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Agile Methoden setzen sich durch

Agile Arbeitsmethoden werden seit Jahren in der Softwareentwicklung erfolgreich eingesetzt. Vermehrt finden Scrum & Co. auch ausserhalb der Informatik Verbreitung. Zum Beispiel beim Schweizer Detailhändler Globus.

web_DSC4152.jpgAgil: Andreas Hink vor einem Storyboard bei Globus (Foto: Sandro Nydegger)

«Eigentlich habe ich schon immer agil gearbeitet», sagt Andreas Hink lachend, «ich wusste einfach nicht, dass man es agil nennt». Der Chief Digital Officer baut das E-Commerce-Geschäft von Globus auf. Dabei führte er agile Arbeitsmethoden in das Unternehmen ein. «Bis zu diesem Zeitpunkt war Stabilität das Credo der IT», sagt der gelernte Betriebswirt, «durch die Digitalisierung wurden flexiblere Arbeitsmethoden nötig». Durch die Geschwindigkeit der Onlinewelt verändern sich die Anforderungen an das Unternehmen ständig. Entsprechend agil muss der Arbeitsprozess sein.

Flexible Arbeitsprozesse

Agilität wurde in den 1990er-Jahren als Prinzip der Softwareentwicklung entdeckt. Die «Erfinder» reagierten auf die schwerfälligen Entwicklungsprozesse, die von einem strikten Pflichtenheft und sequentiellen Vorgehen ausgehen. Diese Methoden haben den Nachteil, dass die zu Beginn des Projekts formulierten Anforderungen häufig schon während eines Projektes aufgrund neuer Erkenntnisse überholt sein können. Zudem behindern strenge Hierarchien eine effektive und effiziente Kommunikation und bremsen den Entwicklungsprozess. Nach der Jahrtausendwende formulierten die Vertreter der agilen Softwareentwicklung ihre zentralen Werte im «Agile Manifesto»:

  • Individuen und Interaktionen stehen über Prozessen und Werkzeugen
  • Funktionierende Software steht über einer umfassenden Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden steht über der Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung steht über dem Befolgen eines Plans

Schrittweise Einführung

In seinem E-Commerce-Team bei Globus begann Andreas Hink schrittweise agile Arbeitsprozesse nach dem Modell von «Scrum» einzuführen. Scrum ist ein Rahmenwerk für komplexe adaptive Aufgabenstellungen, um produktiv und kreativ Produkte mit höchstmöglichem Wert auszuliefern. Dabei wird das Produkt iterativ und inkrementell in kurzen Zyklen entwickelt. Der langfristige Plan (das «Product Backlog») wird kontinuierlich verfeinert und verbessert. Der Detailplan (das «Sprint Backlog») wird für den jeweils nächsten Zyklus (den «Sprint») erstellt. «Ich bin kein Methodenfanatiker», sagt Andreas Hink, «man kann dem Team eine solche Arbeitsmethode nicht mit dem Hammer einschlagen». Schrittweise eingeführt hingegen können sich die Mitarbeiter an die neue Arbeitsweise gewöhnen und sehen die Vorteile. Dazu braucht es aber eine veränderungswillige Kultur innerhalb des Unternehmens sowie eine grosse Disziplin innerhalb des Projektteams: «Ich habe das Glück ein sehr motiviertes Team führen zu dürfen», sagt Andreas Hink.

1200px-ScrumWorkflow2_landscape_final_1400.jpgDas Scrum Framework (Quelle: Scrum Akademie/Work Visual Institute)

Messbare Erfolge

Der Kulturwandel in der Organisation ist laut Prof. Martin Kropp eine der grössten Herausforderungen bei der Einführung von agilen Arbeitsmethoden, Arbeiten nach agilen Werten und Prinzipien ist weit mehr als ein neues Vorgehensmodell ist. Der Professor für Softwareentwicklung an der Hochschule für Technik FHNW ist einer der Autoren der Swiss Agile Study, die alle zwei Jahre die Anwendung von Agilen Methoden in der Schweizer IT-Branche untersucht. Neben dem Kulturwandel ist die geänderte Rolle des Managements eine weitere Herausforderung. «Selbst-organisierte Agile Teams werden nicht mehr nach dem Kontroll- und Befehlsprinzip geführt, sondern verlangen nach einer Führung nach dem Servant Leadership Prinzip», erklärt Martin Kropp, «die Rollen werden neu definiert». Mittlerweile wenden laut Swiss Agile Study 85% der IT-Unternehmen agile Vorgehensmodelle an – und sind zufrieden damit. «Die Geschwindigkeit der Prozesse hat sich bei uns etwa verdoppelt», berichtet Andreas Hink, «die Liefertreue ist gestiegen und die Zielerreichung ist von 30 auf etwa 80 Prozent gestiegen». Das wird durch die Erkenntnisse der Swiss Agile Study bestätigt. «Dass man überhaupt den Erfolg konsequent misst, halte ich für das wichtigste Resultat von Agilen Methoden», sagt Hink. Neben der IT werden Agile Methoden bei Globus auch in der Logistik und im Marketing eingesetzt. «Überall, wo Projekte durchgeführt werden, können Agile Methoden angewandt werden», sagt Martin Kropp.

CAS Agile Organisation

In Zeiten zunehmender Globalisierung und Digitalisierung ist es für Organisationen mehr denn je zentral, schnell auf sich ändernde Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Die agilen Methoden haben sich seit vielen Jahren in unzähligen IT-Projekten bewährt. Sie finden daher immer mehr Anwendung ausserhalb der Informatik und in nicht-technischen Domänen. In dieser berufsbegleitenden Weiterbildung lernen Sie, wie sich Ihr Unternehmen über Agilität auf die Herausforderungen der Digitalisierung einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil sichern kann

Zur Weiterbildung
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