Skip to main content

14.6.2019 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

Erzähl mal... Achim Geissler

Kommt ein Haus ganz ohne Haustechnik aus? Rhabaran Hürzeler Architekten hatten die Idee, das sogenannte Movable House nicht nur so zu bauen, dass man damit umziehen kann, sondern auch ganz auf Haustechnik zu verzichten. Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit dem Institut Energie am Bau der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW wurde diese Möglichkeit geprüft und erforscht. Achim Geissler, Leiter der Forschungsgruppe Bau, war dabei federführend. Erzähl mal…

Achim Geissler

«Als Nico Ros, der Auftraggeber und Eigentümer des Movable House auf uns zukam, bestand bereits ein Konzept mit der Idee, das Movable House ganz ohne Haustechnik zu gestalten, was es deutlich einfacher machen würde, dieses bei Bedarf räumlich zu versetzen. Unsere erste Aufgabe war, zu prüfen, ob das mit der geplanten Trag- und Deckenkonstruktion bzw. Fassade überhaupt funktionieren kann. Leider mussten wir zum Schluss kommen, dass es ohne Haustechnik doch nicht ganz möglich ist. Ab diesem Punkt war dann das Ziel, herauszufinden, wie man die Haustechnik zumindest maximal optimieren könnte.

Für das Institut Energie am Bau ist das Projekt sehr spannend. Das Haus selbst ist ein Prototyp mit der Möglichkeit, vieles zu optimieren und zu erforschen. So sind bislang bereits mehrere Arbeiten auf Bachelor- und Master-Stufe entstanden. Eine Arbeit befasst sich damit, Ansätze zu finden, das Movable House doch noch völlig Haustechnikfrei umzusetzen. Beispielsweise mithilfe einer Stahldecke. Bei einer anderen Arbeit geht es darum das Thema Erstellungsenergie auf eine Vergleichsbasis zu stellen. Weitere Arbeiten beschäftigen sich mit der Messdatenauswertung und der Validierung des Simulationsmodells – so konnten wir unsere Möglichkeiten als Hochschule nutzen, Lehre und Forschung zu verbinden.

Erdwaermekorb

In der nun gebauten Variante gibt es eine Wärmepumpe sowie Erdwärmekörbe. Das sind im Prinzip Gartenschläuche, die in Form eines Korbes in die Erde eingelassen werden und dort Wärme je nachdem abgeben oder aufnehmen. Gerade bezüglich der Erdwärmekörbe gab es von Seiten der Behörden erst eine gewisse Skepsis, mit Sicherheitsauflagen durften sie dann aber – erstmalig in Basel – umgesetzt werden.

Nun haben wir u.a. die Möglichkeit, das sogenannte Freecooling am Objekt zu analysieren, denn das Movable House ist mit einer Reihe Sensoren ausgestattet, die es erlauben, verschiedenste Grössen zu messen, zu sammeln und auszuwerten. In Zusammenhang mit den Erdwärmekörben wird das Verhalten über das Jahr interessant – im Sommer wird via Freecooling Wärme in den Boden gebracht, im Winter wird für die Wärmepumpe Wärme entzogen. Gibt es einen Ermüdungseffekt?

Sensoren

Unser Ziel als Forschungsinstitution ist es, Erkenntnisse abzusichern und Schlüsse ziehen können, die am Ende allgemein nutzbar sind. Auch der Kanton Basel-Stadt ist an den Resultaten unserer Messungen interessiert, da er noch über keine Erfahrungswerte in Bezug auf den Einsatz von Erdwärmekörben verfügt.

Das Movable House ist für das Institut Energie am Bau insofern speziell, dass wir an einem realen, bewohnten Objekt forschen dürfen. Wenngleich dies natürlich auch gewisse Einschränkungen mit sich bringt. Für uns ist es wertvoll und spannend, weil es real ist. Das Urkonzept, ganz haustechnikfrei zu bauen, ist natürlich schon spannend. Was wäre noch möglich? Verschiedene Master- und Bachelorarbeiten denken in diese Richtung weiter.

Ich selbst könnte mir grundsätzlich vorstellen, in einem Haus wie dem Movable House zu wohnen. Es ist zwar ein relativ kleines Gebäude, aber sehr schön geworden.»


Photos: Simon Summermatter

Diese Seite teilen: