Neues Buch «Kategorisiert, verwaltet und platziert. Fremdplatzierungsprozesse in den Kantonen Bern und Tessin, 1960 bis 1980»
Das Buch leistet einen Beitrag zur Geschichte der Fremdplatzierungen in der Schweiz und beleuchtet die erst wenig beachtete Schnittstelle zwischen dem Fremdplatzierungs- und dem Migrationsregime.
In der Schweiz wurden im 20. Jahrhundert über 100 000 Kinder und Jugendliche in Heimen und Pflegefamilien platziert. Damit griffen die Behörden entscheidend in die Biografien und Familienleben von Kindern und Eltern ein. Wie kam es zu diesen Fremdplatzierungen? Und welche Schlüsse ergeben sich daraus für das Verständnis, wie der Staat mit «seiner» Bevölkerung umgeht?
Mittels Archivrecherchen und Interviews mit Betroffenen rekonstruiert Mira Ducommun in diesem Buch 170 Fremdplatzierungsprozesse, die sich zwischen 1960 und 1980 in den Kantonen Bern und Tessin ereigneten. Im Zentrum stehen drei Schwerpunkte: die behördlichen Entscheidungsprozesse hin zu einer Fremdplatzierung, die ihnen zugrundeliegenden, intersektionalen Kategorisierungen sowie die Verschränkung des Fremdplatzierungs- mit dem Migrationsregime.
Die untersuchten Fremdplatzierungsprozesse erzählen die Geschichte der Beziehung zwischen dem Staat, der Nation und der Familie. Anhand der Massnahme wurde nicht nur ausgehandelt, wem das Privileg zukam, selbstbestimmt ein Familienleben zu führen, sondern auch, wer auf welche Weise zukünftig Bürger:in sein konnte. Die Familie geht daraus als wesentlicher Kristallisationspunkt gesellschaftlicher Verhältnisse hervor.
Weitere Informationen zum Buch
Autorin: Dr. Mira Ducommun
Titel: Kategorisiert, verwaltet und platziert. Fremdplatzierungsprozesse in den Kantonen Bern und Tessin, 1960 bis 1980
Jahr: 2025
Verlag: Seismo
ISBN: 978-3-03777-305-5
Das Buch ist im Open Access verfügbar.
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