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18.1.2024 | Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Life Sciences

Mit Virtual Reality gegen Reizfilterschwäche

Sie hat soeben am Talent Pitch Switzerland den 2. Preis fürs beste Start-up der Schweiz und an der Swiss Startup Challenge der FHNW den 1. Preis geholt. Das sind nur zwei Förderpreise unter vielen für Elena Börlin und ihre neuartige Therapie gegen Reizfilterschwäche.

Bei Reizfilterschwäche können Lärm, Licht oder Berührungen zu Reizüberflutungen führen. Davon betroffen sind Menschen mit Asperger, ADHS, Migräniker*innen oder generell Personen, die sensibel auf äussere Reize reagieren. Solche Menschen ziehen sich gern zurück. «Das muss nicht sein», sagte sich FHNW-Medizininformatik-Studentin Elena Börlin (25). Als Person mit Asperger-Syndrom kennt sie die Problematik wie auch die verfügbaren Therapien aus eigener Erfahrung. «Die gängigen Expositionstherapien sind kostspielig und im Alltag schwierig umzusetzen. Medikamente führen häufig zu Nebenwirkungen.»

Vier Personen stehen nebeneinander und schauen in die Kamera: Elena Börlin steht ganz links, daneben steht ein Mann mit einem Virtual-Reality-Headset und zwei weitere junge Männer.

Elena Börlin und ihr Programmierteam, Bild: zVg

Die Alternative: Virtual Reality. Inspiriert von den VR-Therapieansätzen gegen Höhenangst machte sich Börlin an die Arbeit. Rasch zeigte sich, dass eine Therapie mittels VR-Brille viele Vorteile hätte. «Sie kann indoor an einem sicheren Umfeld durchgeführt werden, lässt sich individuell anpassen und ist günstiger als heutige Methoden.» Zudem mache das Training dank Gamification Spass.

Bei dieser neuartigen Therapie führen Proband*innen mittels einer VR-Brille eine Expositionstherapie durch. Die VR-Brille spielt aufgenommene Alltagssituationen ab, die lärmig und hektisch sind. Sprich: Sie simulieren eine reizstarke Umgebung. Ein massgeschneidertes medizininformatisches System, das Börlin programmiert, hält das Befinden der Proband*innen sowie die Lernfortschritte fest.

Ein Tisch in einem belebten Restaurant, wie er in der Virtual-Reality-Umgebung aussieht. Viele Personen sitzen dem Betrachter gegenüber und stehen für die vielen Reize, für die trainiert wird.

Ansicht der Virtual-Reality-Umgebung mit einer reizstarken Umgebung, Bild: zVg

Die VR-Brille liegt jetzt als Prototyp vor. Die abgespielten Alltagsszenen wurden dabei von Elena Börlin und ihrem Team gestellt und eingespiesen. Nach dem Bachelor-Studium wird sich die Medizininformatikerin vollzeitlich ihrem Projekt widmen, das sie zusammen mit einem vierköpfigen Team zur Marktreife führen will. Seit Beginn arbeitet Börlin mit Fachpersonen in Psychiatrie, Psychologie und in der Sozialpädagogik zusammen und lässt die Erkenntnisse laufend in das Projekt einfliessen. Prof. Dominique Brodbeck, Dozent am Institut für Medizintechnik und Medizininformatik, betreut Börlins Bachelor-Arbeit. Er sagt: «Eine innovative VR-basierte Therapie wird dann erfolgreich, wenn sie auf die Bedürfnisse der Benutzenden zugeschnitten, zudem in die Arbeitsabläufe und klinischen Informationsflüsse eingebunden ist. Elena Börlins Arbeit beschäftigt sich mit den medizininformatischen Aspekten, die das ermöglichen.»

Bachelor Life Sciences

Der Bachelor in Life Sciences ist interdisziplinär ausgerichtet. Von Chemie und Physik über Biologie und Medizin bis Informatik: Die Studierenden lernen, die Dinge aus den Perspektiven unterschiedlicher Fachrichtungen zu betrachten und innovative Lösungen zu finden.

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