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DOING FASHION PAPER NO.7

Der Mensch. Das Ereignis.

Diese Ausgabe des Doing Fashion Papers fokussiert sich auf die körperbezogenen Entwurfsmethoden, welche für Doing Fashion zentral sind.
Beobachtungen am Körper, zum Körper, mit dem Körper, dem Sich-in-Bewegung-befindenden und zu-bekleidenden-Körper. Dies auch über die Implementierung von Feldenkrais und Eutonie als zentrale Designmethoden im Curriculum.
Eigenes Erfahren als Trigger.
Schulung des Auges durch das Machen, anknüpfend an die Look Therapy.
Spannenderweise ist der Wortstamm von Ereignis das althochdeutsche irougen, neuhochdeutsch eräugen, vor Augen stellen, zeigen- also ein Geschehen das vor Augen tritt.
Der Mensch der sich von einem Zustand in einen anderen begibt und dabei beobachtet wird oder selbst beobachtet.
Welche Rolle spielt dabei Bekleidung und die Auseinandersetzung mit der äusseren Hülle?
Inwiefern ändert sich die Perspektive auf Gestaltung, wenn der Designprozess selber als das zentrale Ereignis positioniert wird?
Und genau hier liegt die (Heil?) Kraft und Relevanz von Design und Designberufen nämlich auch:

Entwerfen ist der Ausgang des Menschen aus der Unterworfenheit. Das als Gegenteil zum Unterwerfen verstandene Entwerfen ist Ausgangspunkt für eine politische Perspektive auf Design, die Entwerfen als einen grundlegenden, emanzipatorischen Akt versteht. Das zentrale Element der Menschwerdung ist das Ent-werfen, der Weg vom Subjekt zum Projekt. Während das »Sub-jekt« (von lateinisch subiectum, das Daruntergeworfene) also unterworfen ist, wirft oder denkt sich das Pro- jekt nach vorne. Wenn wir entwerfen, befreien wir uns. Das ist der Wesenskern unseres Menschseins.1

Unter Der Mensch. Das Ereignis. ist also nicht nur der Blick auf das Gegenüber gemeint, sondern auch die Introspektion. Die Sensibilisierung dafür, den respektvollen und bewussten Umgang mit dem eigenen Körper und den eigenen Ressourcen als Designer zu pflegen um aus den gewonnenen Erkenntnissen zum eigenen Wellbeing eventuell auch Potenziale für Andere ableiten zu können.

Ein Leben voller Qualität bedeutet also ein intensives Leben. Die Intensität, die wir in das Leben geben, braucht unsere Hingabe an das Leben. Hingeben können wir aber nur das, was wir haben und über das wir frei verfügen können. Die Möglichkeit unserer Hingabe hängt also ab von dem Grad, mit dem wir über unser Ich verfügen können, oder- um beim Thema Tonus zu bleiben- von der Möglichkeit unseres Tonus, sich lebendig auf die aktuelle Lebenssituation einzustellen.2

Diese sechs Themencluster haben sich herausgeschält und werden durch den einleitenden Atlas und den ausleitenden Reader umhüllt:

On aesthetic selfcare: Auseinandersetzung mit dem Sich-sorge-Tragen durch Kleidung. Wie können vestimentäre Vorschläge das Wohlbefinden oder -allgemeiner- das Körperempfinden des Trägers beeinflussen, sensibilisieren, stimulieren?

On normnotnorm: Bewusste und unbewusste Körper-und Schönheitsideale informieren einen Entwurf. Wie können normative Vorstellungen herausgefordert und durchbrochen und neue Bilder entwickelt werden?

On movement:  Bewegung als zentrales Element im Umgang mit dem Körper. Von Körpererfahrung als Entwurfsmethode, Bewegungsstudien als Auslöser, bis hin zu spezifisch performativen Momenten in der Repräsentation von Entwürfen.

On togetherness: Als wertvolle Gemeinschaft im Austausch Ideen entwickeln und entstehen lassen. Beziehungen knüpfen. Netzwerk kultivieren. In welchem Umfeld kann Kreativität gedeihen? Was sind partizipative und collaborative Konzepte? Welche gemeinsamen Momente prägen Doing Fashion? How can we do fashion together?

On touch: Von der Haut als Membran über welche die Berührung mit der Aussenwelt stattfindet bis hin zur Entwicklung von explizit taktilen Oberflächen. Textile Experimente welche zum Angreifen animieren. Handwerk in welches die Handarbeit und das physische Handeln des Designers eingeschrieben ist.

On anthropomorphic things: Designvorschläge und Experimente, welche explizit Körperformen oder - elemente und menschliche Züge aufnehmen. Verschmelzung von Körper und Objekt. Dinge nehmen Gestalt an.

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