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L’heure bleue – Mich Gerber bespielt den Basler Abendhimmel

Konzert nach dem Sonnenuntergang vom 23. April 2015 auf der Rheinfähre, Basel

Rückblick auf die Veranstaltung 

Mich Gerber, Klangmagier mit Kontrabass | www.michgerber.ch

Die «heure bleue» beginnt nach Sonnenuntergang, wenn das indirekte Licht den Abendhimmel einfärbt. Mich Gerber setzt auf der Rheinfähre über und übersetzt mit seinem Kontrabass die Zeit, in der der Tag farbenreich ausklingt und die Nacht beginnt, in Musik.

Das Konzert am Donnerstag 23.04.2015 der Veranstaltungsreihe „Musik und Mensch“, die dieses Jahr unter dem Motto „über_setzen“ steht, war etwas ganz Besonderes. Anstatt sich in einem der üblichen Konzertlokalitäten der Stadt Basel zu versammeln, fanden sich die Zuhörerinnen und Zuhörer am Fusse des Münsters an der Anlegestelle der Münsterfähre ein. Um dem Konzert beizuwohnen, mussten sie zunächst auf die andere Seite des Rheins übersetzen. Auf diese Weise nahmen sie für einen Moment sogar den Platz auf der späteren Konzertbühne ein und wurden so gleichsam eingeladen, selbst Übersetzungsarbeit zu leisten, zumindest innerlich ihre ganz persönliche Musik des Abends zu hören. Vor dem Hintergrund der spektakulären Rhein-Altstadtkulisse, umgeben von Wind, Wasser und dem bezaubernden Himmel, wurden alle Sinne stimuliert und bereitet für Mich Gerbers sich anschliessende Über_setzung dieser blauen Stunde.

Auf der Fähre legte er mit seinem Bass dieselbe Wegstrecke zurück wie die Konzert­teilnehmer kurz zuvor und näherte sich ihnen Stück um Stück - mal kam die Fähre ganz nah ans Ufer, mal bewegte sie sich auf die Mitte des Flusses zu, mal schwamm der Kahn sogar gegen die Strömung -, um am Ende des Konzert wieder am anderen Ufer zu entschwinden.

Mich Gerber aber gelang es mit seinem Bass und Live-Samplinglayers Klang-Flusslandschaften unterschiedlichster Zeiten und Regionen der Welt zu evozieren. Mal glaubte ich mittelalterliche Klänge des nahen Münsters zu vernehmen, mal fühlte ich mich an einen Urlaub in Istanbul erinnert, selbst das Übersetzen zum Hades kam mir bei einer seiner Improvisationen in den Sinn. Meistenteils ging es aber in diesem rauschenden Konzert sehr lebendig und fröhlich zu und mit einem Glas Wein stand der pure sinnliche Genuss im Vordergrund.

Gabriele Noppeney ISEK

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