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16.10.2023 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation

Schlecht sehen im Alter ist keine Bagatelle

Die Studie PROVIAGE zeigt eine mangelnde Nutzung von Beratungsangeboten bei Sehproblemen um Alter auf. Die Studie wurde von SZBLIND, Retina Suisse, der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) und der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW erarbeitet.

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Das Sehen ermöglicht uns den visuellen Kontakt mit der Umwelt. Sind die Augen beeinträchtigt, hat dies Auswirkungen auf die Alltagsgestaltung. Gemäss Schätzungen des Schweizerischen Zentralvereins des Blindenwesen SZBLIND von 2019 leben in der Altersklasse der über 60-Jährigen 247'000 Menschen in der Schweiz mit einer Sehbehinderung – Tendenz steigend. Ein Sehverlust gilt als die Hauptursache für eine Behinderung im Alter und stellt das Leben auf den Kopf. Werden Betroffene nicht nur medizinisch, sondern auch psychosozial und rehabilitativ unterstützt, kann individuelles Leid gemindert werden. Hierfür ist es elementar, dass Betroffene das schlechte Sehen im Alter nicht als Altersschwäche bagatellisieren, sondern als Sehbehinderung erkennen und psychosoziale-rehabilitative Beratung erhalten.

Selbstbestimmt leben dank frühzeitiger Rehabilitation

Die von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW sowie der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) durchgeführte Studie PROVIAGE (Psychosoziale Versorgungs- und Überweisungslücken bei Sehbehinderung im Alter), die vom SZBLIND und von Retina Suisse lancierte wurde, zeigt, dass nur eine von drei der befragten Personen, die eine starke Seheinschränkung nach dem 60. Lebensjahr erfahren haben, eine spezialisierte Beratungsstelle kennt. Ein noch geringerer Teil – eine von neun Personen – hat dieses Angebot in den letzten fünf Jahren genutzt. Mit dem Ziel, die Schweizer Überweisungspraxis zu verbessern, konnten unter anderem dank Expertenworkshops sowie einer nationalen Befragung bei älteren Personen und Fachgruppen verschiedene Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Die Lösungsansätze zielen einerseits auf die verstärkte Sensibilisierung der Fachpersonen, eine bessere Vernetzung zwischen Augen-, Hausarztpraxen und Beratungsstellen sowie ein optimiertes Auftreten der Beratungsstellen gegen aussen ab. Andererseits ist es essenziell, dass der Besuch einer Beratungsstelle in den Augen der Gesellschaft kein Sonderfall ist und nicht stigmatisiert wird, sondern solche Angebote als wertvolle Unterstützung gelten. So können mehr ältere Personen frühzeitig mit einer ganzheitlichen Versorgung erreicht werden, damit sie ihren Alltag weiterhin selbstbestimmt bewältigen können.

Weitere Informationen zur Studie sowie der Schlussbericht können hier gefunden werden.

Personen, denen das Sehen im Alter Schwierigkeiten bereitet, werden in Beratungsstellen zum lösungsorientierten Umgang mit der Sehbehinderung im Alltag unterstützt.

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