Ein systemischer Ansatz für sicheres Wasser
Maryna Peter und ihr Projektteam setzen sich für die Vorbeugung von Krankheiten durch Händewaschtechnologie, Verhaltenswissenschaft, effektives Management und langfristige Beziehungen ein
Mehr als 45 Prozent der Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung und 50 Prozent der Schulen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen haben keinen Zugang zu Handwaschmöglichkeiten, grundlegender Hygiene und Wasserversorgungssystemen, die notwendig sind, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Dr. Maryna Peter und ihr Team vom Institut für Ecopreneurship folgten deshalb einem Aufruf der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit mit dem Projekt Hands4Health. Das Projekt sieht einen Ansatz zur Unterstützung von Wasser-, Sanitär- und Hygienesystemen (WASH) vor, um Durchfallerkrankungen bei Kindern in Schulen zu verringern und die Übertragung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen zu verhindern.
Peter kommt aus dem Bereich Umwelttechnik und ist die Erfinderin einer schwerkraftgesteuerten Membrantechnologie, die Wasser filtert und pathogene Mikroorganismen entfernt. Die Membrane kann zur Aufbereitung von Trinkwasser, aber auch zur Wiederverwendung von Wasser eingesetzt werden. Gravit’eau-Systeme nutzen diese Technologie für das Händewaschen, wobei das Wasser mehrere Wochen lang wiederverwendet werden kann, bevor es ausgetauscht wird. Durch die Bereitstellung einer Wasserquelle ausschliesslich für das Händewaschen lässt sich mit dieser Technologie Trinkwasser einsparen, was in Notlagen und wasserarmen Gebieten wichtig ist. Peters gemeinnütziger Verein Gravit’eau stellt das Design unter freiem Zugang den Gemeinden zur Verfügung, die mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern lernen, das System selbst herzustellen. Als Peter an die Hochschule für Life Sciences FHNW kam, brachte sie nicht nur dieses technologische Erbe mit, sondern auch die Vision, es mit einem systemischen Ansatz umzusetzen.
Das Projekt Hands4Health, das sie gemeinsam mit ihrem WASH-Team leitet, ist in Mali, Burkina Faso, Nigeria und Palästina aktiv. Das Konsortium besteht aus Forschenden der FHNW, des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts, der École Polytechnique Fédérale de Lausanne und der Palestine Polytechnic University sowie den Nichtregierungsorganisationen Terre des hommes, Cesvi und Skat Foundation und nicht zuletzt den privatwirtschaftlichen Partnern Ranas und Martin Systems. Das Team arbeitet eng mit lokalen Regierungen und Gemeindevertretungen zusammen und konzentriert sich auf die Verbesserung von Wasser-, Abwasser- und Hygienesystemen in Schulen ohne Wasserversorgung und Gesundheitseinrichtungen in Konfliktgebieten.
Der erste Schritt besteht darin, ein gemeinsames Verständnis der kontextspezifischen Herausforderungen zu entwickeln und ein gemeinsames Ziel zu definieren. «Jede Situation ist anders, und es ist entscheidend, die lokalen Interessengruppen von Anfang an einzubinden, damit wir die Bedürfnisse wirksam und nachhaltig priorisieren und die Hindernisse genau einschätzen können», sagt Peter. «NGOs wie unsere Partner Terre des hommes und Cesvi pflegen langjährige Beziehungen zu Gemeinden, lokalen Regierungen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen und helfen uns, Vertrauen aufzubauen.»
Ein wichtiger Partner des Projekts, Ranas, trägt mit seinem Modell der Verhaltensänderung dazu bei, dass die Motivatoren und Hindernisse für das Händewaschen bei Schulkindern und Mitarbeitenden von Gesundheitseinrichtungen besser verstanden werden können. Faktoren wie Risikowahrnehmung, Einstellungen, Normen und Werte, Fähigkeiten und Selbstregulation sind wichtige Verhaltenstreiber. Für jedes Land wurden Verhaltensfaktoren ermittelt, die die Konsistenz der Händewaschpraktiken verbessern können. Entsprechende Aktivitäten zur Verhaltensänderung können dann aus den im Rahmen des Projekts erstellten Katalogen ausgewählt werden, die speziell auf den Kontext der Schulen und Gesundheitseinrichtungen zugeschnitten sind.
Peters Team ist für die Gesamtleitung des Projekts sowie für den Einsatz von Geräten, Überwachungstechnologien und die Wirkungsevaluierung zuständig. Sie werten Sensoren für die Händewaschstationen aus, die den Wasserstand messen, und unterstützen NGOs und Behörden bei der Einrichtung effektiver Überwachungsprozesse mithilfe von Kobobasierten Apps zur Datenerfassung, die mit Dashboards verbunden sind. Nicht zuletzt bieten sie einfache Anleitungen zur Planung von Verbesserungen an Wassersystemen, zur Wartung von Wassertanks und zur Chlorierung von Wasser.
«Bei diesem Projekt geht es nicht nur um wissenschaftliche Ergebnisse», sagt Peter. «Unser Ziel ist die möglichst weite Verbreitung eines systemischen Ansatzes bei Gemeinschaften und NGOs, damit diese ihn testen und umsetzen und so die Nachhaltigkeit und Auswirkung ihrer WASH-Programme erhöhen können.»
Seit 2021 wurde Hands4Health in 26 Schulen und 24 Gesundheitseinrichtungen umgesetzt. Bis Ende 2024 ist eine Implementierung in weiteren 24 Gesundheitseinrichtungen und 26 Schulen geplant, die insgesamt fast 100,000 Menschen erreichen wird.

Eckdaten | |
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Gemeinschaften: | Gesundheitseinrichtungen und Schulen in Mali, Burkina Faso, Nigeria und Palästina |
Wasser- und Sanitärsysteme: | Wasser Recycling zum Händewaschen; Chlorierung; Sanierung der Infrastruktur; Verhaltensänderung; Digitalisierte Überwachung und Wirkungsevaluierung |
Partner: | 10 Partner |
Finanzierung: | Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit - Transform 2020 |