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25.2.2022 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Obdachlos: Zuhause am Rande der Gesellschaft

Der neue Kurzfilm «Hold the Line» von Regisseur Nikolaj Jaberg regt zum Denken an: warum wird Obdachlosigkeit in der Schweiz häufig wie ein Tabuthema behandelt?

Wir haben nachgefragt – zuerst bei Matthias Drilling, Leiter des Instituts Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW: Er hatte die Idee zum Film. «Es muss doch möglich sein, die Schweizerinnen und Schweizer mit diesem Thema zu ‘packen’», ist er überzeugt. «Denn die Bilder wartender Menschen vor den Lebensmittelabgabestellen seit der der Covid19-Pandemie sind noch sehr präsent.»
Dann sprachen wir mit Regisseur Nikolaj Jaberg, welcher zurzeit an der Postproduktion des Kurzfilms arbeitet.

Warum reizte Sie das Thema «Obdachlosigkeit»?

Obdachlosigkeit in der Schweiz entspricht nicht unbedingt dem Klischeebild einer frierenden Person neben einer Mülltonne. Es ist eher so, dass diese Menschen keinen Rückzugsort haben und deshalb auch ihre Daseins-Berechtigung in Frage stellen. Es hat mich interessiert, wie diese dargestellt werden kann.

«Hold the Line» ist die Geschichte eines Obdachlosen und eines überengagierten Bürgers. Die Telefonkabine ist der Ort, wo sicht- und hörbar wird, welche unterschiedlichen Bedürfnisse die beiden Personen haben und wie mit Verdrängung und Missverständnissen umgegangen wird.
Der Kurzfilm wurde im Februar 2022 beim FHNW Campus Muttenz gedreht. Er feiert am 28. März 2022 – anlässlich der 4. Tagung Sozialplanung und Soziale Arbeit in Olten – Premiere. Anschliessend wird er an verschiedenen Kurzfilm-Festivals in der Schweiz gezeigt, damit das Thema Obdachlosigkeit mehr Aufmerksamkeit erhält.

Warum wählten Sie eine alte Telefonkabine als Drehort?

Für uns ist es ein symbolischer Ort: Die Verbindung zwischen der Welt und der Person darin ist da, durch die Glasscheibe entsteht jedoch eine Trennung. Ebenso ist es auch bei der Obdachlosigkeit in der Schweiz. Sie ist immer wieder sichtbar, wird jedoch totgeschwiegen.

Alte Telefonkabinen gibt es nicht mehr viele – woher hatten Sie Ihre?

Unsere Anforderung war, dass zwei Schauspieler und eine Kamera plus eine Kamerafrau in die Telefonkabine passen. Somit mussten alle Wände einzeln herausgenommen werden. Eine lokale Schreinerei fertigte für uns eine Kabine an. Bis zum Dreh blieb aber die Unsicherheit: sieht es dann im Kurzfilm wirklich so aus, wie wir uns das in unseren Köpfen vorstellen?
Sehr interessant fand ich den Umstand, dass bei Drehpausen immer wieder Leute zur Kabine gingen und meinten, es sei eine echte Telefonkabine. Für uns war das die Bestätigung: die Telefonkabine wirkt authentisch, denn dieser Aspekt war für uns zentral. Ebenso bei den Kleidern: wir haben diese in einer Kleider-Sammlung besorgt. Also dort, wo sich Personen mit Kleidern eindecken, wenn man nicht auf anderem Wege an Kleider kommt.

Nikolaj Jaberg, wie konnten Sie die beiden Schauspieler Heinz Margot und Martin Hahnemann zu einem Engagement überzeugen?

Ich habe lange nach den passenden Schauspielern gesucht – bis zwei Wochen vor Drehbeginn wusste ich noch nicht, wer die Rollen besetzen würde. Aber dann half mir Kommissar Zufall: Heinz Margot ist mit meinen Eltern befreundet und er verstand auf Anhieb, was ich von dieser Rolle möchte. Heinz Margot schlug dann Martin Hahnemann für die Rolle des Bürgers vor und dieser passt einfach perfekt für diese Rolle.

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