Design Interventionen für ein zirkuläres Modell des Fashion-Einzelhandels
Stellen Sie sich vor, dass ein repariertes Kleidungsstück in Zukunft mehr kostet und modischer ist als ein neues, frisch produziertes. Was jetzt utopisch, naiv und unmöglich erscheinen mag, ist genau die Grundlage, auf der wir über nachhaltige Lösungen in der Mode diskutieren müssen und ist Start- und Zielpunkt dieses Forschungsprojekts.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie Pflege, Reparatur, Auffrischung und die Nicht-verkauften-Items (Retouren) von überschüssigen oder unbenutzten Kleiderungsstücken positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben können. Wie können neue Geschäftsmodelle des zirkulären Handels entwickelt werden, die den Wert von Waren durch die Neugestaltung von Handelsprozessen entlang der Wertschöpfungskette erhalten oder gar erhöhen. Wie kann es dem Modehandel also gelingen, komplexe Dienstleistungen wie CARE, REPAIR, REFURBISH und RETURN zu entwickeln und damit attraktive Kreislaufgeschäftsmodelle zu entwickeln?
Mit der neuen EU-Textilgesetzgebung müssen die Unternehmen der Modebranche Konzepte entwickeln, wie sie mit Überproduktionen und Retouren umgehen und wie sie Zugang zu bereits verkauften Kleidungsstücken und Accessoires erhalten und diese weiter verwerten können. Der Schwerpunkt von Textillösungen liegt derzeit auf komplexen Recyclinglösungen und -technologien. Sie konzentrieren sich selten auf das Verbraucherverhalten und Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer von Produkten. Pflege, Reparatur und Aufarbeitung sind derzeit verlustbringende Dienstleistungen, weil sie Teil des Serviceangebots einer Marke sind.
Im Projekt Kaiserhaus Handelz – einem Reallabor und Kompetenzzentrum zum Thema kreislauffähiger Einzelhandel in Bern – soll zum einen ein Geschäftsmodell entwickelt werden, das auf den Prinzipien der regenerativen Kreislaufwirtschaft «care, repair, refurbish and return» basiert, und das den Dingen einen Mehrwert verleiht und damit für die Unternehmen die Möglichkeit schafft, mit den bereits vorhandenen und produzierten Kleidungsstücken weiter Geschäfte zu machen. Es soll eine Situation geschaffen werden, die gekennzeichnet ist durch:
- Kein Outlet, kein Wertverlust.
- Keine Rücksendung von beschädigten Kleidungsstücken von Kunden ohne Pflege, Reparatur und Aufarbeitungs-/Wiederherstellungslösungen, bevor neue Produkte ausgegeben werden.
- Die Kleidungstücke nicht aus geschäftlichen Erwägungen aufzugeben, sondern weiter an und mit ihnen zu arbeiten.
- Damit der Kleiderberg nicht noch größer wird und eine Möglichkeit besteht, bevor die Kleidung in legale (oder illegale) Recyclingsysteme geleitet wird.
- Und eine legale Lösung, die es der Modeindustrie ermöglicht, auch in Zukunft wie gewohnt weiterzuarbeiten.
Andererseits werden wir ein «Einkaufserlebnis» für individuelle Kundinnen und Kunden entwickeln, das bei der Inanspruchnahme der komplexen Dienstleistungen (Pflege, Reparatur, Aufarbeitung, Rückgabe) denselben Nervenkitzel bietet wie «klassische» oder bisherige Einkaufserlebnisse.
Und drittens müssen wir Parameter für die Ausbildung von Fachkräften festlegen, die diese komplexen Dienstleistungen in einer Weise anbieten können, die den geplanten Kundenerlebnissen entspricht.
Status: ongoing
Funding: Innobooster Fashion & Lifestyle powered bei innosuisse & Dagorà
Team HGK: Angela Grosso Ciponte, Evelyne Roth
Forschungspartner Wirtschaft: Circular Lab Association, Bern
Weitere Partner:
- Handelz AG, Bern
- Kitchener AG, Bern
- Transa Backpacking AG Zürich
- ReWork AG, Bern
- Qwstion, Zürch
- IDM Nähwerk, Thun
- Mover plastic free sportswear, Lausanne, mover.eu
- Nccfn Group Gmbh, Berne
Articels:
https://emagazin.fhnw.ch/dreht-sich-die-mode-der-zukunft-im-kreis/
Webpages:
https://www.handelz.ch