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26.10.2017 | Hochschule für Soziale Arbeit

Was braucht es, um Flüchtlinge in die Arbeitswelt zu integrieren?

Welche Massnahmen helfen Arbeitgebenden, wenn sie Flüchtlinge in ihren Betrieben anstellen wollen? Und welche Faktoren behindern eine Integration in die Arbeitswelt? Die Ergebnisse des Projektes «Bedarfsanalyse bei Arbeitgebenden im Kanton Solothurn zum Thema Arbeitsintegration von Flüchtlingen» liefern interessante Erkenntnisse.

Afrikanischer Migrant bei der Arbeit. (© Daniel Ernst / Fotolia)

Zwei Master-Studentinnen der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW befragten über 350 Arbeitgebende im Kanton Solothurn zu förderlichen und hinderlichen Faktoren bei der Anstellung von Flüchtlingen. Die Studie wurde im Auftrag des Amtes für soziale Sicherheit Solothurn und in Zusammenarbeit mit der Solothurnischen Handelskammer und dem Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverband durchgeführt. Die wichtigsten Resultate:

  • Arbeitgebende machen überwiegend positive Erfahrungen mit der Anstellung von Flüchtlingen.
  • Nur wenige Arbeitgebende stellen Flüchtlinge ein.
  • Arbeitgebende erachten die Dienstleistung von Arbeitsintegrationsprogrammen als sehr positiv.
  • Ein nicht unbedeutender Teil der Flüchtlinge erhält eine Anstellung auch über eine konventionelle Bewerbung.
  • Die befürchteten Schwierigkeiten einer Anstellung von Flüchtlingen werden deutlich höher eingeschätzt als die realen Herausforderungen.

Arbeitgebende erkennen Potential der Flüchtlinge

Bei den Branchen, die mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben, sehen zwei Drittel der Befragten ein mittleres bis grosses Potential, die Lücken dank Flüchtlingen zu füllen. Dies gilt insbesondere für Branchen mit einfachen Tätigkeiten. Bei der Befragung gaben 75 Betriebe an, Flüchtlinge zu beschäftigen oder beschäftigt zu haben. Knapp drei Viertel dieser Betriebe machen positive Erfahrungen, zum Beispiel mit der hohen Motivation, Einsatzbereitschaft und Flexibilität, welche Flüchtlinge aufbringen. Bei 17.5% sind die Erfahrungen unterschiedlich, lediglich 9.5% der Betriebe haben negative Erfahrungen gemacht. Herausforderungen waren beispielsweise die Sprachkenntnisse oder die verschiedenen kulturellen Hintergründe.

Arbeitsintegrationsprogramme sind eine wichtige Schnittstelle

Die Studie zeigt auch: Arbeitsintegrationsprogramme, mit denen die Flüchtlinge auf ihre Aufgaben in den Betrieben vorbereitet und geschult wurden, sind für die Arbeitgebenden von wichtiger Bedeutung. Die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsmarktintegrationsprogrammen und der Wirtschaft soll deshalb weiter gefördert werden.
Die Studie konnte jedoch auch aufzeigen, dass ein nicht unbedeutender Teil der Flüchtlinge ihre Stelle über eine konventionelle Bewerbung oder über ein persönliches Vorstellen im Betrieb gefunden haben.

Die Hürden: zu viele Papiere

Wenig überraschend zeigt die Studie auf, dass die Administration rund um die Anstellung von Flüchtlingen für Arbeitgebende ein Problem darstellt. Hier kündigt der Bund Vereinfachungen an: Ab 2018 sollen voraussichtlich zwei administrative Hürden wegfallen. So soll die Sonderabgabe von vorläufig aufgenommenen Personen abgeschafft und das Bewilligungsverfahren durch ein einfaches Meldeverfahren ersetzt werden.

Künftig will der Kanton Solothurn die Arbeitgebenden bei der Integration von Flüchtlingen noch besser unterstützen. Ein Flyer mit Informationen zu Anstellungsmöglichkeiten und -bedingungen wurde entwickelt und wird nun kantonsweit an die Arbeitgebenden verteilt. Eine zentrale Aufgabe ist, die aktive Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren der Arbeitsintegration von Flüchtlingen zu intensivieren und aufrecht zu erhalten.

Die Resultate der Studie wurden am 18. Oktober 2017 vor über 70 Arbeitgebenden, Fachpersonen, Flüchtlingen, Politikerinnen und Politikern präsentiert.

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