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Fundstück in der Literatur zum «vorwärts leben und rückwärts verstehen»

Tobias Leonhard | 22. August 2018

Auf unser «Testimonial» (es heisst wirklich so…) – also das Eingangszitat auf der Homepage bin ich ein bisschen stolz. Es schien mir auf Anhieb genau das zu treffen, was wir in den Berufspraktischen Studien tun.

Nun fand ich es in einem Beitrag von Stephan Wolff wieder: «Wie kommt die Praxis zu ihrer Theorie? Über einige Merkmale praxissensibler Soozialforschung». Der Autor schreibt dazu (S. 242f.):

«Vorwärts leben impliziert eine Mischung aus Routinen, Improvisation, nicht anzipierten [ich würde sagen: nicht volständig antizipierbaren] Ereignissen, Versuch und Irrtum, Kompromissen, Zufällen und kurzen Einsichten, die in der Rückschau wesentlich ordentlicher, konsequenter und logischer erscheint als in der Situation selbst. Vor diesem Hintergrund ist die Klage der Praktiker über die Theoretiker «Ihr verfehlt die Welt wie sie wirklich ist!» nicht nur nachvollziehbar, sondern im Grunde unvermeidlich. Die Kunst des Umgangs mit Kierkegaards Problem besteht also darin, einerseits beide Perspektiven sauber zu unterscheiden und die Spannung, die in dieser Paradoxie steckt, zu bearbeiten, sie auszubalancieren, sie aber nicht scheinhaft aufzulösen. […]

Das ist ein präzise Beschreibung unseres Programms und scheint mir in der Unterscheidung von Wissenschaftspraxis und Berufspraxis ziemlich gut aufgehoben.

Rufer nach der Wiedereinführung der sog. «Allgemeinen Didaktik» scheinen mir genau  dieses Problem nicht zu realisieren. Didaktisches Handeln als Kerngeschäft beruflicher Praxis wird eben dort gelernt indem man es mit tut. Eine Hochschule täte gut daran, hier nicht den Eindruck zu erwecken, sie  könnte «es»  beser.

Quelle: Wolff, Stephan (2015). Wie kommt die Praxis zu ihrer Theorie? Über einige Merkmale praxissensiblker Sozialforschung. In: Herbert Kalthoff, Stefan Hirschauer, Gesa Lindemann (Hrsg.), Theoretische Empirie. Zur Relevanz qualitativer Forschung (2. Auflage). Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 234-259.

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