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19.9.2023 | Hochschule für Wirtschaft

Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU

Die vierte KMU-Studie 2023 zu Homeoffice und Cybersicherheit zeigt, dass der Anteil Homeoffice-tauglicher Stellen auf 56 % abgenommen hat, der Homeoffice-Anteil nun aber langfristig gleichbleiben wird. Es scheint, als hätte sich die Homeoffice-Nutzung im aktuellen Umfang in den meisten KMU etabliert. Cybersicherheit ist weiterhin ein ungelöstes Problem, speziell für die weniger technologieaffinen KMU: Digitale Pioniere haben mehr Massnahmen umgesetzt als Early Followers und diese mehr als Late Followers. Noch immer wird zu wenig in Mitarbeitendenschulungen und Sicherheitsaudits investiert. Befragt wurden 502 Geschäftsführende von KMU mit 4 bis 49 Mitarbeitenden.

Im Frühling 2022 wurden die letzten Covid-Massnahmen aufgehoben und die Schweiz kehrte langsam zur Normalität zurück. Aber noch während endlich Entspannung eintrat, startete ein Krieg in Europa. Dieser löste eine drohende Energiemangellage aus. Wieder wurde vermehrt über Homeoffice nachgedacht. Dieses Mal jedoch aufgrund ungeheizter Bürogebäude.

Nötig wurde eine weitere Homeoffice-Phase nicht. Stattdessen erhielt das Thema «Cybercrime» durch den Krieg eine neue Dimension: Angriffe von russischen Hackerinnen und Hackern auf westliche Infrastrukturen machten Schlagzeilen. Und nach der Video-Ansprache Selenskis im Bundeshaus am 15. Juni 2023 betrafen diese auch die Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt war die Feldforschung dieser Studie allerdings gerade beendet worden. Auch der grosse Data Breach bei einer Berner Softwarefirma, bei dem der Bund sensible Daten verlor, hatte keinen Einfluss mehr auf die hier vorliegenden Resultate.

Vor diesem Hintergrund wurde die vierte Studie zu den Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Digitalisierung und Cybersicherheit in Schweizer KMU durchgeführt. Es wurden 502 Geschäftsführende von KMU mit 4 bis 49 Mitarbeitenden telefonisch befragt. Wichtige Erkenntnisse:

Das Homeoffice

  • Seit 2020 hat die Anzahl Homeoffice-tauglicher Stellen von Jahr zu Jahr abgenommen. Die Zahl der KMU, in denen ein Teil der Mitarbeitenden oder alle Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten können, ist von 67 % (in 2020) auf 56 % (in 2023) gesunken.
  • In denjenigen Unternehmen, in denen es das Homeoffice gibt, arbeiten rund zwei Fünftel (42 %) der Mitarbeitenden teilweise oder hauptsächlich zu Hause. Genf und Zürich fallen – wie bereits in den Vorstudien – als besonders Homeoffice-freundlich auf.
  • In 2023, nach dem Ende sämtlicher Pandemiemassnahmen, erwarten fast drei Viertel der Befragten (73 %), dass der Homeoffice-Anteil langfristig gleichbleiben wird. Es scheint, als hätte sich die Homeoffice-Nutzung im aktuellen Umfang in den meisten KMU etabliert.

Zur Cybersicherheit

  • Jedes zehnte KMU (11 %) wurde bereits erfolgreich von Cyberkriminellen angegriffen, und zwar so, dass ein erheblicher Aufwand nötig war, um die Schäden zu beheben. Über die Hälfte (55 %) der Befragten, die schon einmal attackiert worden waren, beklagte einen finanziellen Schaden. Rund ein Achtel (13 %) gab an, Kundendatenverluste beziehungsweise Reputationsschäden erlitten zu haben.
  • Gemäss den Befragten ist Cyberkriminalität ein ernstzunehmendes Problem (Mittelwert von 4.7 auf der 5er-Skala). Auch anerkennen sie die Massnahmen gegen Cyberattacken als wichtig (4.5). Je aufgeschlossener die KMU gegenüber Technologien eingestellt sind, desto höher werden sowohl die Gefahren als auch die Notwendigkeit von Massnahmen bewertet.
  • Die Umsetzungsgrade der verschiedenen abgefragten Massnahmen liegen mit 3.9 und 4.5 (auf der 5er-Skala) verglichen mit den letzten zwei Jahren allesamt auf praktisch unverändert hohem Niveau. Digitale Pioniere haben mehr Massnahmen umgesetzt als Early Followers und diese mehr als Late Followers.
  • Wie schon in den Vorjahren festgestellt werde konnte, werden organisatorische Massnahmen immer noch deutlich weniger umgesetzt als technische. Die beiden am seltensten umgesetzten organisatorischen Massnahmen sind die regelmässige Mitarbeitendenschulung (2.9 auf der 5er-Skala) und die Durchführung eines Sicherheitsaudits (2.8).
  • Rund die Hälfte (52 %) der Befragten hält es für eher oder sehr wahrscheinlich, dass sie in den nächsten ein bis drei Jahren ihre Sicherheitsmassnahmen gegen Cyberkriminalität erhöhen werden. Die besser Informierten zum Thema Cybersicherheit planen mehr Massnahmen gegen die Cyberkriminalität (3.6 auf der 5er-Skala) als die weniger Informierten (3.0).

Die telefonische Befragung wurde vom 18. April bis 13. Juni 2023 mit Geschäftsführenden von kleinen Unternehmen (4 bis 49 Mitarbeitende) in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durchgeführt. Die vorliegende vierte Studie zum Homeoffice und zur Cybersicherheit wurden von den Forschungspartnern Die Mobiliar, digitalswitzerland, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, Allianz Digitale Sicherheit Schweiz ADSS und gfs-zürich publiziert.

Studie "Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU"

Marc K. Peter, Kristof A. Hertig, Andreas W. Kaelin, Karin Mändli Lerch, Patric Vifian & Nicole Wettstein: Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU: Strategien und Massnahmen in Schweizer KMU mit 4–49 Mitarbeitenden in 2023. Die Mobiliar, digitalswitzerland, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, Allianz Digitale Sicherheit Schweiz ADSS, gfs-zürich Bern, September 2023

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