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24.10.2022 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation

«Zäme wohne» - Inklusives und selbstbestimmtes WG-Projekt erhält Prix Printemps

Inklusives und selbstbestimmtes Wohnen wird in Bern für Menschen mit Behinderungen möglich. Eine Wohngemeinschaft in Bern schafft die Bedingungen dafür. Das Projekt wurde nun mit dem Prix Printemps ausgezeichnet.

Auf einer Bühne wird der Preis entgegengenommen

Das Projekt «Zäme wohne» macht in einer WG möglich, was in der Schweiz nur selten der Fall ist: Dass Menschen mit einer kognitiven Behinderung ein selbstbestimmtes Leben führen – selbst zu bestimmen, wo und mit wem sie wohnen und nicht in einer Heiminstitution untergebracht zu sein.

Dieses Jahr wurde das Projekt mit dem Prix Printemps der Stiftung PrixPrintemps geehrt und erhält CHF 25 000. Die Stiftung unterstützt Institutionen, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen und vergibt jährlich den von einer Fachjury kuratierten Prix Printemps. Das Projekt wurde unterstützt, weil es innovativ, nachhaltig und von Betroffenen entwickelt worden ist. Positiv hervorgehoben wurde, dass es die Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention anstrebt und wissenschaftlich begleitet wird.

Möglich ist das Wohnprojekt dank viel Vorarbeit. Seit vier Jahren beschäftigen sich die Familien, die jungen Erwachsenen und die Projektorganisation mit den Vorbereitungen für die WG. Bei der Projektbegleitung dabei sind auch Dr. Tobias Studer und Nuria van der Kooy der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Die Projektbegleitung verfolgt vor allem das Ziel, dass alle Entscheidungen zum Wohnprojekt gemeinsam gefällt werden. Sie unterstützen die jungen Erwachsenen und deren Eltern bei Fragen, die das Wohnen in einer inklusiven WG betreffen. Dabei ist es auch für sie eine Herausforderung, da es in der Schweiz kaum Wohnformen dieser Art gibt und sie damit in der Rolle der Projektbegleitung vieles von Grund auf neu diskutieren und entwickeln müssen. Dafür haben sie unterschiedliche Formate gefunden; das Projektteam trifft sich regelmässig, sei es vor Ort in Bern oder wöchentlich online in Zoom-Sitzungen. Das ermöglicht, dass die jungen Erwachsenen an ihrem Wohnprojekt dran bleiben - mit Erfolg: «Für uns ist sehr beeindruckend zu sehen, wie die jungen Menschen mit Behinderung das Projekt zunehmend zu ihrem eigenen machen und immer mehr Verantwortung übernehmen. Selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderung ist keine Utopie mehr.» sagen Nuria van der Kooy und Tobias Studer.

Realisiert wird das Projekt von insieme Kanton Bern. Die Stadt Bern baut an der Reichenbachstrasse 118 eine Überbauung aus vier Gebäuden mit über 100 Wohnungen. Zwei davon sind Cluster-Wohnungen, d.h. Wohnungen mit sechs Zimmer-Bad-Einheiten, die Aufenthaltsraum und Küche teilen. Damit ist genügend Privatsphäre möglich und zugleich Raum für gemeinsame Aktivitäten vorhanden. Die Bewohner*innen helfen sich gegenseitig und werden von professionellen Assistierenden unterstützten, wo weiterer Bedarf besteht. Aber auch hier gilt, dass die Bewohner*innen selbst entscheiden, wer diese Assistenz sein soll. 2023 ist der Bau abgeschlossen und die WG kann einziehen. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Aktuell werden weitere Mitbewohner*innen mit und ohne Behinderungen gesucht.

Weitere Informationen zum Projekt und Kontaktmöglichkeiten

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