Skip to main content

DOING FASHION PAPER NO.5

Spass de Luxe meint zu allererst, den Spass am Machen als Luxus zu zelebrieren, und sich - im Studium wie auch im Redaktionsprozess eines Magazins - auf das Abenteuer einzulassen, Dinge zu tun, um daraus zu lernen und die Intuition zu füttern und nicht weil man schon weiss, wie sie funktionieren. Der naive Zugang und die Unbeschwertheit muss verteidigt werden - gerade auch in einer Zeit, wo in der Industrie aus Gründen der Kommerzialisierung der Entwurfsprozess häufig auf das Minimum eingedampft wird. Als Gegenpol steht die unbedingt notwendige Investition in eine erfinderische Zukunft der Mode und der ausdrückliche Aufruf an aktuelle und zukünftige Studierende, das Privileg Modedesign studieren zu können gerade damit zu rechtfertigen, dass sie sich freischwimmen und sich im Sinne von Boris Groys’ Idee einer Ausbildung ohne Regeln am besten auf das komplexe Danach vorbereiten, indem sie die Freiheit eines kreativen Studiums auch maximal ausschöpfen – inklusive aller Improvisationen, Suggestionen, Konfusionen und Katastrophen die dadurch entstehen. 

Mit einem Baseballcap voll Spass de Luxe, einem Handlungsaufruf per e-mail (s.24) und 176 leeren Seiten als „zone of conflict“ sind wir also in das Experiment zum Doing Fashion Paper No.5 gestartet. Im Zuge des Sich-Einlebens auf neuem Terrain ausserhalb der Stadt erschien es uns wichtig, uns mit Aneignungsstrategien auseinanderzusetzen und den Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich kollaborativ eine Stimme zu verschaffen, einen offenen partizipatorischen Redaktionsprozess als Plattform für die Reibung, ohne welche kreatives Schaffen nicht auskommt, zu initiieren.

Auf eine erste Phase der Zurückhaltung folgten die obligaten Peniskritzeleien und Toilettensprüche, die die bedrohliche weisse Fläche zugänglicher machten, und die Diskussion lancierten, wie gemeinsam inhaltliche und ästhetische Relevanz herzustellen ist. Will man sich involvieren und exponieren? Traut man sich Position zu beziehen? Wählt man die Anonymität um sich Luft zu verschaffen oder promotet man sich clever als Autor seiner Arbeit? Was hält den eigenen Ansprüchen sowie denjenigen der anderen stand? In welchem Umfeld will man die eigene Arbeit sehen und präsentieren? Wieviel Platz darf sich der einzelne nehmen? Partizipatorische Prozesse entwickeln eine eigene Dynamik und so war es auch für die Redaktion eine Herausforderung zu beobachten, wie die kollektive Assemblage mal schneller und mal langsamer wuchs, ein Beitrag den nächsten ergab, bis zu diesem aktuellen Ganzen.

Die Graduate Designer 2015 haben ihre 3.5 Jahre Studium hinter sich und wagen nun mit voller Kraft den Take-off in die Welt ausserhalb des geschützten Ausbildungsrahmens. An diesem scheidenden Punkt haben wir sie gebeten, dem Paper ihre Statements zu Spass de Luxe – a Call to Action hinzuzufügen. Was erfüllt sie am Meisten an ihrer komplexen, interdisziplinären Tätigkeit? Und wo liegen ihrer Meinung nach Dinge im Argen in diesem durchaus ambivalenten System Mode, von welchem sie selber Teil sind? Wo gibt es Handlungsbedarf? In Anbetracht der Schäden, welche die Modeindustrie mit billiger Massen-und Überproduktion weltweit anrichtet kann man als zukünftiger Modedesigner durchaus mit dem eingeschlagenen Weg hadern.

Es lohnt sich umzudenken und das Machen als eingeschriebenes Qualitätsmerkmal im Sinne von Herstellen, Veredelung, Handwerk, hand-made wiederzuerkennen, seitens des Designers, seitens des Konsumenten. Das Bewusstsein dafür, wer ein Kleidungsstück unter welchen Bedingungen mit welchem zeitlichen Aufwand designt und hergestellt hat, überträgt sich auf dessen Umgang damit. Die Freude am Machen hat also durchaus Potential sich in Freude und Wertschätzung des gemachten, luxuriösen Objekts umzuwandeln. In diesem Sinne, plädieren wir mit dieser Ausgabe für leidenschaftlichen Dilettantismus, ungebremsten Tatendrang, Non-Sense-Raketen die zünden und nicht-endendes Stehvermögen.

DOING FASHION PAPER NO.5 auf Doing Fashion

Diese Seite teilen: