Fräulein Funkel an der Diplomfeier Modern Policing
Im feierlichen Rahmen durften 43 Absolvierende der Polizei-Weiterbildungen ihre Zertifikate entgegennehmen.
Man sollte keine Feier im Kurtheater Baden veranstalten, ohne der Bühne Raum zu geben: Der Schauspieler Aaron Hitz brillierte mit seiner Erzählung der Anekdote über eine Klavierlehrerin, Fräulein Funkel, die – auf die heutige Zeit übersetzt – durchaus Anlass zu einem Polizeieinsatz gegeben hätte. Eine zwar engagierte, aber vorverurteilende und sehr aggressive Klavierlehrerin, die den eingeschüchterten Schüler teilweise missbräuchlich behandelt, wäre heute nicht mehr tragbar. Nachbarn würden wegen Lärmbelästigung die Polizei rufen, die dann deeskalierend wirken und das Kind aus der beängstigenden, fast gewalttätigen Situation befreien müsste. Diabelli-Sonaten und das Fis zu treffen kann man auch anders lernen.
Die Absolventinnen und Absolventen der vier verschiedenen CAS zeigten, dass sie sich mit ganz anderen – und vielfältigen – Themen befassen können und müssen. Die Abschlussarbeiten reichten von Kommunikationsthemen wie z.B. Umgang mit Dolmetschenden über den Sprachgebrauch von Polizist:innen unter Stress und Belastung bis zu interner Kommunikation in Polizeiteams. Die Themen psychische Gesundheit und Motivation von Polizistinnen und Polizisten kamen ebenso vor, wie Struktur-/ und Clankriminalität, Profiling bei Personenkontrollen oder auch Personalthemen wie Laufbahnplanung, Rekrutierungsprozesse und Motivation. Die Teilnehmenden zeigten damit eindrücklich, dass in Polizeiorganisationen vielfältige Anforderungen gestellt werden, die es gleichermassen zu bewältigen gilt. Den stetigen Veränderungen in der Gesellschaft muss Rechnung getragen werden, daher sind Weiterbildungen in Spezialbereichen ein Muss für erfolgreiche Polizeiarbeit.
Mit diesem Motto, das laut Gerry Lips, dem Diplomredner der diesjährigen Feier, die Basis für die Entwicklung der Kaderausbildung für die Schweizerische Polizei bot, erklärte er die Motivation, Polizistinnen und Polizisten umfassende Kenntnisse zusätzlich zur Ausbildung zu ermöglichen. Mit der FHNW zusammen wurden die verschiedenen CAS im Rahmen des DAS Modern Policing entwickelt und so konnte zum ersten Mal fast auf den Tag genau vor 4 Jahren das erste Zertifikat verliehen werden.
Die Weiterbildung der FHNW öffne den Blick durch zusätzliches Fachwissen und liesse Zusammenhänge erkennen. Zusätzlich zu den Lerninhalten sei der Austausch der Teilnehmenden - über Kantonsgrenzen hinweg, mit Militär- und Grenzwachen - sehr wertvoll und würde auch für Netzwerkarbeit geschätzt. Das noch junge Weiterbildungsprogramm biete einen hohen Mehrwert, den Vorgesetzte für ihre Mitarbeitenden teilweise erst erkennen müssten, damit sie ihnen eine Teilnahme ermöglichen. Deshalb empfiehlt Gerry Lips den Absolventinnen und Absolventen, über ihre Erfahrungen zu reden und ihre Kolleg:innen zu motivieren, das Weiterbildungsangebot selbst in Anspruch zu nehmen. Lips schloss mit einer herzlichen Gratulation und Dank an alle Beteiligten, besonders die Absolvent:innen: „Sie können stolz auf Ihren Erfolg sein“.
Der Co-Leiter des Instituts für Nonprofit und Public Management, Prof. Dr. Beat Habegger, ging in seiner Ansprache auf das veränderte Sicherheitsbedürfnis in der Schweiz ein. Die geopolitischen Veränderungen wirkten sich sowohl auf die innere Sicherheit als auch die Sicherheit über Grenzen hinweg aus. Mit der Weiterbildung erhielten die Teilnehmenden umfassendes, aktuelles Wissen in vielerlei Bereichen. Habegger dankte speziell dem Programmleiter, Michael Baumann, für seinen äusserst engagierten Einsatz in Entwicklung und Durchführung der verschiedenen CAS Programme und des DAS und kündigte wegen baldiger Pensionierung die Transformation zu einer Nachfolge Baumanns an.
Der Gratulation an die Absolventinnen und Absolventen schloss sich auch Fritz Lehmann an, der ihr Engagement von Seiten des SPI (Schweizerisches Polizei-Institut) würdigte.
Der Leiter des SPI a.i. empfahl den Diplomierten, die Motivation, Neues lernen zu wollen und ihre gewonnenen Erfahrungen „mit Hand, Herz und Kopf“ in den Kollegenkreis zu tragen. Aus Anlass der bevorstehenden Pensionierung Michael Baumanns, ging auch Fritz Lehmann auf die Zusammenarbeit seit Beginn der Entwicklung des DAS ein. Lehmann habe Baumann als pragmatischen, konstruktiven und zupackenden Entwickler kennengelernt, der nach dem Motto „Nichts ist unmöglich“ arbeite. Die Zusammenarbeit mit dem SPI sei immer partnerschaftlich und auf Augenhöhe gewesen.
Lehmann schloss mit einem Dank an alle, die in Entwicklung und Durchführung seit über 5 Jahren im Hintergrund wirkten sowie an alle Absolventinnen und Absolventen und ihre Partner:innen.
Mit musikalischer Untermalung der Familie Donadio wurden nun insgesamt 43 Zertifikate überreicht: Für den CAS Kommunikation in der Polizeiarbeit, den CAS Betriebswirtschaft für die Polizeiarbeit, den CAS Recht in der Polizeiarbeit und den CAS Interprofessionelle Polizeiarbeit. Zusätzlich konnten dieses Jahr 4 der Absolvent:innen nach 3 erworbenen CAS das Diplom DAS Modern Policing entgegennehmen.
Ein reichhaltiger Apéro schloss sich der Feier an und gab Gelegenheit, sich gemeinschaftlich über das Erreichte zu freuen und auszutauschen.




