Studierende berichten: Vom Schraubstock und Schreibtisch ins Geomatikstudium
Wie ist es, als Quereinsteiger ein Geomatikstudium zu beginnen? Über die Schwierigkeiten und auch einige Vorteile des indirekten Weges zum besten Studium der Welt.
Ich heisse Jonas.
Schon während der Schulzeit interessierte ich mich für Technik und logisches Denken. Als es darum ging, wie ich meine berufliche Laufbahn starten möchte, entschied ich mich bewusst für die Informatikmittelschule (IMS). Sie verbindet schulische Ausbildung mit praktischem Bezug – ideal für mich, da ich nicht sofort eine klassische Lehre beginnen, aber dennoch praktische Erfahrungen sammeln wollte. Schon damals fühlte ich mich in gewisser Weise als Quereinsteiger, da ich im Gegensatz zu vielen meiner Mitschüler kaum Vorwissen und Erfahrung im Umgang mit Computern hatte.
Nach einem kurzen Abstecher in die Privatwirtschaft entschloss ich mich, meine Geschichte als Quereinsteiger fortzusetzen und begann das Geomatikstudium an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW. Ein reines Informatikstudium erschien mir zu theoretisch. Ich wollte mich in einem Bereich spezialisieren, in dem ich nicht ausschliesslich vor dem Bildschirm sitze, sondern auch praktisch arbeiten kann und trotzdem meine Programmierkenntnisse einbringen darf.
Zudem haben mich Landkarten und geografische Daten schon immer fasziniert. Die Geomatik verbindet all das auf spannende Weise. Insbesondere das Vertiefungsprofil Geoinformatik und Raumanalyse – hier stellt sich tatsächlich meine Rolle als Quereinsteiger als Stärke heraus. Gerade im Umgang mit Datenbank, Programmieren von Python Skripten, automatisieren von Arbeitsschritten und Erstellen von Webseiten hilft mir mein Hintergrund aus der IMS enorm.

Ich heisse Lukas.
Meine berufliche Laufbahn begann mit einer Lehre als Polymechaniker, da ich es schon immer liebte, mit den Händen zu arbeiten. In dieser Ausbildung lernte ich, wie man verschiedene Maschinen bedient, um Metall präzise zu bearbeiten. Als Polymechaniker ist Genauigkeit besonders wichtig: Jedes hergestellte Bauteil muss auf den Zehntelmillimeter genau vermessen werden, um die Qualität sicherzustellen.

Ein gutes Beispiel ist dieses Werkstück, das Teil einer Leitung ist. Wenn das Gewinde nicht exakt gefertigt ist, wird es später nicht dicht sein und dann kommt bei dir möglicherweise kein Wasser an. Mit der Weiterentwicklung der Maschinen war es auch notwendig, mehrere Programmiersprachen zu lernen, um automatisierte Dreh- und Fräsmaschinen bedienen zu können.
Nach dem Abschluss meiner Lehre absolvierte ein Jahr lang Zivildienst und führte danach meinen beruflichen Weg mit einer technischen Berufsmaturität fort. Der klassische Weg hätte mich in ein Studium in Bauingenieurwesen geführt. Ich aber entschied mich stattdessen für ein Geomatikstudium. Dafür gab es mehrere Gründe:
- die Abwechslung zwischen Arbeiten im Freien und im Büro,
- das präzise Messen und Analysieren,
- aber auch die Möglichkeit, ganze Quartiere zu planen.
All das hat mich dazu motiviert, Geomatik zu studieren.
Gemeinsam haben wir beide das Geomatik-Studium im Herbst 2023 begonnen und befinden uns mittlerweile im vierten Semester. Als Quereinsteiger, die praktisch keine Vorkenntnisse mitbringen, ist der Einstieg ins Studium natürlich nicht ganz einfach: In den fachbezogenen Modulen versteht man anfangs oft nur jedes zweite Wort, da viele neue Fachbegriffe verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, sich zunächst eine solide Grundlage zu erarbeiten, um im Unterricht mitzukommen. Das erfordert mehr Aufwand als bei Personen mit einer abgeschlossenen Geomatiklehre. Doch zum Glück gibt es genügend Unterstützung, sei es durch Mitstudierende oder Dozierende, die einem gerne zur Seite stehen. Wenn dies nicht reicht, gibt es speziell im ersten Semester jeweils am Freitag ein Tutorat, in welchem man wissenschaftliche Mitarbeitende Fragen stellen kann. Das Tutorat wird in den restlichen Semestern in einer verkürzten Version weitergeführt.
In anderen Modulen wie Mathematik, Statistik oder Physik sind alle Studierenden auf demselben Wissensstand, unabhängig vom beruflichen Hintergrund. Zusätzlich bietet das Studium Wahlfächer an, die individuell gewählt werden können. So hat man die Möglichkeit, in andere Studienrichtungen hineinzuschnuppern und den eigenen Horizont zu erweitern.
Unser persönliches Highlight war der Einstiegskurs „Einführung Messtechnik“, der im ersten Semester für alle Quereinsteigenden verpflichtend ist. In diesem Kurs wirst du von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter in verschiedene Messmethoden eingeführt und bekommst ein gutes Verständnis dafür, was Geomatiker während ihrer Lehre alles gelernt und gemacht haben. Der Kurs hat uns sehr dabei geholfen, unser Fachwissen aufzubauen und das grundlegende Verständnis für die Messtechnik zu stärken.

Unser Fazit:
Ohne Frage ist ein Quereinstieg immer eine Herausforderung. Manchmal musst du auch bereit sein, mehr Zeit als andere zu investieren. Ein anderes Mal kann es aber auch von Vorteil sein, dass du einen anderen Blickwinkel und Erfahrungen zu gewissen Themen mitbringst. Es spielt also keine Rolle, ob du eine Geomatiklehre gemacht hast oder nicht. Mit Neugier, Motivation und der Bereitschaft nachzufragen ist vieles machbar.
Hilfreich ist auf jeden Fall eine offene Haltung gegenüber Neuem, denn du wirst während dem Studium viele spannende und unbekannte Themen kennenlernen. Und keine Sorge: Du kannst jederzeit Mitstudierende oder Dozierende um Hilfe bitten, Unterstützung findest du immer.
Wenn du Interesse am Geomatik-Studium hast, dann trau dich und vielleicht sehen wir uns schon im nächsten Herbst an der FHNW in Muttenz.
Autoren: Jonas Heinz und Lukas Sutter, Studierende Bachelor in Geomatik im 4. Semester
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