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17.1.2022 | Hochschule für Wirtschaft

Neue Studie zeigt: doppelt so viele Firmengründerinnen wie vor 20 Jahren

Eine neue Studie der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz hat die Gründungsaktivität von Frauen untersucht. Die Unternehmerinnen sind in der Gründerszene auf dem Vormarsch, es gibt aber Unterschiede zwischen Gründerinnen und Gründern.

Die Umfrage wurde nach 1999 und 2009 zum dritten Mal durchgeführt. Dabei wurde ersichtlich, dass Frauen nach wie vor seltener gründen als Männer, dass der Trend aber in die richtige Richtung geht: der Anteil Gründerinnen hat sich in den letzten 20 Jahren auf 31.6% verdoppelt. Das durchschnittliche Alter der Gründerinnen ist ähnlich wie bei den Gründern, allerdings gründen Frauen seltener im Alter von 50+. Gründerinnen haben seltener Hochschul-Abschlüsse, was sich jedoch aufgrund der heutigen weiblichen Mehrheit an Hochschulen ausgleichen dürfte.

Auch zeigen die Daten, dass Frauen vorsichtiger gründen. Sie bereiten sich besser und intensiver vor, wenn es um die verschiedenen Themen der Unternehmensgründung geht, haben mehr Nebenbeschäftigungen und gründen kleinere und weniger innovative Firmen.

Insgesamt schätzen sich Gründerinnen als auch Gründer als erfolgreich ein und blicken positiv in die Zukunft. Ein markanter Unterschied besteht beim Lohn der Gründerinnen. Dieser ist in 72% der Fälle niedriger als in einem vergleichbaren Angestelltenverhältnis, während es bei den Gründern nur 52% sind.

Female Entrepreneurship: Unternehmensgründungen von Frauen im Fokus

Die vorliegenden Daten stammen aus einer Umfrage unter neuen Unternehmen, die zwischen 2014 und 2019 gegründet wurden, sowie einer qualitativen Befragung von Frauen, die den Vorgründungsprozess durchgemacht haben. Die Ergebnisse der Studie «Die neuen Selbständigen 2020» werden mit gleichen Studien verglichen, die vor 10 respektive 20 Jahren durchgeführt wurden. So können die Veränderungen in der Start-up-Szene der Schweiz dokumentiert werden.

zum Forschungsbericht (PDF)

Gezielte Förderung

Grundsätzlich lässt sich konstatieren, dass die Förderung des weiblichen Unternehmertums den Einbezug verschiedenster Akteurinnen und Akteuren im unternehmerischen Ökosystem erfordert und deshalb auch diverse Handlungspotentiale erkannt wurden.

Beispielsweise müssen Frauen gezielter auf die Selbständigkeit als mögliche Erwerbsform sensibilisiert werden. Dazu bedarf es mehr weiblicher Vorbilder und mehr medialer Aufmerksamkeit, um traditionelle Rollenbilder und geschlechterspezifische Stereotypen zu durchbrechen, damit eine natürliche Affinität sowohl zur Selbständigkeit als auch zu Berufen in gründungsintensiven Branchen entstehen kann.

Ferner müssen Frauen von der bis anhin überwiegend selbst getragenen Familienarbeit entlastet werden, um sich vermehrt auch ressourcenintensiven Gründungsvorhaben widmen zu können. Dies kann sowohl durch die Förderung von Kinderbetreuungsangeboten als auch durch den Einbezug des Partners erfolgen.

Hemmschwellen abbauen

Praxisnahe, duale Förder- oder Vorbereitungsprogramme können dazu beitragen, Hemmschwellen während des Vorgründungsprozesses abzubauen und ein realistisches Bild der Selbständigkeit zu vermitteln. Diese können von Hochschulen, aber auch von anderen Akteuren im Ökosystem kommen. Auch die Begleitung und Unterstützung durch Mentorinnen und Mentoren in der Vor- und Nachgründungsphase wurde als Potenzial identifiziert. Hier können auch die Hochschulen eine wichtige Rolle übernehmen. Idealerweise werden die Förderprogramme durch Frauen geführt.

Nicht zuletzt liegt es bei den Gründerinnen selbst, ihr unternehmerisches Potenzial vollständig auszuschöpfen. Eine proaktive Netzwerkplanung, potenzielle Mitgründer*innen oder das Auslagern von Arbeiten können dabei helfen, Wissensdefizite oder Unsicherheiten zu überwinden und Auftragsschwankungen auszugleichen, wodurch Hemmschwellen für die Selbständigkeit abgebaut werden können.

Die Ergebnisse sollten allen Frauen Mut machen, die den Schritt in die Selbständigkeit erwägen. Denn die überwiegende Mehrheit der Befragten ist mit ihrer Selbständigkeit zufrieden. Sie schaffen es in der Regel, ihre persönlichen Ziele wie das Verfolgen einer sinnvollen Tätigkeit, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung zu erreichen.

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