Nummer00521LeitungZsolt Temesvary, +41 61 228 61 08, zsolt.temesvary@fhnw.chECTS3.0Methodik und DidaktikInstitutionsbesuche, Kurzinputs, Feldbeobachtung, Gruppen- und Einzelarbeit.LeistungsnachweisDie Studierenden werden am Ende der Studienreise ihre Feldtagebücher (als LNW) einreichen.VoraussetzungDas Verstehen der englischen Sprache (im Rahmen der Praxisbesuche) wird vorausgesetzt.
Weil wir teilweise auch spätabends und nachts unterwegs sein werden, ist die Bereitschaft dazu notwendig.
EmpfehlungDas Modul ist anschlussfähig an die Vertiefungsrichtung Soziale Ungleichheit und Raum sowie die Module BA105 Lebenslagen, soziale Probleme und Unterstützungssysteme und BA 322 Betteln als Menschenrecht.LiteraturTemesvary, Zsolt (2022). Armutsreisende aus Osteuropa. In. Terra Cognita 39. S. 62-63.
Weitere Literatur wird abgegeben.
LeitideeArmutsmigration aus ärmeren europäischen Ländern wird in der letzten Zeit zu einer der wichtigsten Herausforderungen der Schweizer Sozialpolitik. Wie die „Bettlerkrise“ in Basel im Jahr 2020 gezeigt hat, waren die schweizerischen Obdachloseneinrichtungen und andere Hilfsorganisationen auf den Ansturm der mittellosen Osteuropäer nicht vorbereitet. Laut einer FHNW-Studie «Obdachlosigkeit in der Schweiz» haben vier Fünftel der in der Schweiz lebenden Obdachlosen keine schweizerische Staatsbürgerschaft und die Osteuropäer machen die grösste Gruppe der ausländischen Obdachlosen aus.
Ostungarn gehört den ärmsten Regionen der EU. In dieser verarmten Region lebt eine deutliche Roma-Minderheit, deren soziale Umstände besonders prekär sind. Das Armutsrisiko und die Arbeitslosigkeit bzw. das Ausbildungsniveau der Roma liegt tief unter dem Durschnitt der ungarischen Gesellschaft, während ihre Sterblichkeits- und Morbiditätsraten viel höher sind. Die dortigen sozialen Hilfsorganisationen sind überlastet und ihre Sozialarbeiter*innen sind besonders überfordert. Dabei setzte die neuste Migrationswelle aus naher Ukraine die staatlichen sozialen Einrichtungen und örtlichen NGOs unter zusätzlichem Druck.
Das Ziel der Studienreise ist den Studierenden die komplexen Charakteristiken von extremer Armut in Ostungarn und deren Zusammenhang mit Armutsmigration vorzustellen. Während der Studienreise besuchen wir die ungarische Grossstadt Nyíregyháza, welche in der Nähe der ukrainischen Grenze liegt und von Armut und sozialer Exklusion besonders betroffen ist.
Wir suchen Antworten auf die folgenden Fragen: Welche komplexe Struktur der Armut kann in Ostungarn identifiziert werden? Wie gross ist das Migrationspotenzial der dort ansässigen Roma? Wie können örtliche Hilfsorganisationen mit ihren beschränkten Ressourcen die dort bestehenden sozialen Probleme behandeln? Wie sieht professionelle Soziale Arbeit in einer Krisenregion aus?
Modulinhalte- Besuch und Feldarbeit in einer der grössten Roma-Siedlungen von Europa namens «Meszestelep».
- Soziale Arbeit in Grenzgebieten: ukrainische Kriegsflüchtlinge in Ungarn und die Rolle der Sozialen Arbeit – Erfahrungen von dortigen Hilfsorganisationen.
- Workshop an unserer ungarischen Partneruniversität Debrecen zur ländlichen Armut der Roma in Ostungarn. Laufende Hilfsprojekte zum Thema kennenlernen.
- Zusammenhang zwischen Prostitution, Zwangsmigration und Armut in Osteuropa: Erfahrungen der Hilfsorganisationen.
Wahlpflichtkurse
Empfohlen: BA 322 Betteln als Menschenrecht
Fach- und MethodenkompetenzFähigkeit zur Prozessgestaltung
Fähigkeit zur Dokumentation
SozialkompetenzFähigkeit zur selbstregulierten Wissenserweiterung
Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion
FachwissenGesellschaftstheorien und Gesellschaftssysteme
Soziale Probleme und Lebenslagen
BemerkungenMinimale Anzahl Studierende: 8
Maximale Anzahl Studierende: 15