Aus dem Unterricht: Diese Organisation kämpft für eine gerechtere Welt
Im Rahmen einer Vorlesung an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg-Windisch plauderte Oliver Classen, Mediensprecher der Nichtregierungsorganisation Public Eye, aus dem Nähkästchen und verriet, welcher Missstand ihn persönlich zur Weissglut trieb.
Dieser Artikel erschien zuerst in der AZ am 22. Dezember 2023.
Ein Text von Jana Aumiller und Seraina Isler, Studierende im BSc Betriebsökonomie.
«Hinschauen statt wegschauen» – diesem Motto hat sich die Schweizer Nichtregierungsorganisation (NGO) Public Eye, welche Mediensprecher Oliver Classen im Rahmen einer Vorlesung an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Brugg-Windisch vorstellte, verschrieben.
Mit dem Fokus auf Schweizer Unternehmen und deren globale Auswirkungen setzt sich Public Eye für transparente und ethische Geschäftspraktiken, die Wahrung der Menschenrechte und mehr politische Konzernverantwortung ein.
Public Eye ist laut Oliver Classen die unabhängigste NGO der Schweiz. Einerseits, weil fast 90 Prozent des Budgets aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen stamme, andererseits, weil es keine Abhängigkeit von einer internationalen Zentrale wie etwa bei Greenpeace oder Amnesty gebe.
Die NGO wurde 1968 als «Erklärung von Bern» gegründet und hat sich zu einer Organisation mit fast 30’000 Mitgliedern entwickelt. Public Eye nehme Unternehmen unter die Lupe, die «Dreck am Stecken haben», um die Politik dafür zu sensibilisieren und die Unternehmen zu einer Veränderung ihrer Geschäftsprozesse zu bewegen, so Classen.
Zudem veröffentlicht Public Eye gelegentlich auch Berichte, in denen die soziale und ökologische Nachhaltigkeit zum Beispiel von Modeunternehmen verglichen wird, damit Konsumierende eine Orientierungshilfe beim Einkauf haben.
Der ehemalige Wirtschaftsjournalist und langjährige Sprecher von Public Eye reflektierte über die Herausforderungen seiner Organisation, die im Spannungsfeld von objektivem Journalismus und idealistischem Aktivismus operiert. Auf die Frage, welche Recherchen ihn besonders berührt hätten, nennt Classen das schwierige Thema Kinderarbeit. Wenn Kinder in Minen oder Textilfabriken schuften müssen, treibe ihn das zur Weissglut.
Weiter meint er, dass investigative Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz sehr privilegiert seien, weil sie kaum Angst vor Übergriffen haben müssten. Scherzhaft fügt er hinzu: «Statt eine Bombe unter dem Auto zu finden, wird man in der Schweiz aber wegen unliebsamer Berichterstattung verklagt.»
Ein Meilenstein in der Geschichte von Public Eye war die Lancierung der Konzernverantwortungsinitiative, die 2020 zur Abstimmung kam. Laut Classen war Public Eye eine treibende Kraft hinter der Idee und Umsetzung dieses politischen Grossprojekts und wird sich auch für die kürzlich angekündigte zweite Abstimmung starkmachen.
Das übergeordnete Ziel von Public Eye sei allerdings, dass die Arbeit der Organisation eines Tages überflüssig werde. Das wäre in einer fernen Zukunft, in der von der Schweiz aus keine Menschenrechte mehr verletzt werden.