MA21 International Perspectives, Innovative Approaches, Transnational Exchange
Essalltag und Soziale Arbeit. Zwischen Mangel, Disziplinierung und Autonomie
Obwohl es so alltäglich und selbstverständlich ist, gerät oft in Vergessenheit, dass mit dem Essen zahlreiche Fragen und Problematiken in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit verbunden sind.
Knappheiten wie in früheren Zeiten sind vielleicht beseitigt, es existieren in unseren reichen Gesellschaften jedoch nach wie vor Formen von Ernährungsarmut; im Zuge gesellschaftlicher Individualisierung von Lebensstilen stellen sich mit den verfügbaren Möglichkeiten neue Problematiken, etwa solche gesundheitlicher Art wie Adipositas oder Anorexie. Mit der moralischen Aufladung der Ernährung kommt es zu neuartigen Konfliktlinien sowie Formen der Stigmatisierung von Menschen, wogegen neue soziale Bewegungen wie etwa das «Fat Positivity Movement» aufbegehren.
Das Essen erfüllt aber auch vielfältige positive Funktionen: Es ist ein zentrales Element der Alltagsstrukturierung, Ausdruck von Identität und Autonomie; in der Familie wie auch in (sozial-) pädagogischen Einrichtungen ist es Anlass und Medium der Erziehung, der Vermittlung von Normen und Werten; gemeinsam zu essen wirkt gegen Vereinsamung; andererseits kann es aber auch als Zwang empfunden werden, z.B. von Geflüchteten in Asylstrukturen.
Professionskompetenz
- Wissen zu international unterschiedlichen Konfigurationen des Sozial- und Sozialversicherungswesens und der Sozialen Arbeit.
- Kritische Reflexion der normativen Grundlagen Sozialer Arbeit.
Fach- und Methodenkompetenz
- Fähigkeit zur kritischen Analyse und Diskussion von komplexen Problemkonstellationen und der Antizipation von Zukunftsmodellen und Entwicklungsmöglichkeiten in Sozialpolitik und Sozialer Arbeit.
Modulinhalte
Das Modul arbeitet zum einen die mit Essen und Ernährung einhergehenden gesellschaftlichen Problematiken heraus, diskutiert zum anderen aber auch kritisch innovative Lösungsansätze und Initiativen, die eine Antwort auf diese Probleme versprechen. Übergeordnete Frage der ganzen Blockwoche ist, welche Rolle Ernährung, Essen und Mahlzeit im Alltag unserer Klient*innen spielen, v.a. aber auch welche Rolle die Soziale Arbeit dabei einnehmen kann.
Folgende Fragen werden diskutiert:
- Welche Bedeutung haben Ernährung, Essen und Mahlzeit für Klient:innengruppen der Sozialen Arbeit, welche Problematiken zeigen sich bei ihnen, wie lässt sich die Ernährungsautonomie der Klient*innen fördern?
- Wie nutzen Professionelle der Sozialen Arbeit Ernährung/Essen zur Erreichung sozialarbeiterischer Ziele?
- Welche sozialen Innovationen setzen beim Essen an, wie sind sie aus einer kritischen Perspektive zu bewerten?
- Wie situiert sich die Soziale Arbeit im Spannungsfeld von Gesundheitserfordernissen und dominanten Körperidealen einerseits und der Anerkennung von «abweichenden» Körpern und damit verbundenen von emanzipativen Bewegungen?
Die Lehrveranstaltung ist als Blockwoche organisiert und verbindet Fachvorträge ausgewiesener nationaler und internationaler Expert*innen mit Workshops, Diskussionen, Filmen und kollektiven wie individuellen Lernsequenzen, studentischen Recherchen und Präsentationen. Sie ist international ausgerichtet und wird in Präsenz durchgeführt.
Key Notes, Workshops
Keine
Keine
erfüllt/nicht erfüllt
- Meyer, Christine: Essen und Soziale Arbeit. Eine Einführung. Wiesbaden 2018.
- Rose, Lotte et al. (Hg.): „Erst kommt das Fressen …!“ Über Essen und Kochen in der Sozialen Arbeit. Wiesbaden 2009.
- Schmidt-Semisch, Henning; Schorb, Friedrich (Hg.): Kreuzzug gegen Fette. Sozialwissenschaftliche Aspekte des gesellschaftlichen Umgangs mit Übergewicht und Adipositas. 2008.
- Behnisch, Michael: Die Organisation des Täglichen. Alltag in der Heimerziehung am Beispiel des Essens. Regensburg 2018.
Kontaktstudium: 40 Stunden
Selbststudium: 50 Stunden
Termine: 12.01. – 16.01.2026
Sprache: Deutsch/Englisch