nach ihm. Er weiss, wo sich diese Typen rumtreiben und findet den Täter tatsächlich auch. Auf einem Hausdach steht dieser Ricki und es sieht ganz so aus, als ob er gleich runterspringen wolle. Flipper will Ricki davon abhalten und beginnt ein Gespräch. Ricki ist geständig und hat riesengrosse Angst, dass Flippers Bruder nicht überlebt. Er wollte das nicht, wollte kein Leben gefährden. Im Gespräch erfährt Flipper auch, wie es zu diesem Messerstich kam. Sein Bruder war bei der Tat wohl nicht ganz unschuldig. Es gibt, wie meist im Leben, auch in diesem Fall nicht einfach ein Schwarz – Weiss.
Eindringlich und überaus glaubhaft berichtet der Autor von der Rivalität zweier Jugendgangs. Vor allem ist es ihm gelungen, die Gefühle und Gedanken von Flipper sehr differenziert und nachvollziehbar darzustellen. Flipper gilt in der Szene als Leader, als einer der oft und gerne ausrastet. In dieser Nacht zeigt er Lesenden seine empfindsame Seite, seinen starken Sinn für Gerechtigkeit und seine meist versteckte Empathie für andere. Auch Ricki ist nicht einfach ein Schläger, er fühlt sich schuldig und hat vor seinem eigenen Gewissen eine schier grössere Angst als vor der Polizei. Beides sind Jugendliche, die in schwierigen Lebensumständen aufwachsen, die sehr viel Wut in sich tragen und sich trotz der widrigen Umstände eine grosse Portion Menschlichkeit erhalten konnten. Das Buch eignet sich sehr gut zum Vorlesen, aber auch als Lektüre im Klassenverband. Der Text ist sehr spannend und auch vom Umfang her ist der Inhalt des Buch gut zu bewältigen. 144 Seiten.

Stephan Knösel: Das Leben ist nichts für Anfänger. Beltz 2025. ISBN: 978-3-407-75979-5

Rezension: Maria Riss

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