Nummer00372ECTS3.0Methodik und DidaktikInputs, angeleitete kritische Auseinandersetzung mit Originalquellen und Sekundärtexten, Vertiefungen im Selbststudium, Diskussionen im PlenumLeistungsnachweisPräsenzLiteraturHauss, Gisela / Heiniger, Kevin / Bossert, Markus (2023). Praxis der Sozialstaatlichkeit. Koordinieren und Finanzieren zwischen Expertise, Staat und Gemeinnützigkeit. Zürich: Chronos.
Heiniger, Kevin (2016). Krisen, Kritik und Sexualnot. Die «Nacherziehung» männlicher Jugendlicher in der Anstalt Aarburg (1893 – 1981). Zürich: Chronos.
Loosli, Carl Albert (2006). Anstaltsleben. Hrsg. von Fredi Lerch und Erwin Marti. Zürich: Rotpunkt.
Matter, Sonja (2011). Der Armut auf den Leib rücken. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz. Zürich: Chronos.
Schär, Renate (2008). «Die Winden sind ein Graus: macht Kollektive draus!». Die Kampagne gegen Erziehungsheime. In: Hebeisen, Elisabeth / Zimmermann, Angela (Hg.). Zürich 68. Kollektive Aufbrüche ins Ungewisse. Baden: hier + jetzt, S. 86 – 97.LeitideeDie Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen ist ein sozialstaatlicher Bereich, der seit jeher stark diskutiert und auch kritisiert wird. Der Publizist Carl Albert Loosli war seit den 1920er-Jahren ein früher und vehementer Kritiker des Verdingkinder- und Anstaltswesens und steht in einer Reihe mit dem Pädagogen Willi Schohaus, dem Journalisten Peter Surava oder dem Fotografen Paul Senn, die allesamt in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts medienwirksam Reformen im Kinder- und Jugendschutz anmahnten. Ein Professionalisierungsschub im Bereich der stationären Fremdunterbringung macht sich nach 1950 bemerkbar mit der Einführung demokratischer Konzepte aus den USA und der allmählichen Etablierung standardisierter Berufsausbildung für Heimerzieherinnen und -erzieher. Zeitgleich bemühten sich Akteurinnen und Akteure der privaten Fürsorge um eine Verbesserung des Pflegekinderschutzes auch auf staatlicher Ebene. Die 68er-Bewegung wiederum artikulierte eine grundsätzliche Autoritätskritik in Gestalt der «Heimkampagne» und im Rahmen aufsehenerregender Protestaktionen, derweil die Jugendbewegungen der 1980er-Jahre und die damaligen Problematisierungen von Drogen, HIV und Gender von behördlicher Seite nach innovativen Lösungen im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes verlangten.
Das Modul vertieft anhand ausgewählter Beispiele kritische Positionen zu Anstalten, Heimen und auch Pflegefamilien des 20. Jahrhunderts. Die vertiefte Auseinandersetzung mit kritischen Diskussionen der vergangenen 100 Jahre schärft das Verständnis für heutige Problemlagen im Sozialwesen und zeigt ausserdem, dass gewisse Themen von wiederkehrender Aktualität sind.ModulinhalteKritische Positionen zur Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen
Innovative Betreuungskonzepte in der Kinder- und Jugendfürsorge nach 1950
Gesellschaftliche Problematisierungen jugendlichen Verhaltens im 20. JahrhundertFach- und MethodenkompetenzFähigkeit zu forschenSelbstkompetenzFähigkeit zur (Selbst-)Reflexion
Fähigkeit zur selbstregulierten WissenserweiterungFachwissenSozialwesen, Sozialstaat und Rechtswesen
Soziale Probleme und Lebenslagen