«Elektrische Antriebe begegnen uns überall – wir müssen sie verstehen»
Ob Industrie, Mobilität oder Energieerzeugung: Elektrische Antriebssysteme sind ein zentraler Baustein moderner Technologien – und sie werden immer komplexer. Der neue CAS «Elektrische Antriebe» der Hochschule für Technik und Umwelt FHNW vermittelt fundiertes Wissen zur Auswahl, Dimensionierung und Inbetriebnahme dieser Systeme. Kursleiter Prof. Martin Pischtschan erklärt im Interview, weshalb gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Weiterbildungsangebot ist – und für wen es besonders wertvoll ist.
Die Initialzündung kam direkt aus der Praxis. Ich wurde von einer grossen Firma in Deutschland kontaktiert, die Pressen herstellt. Sie hatten Probleme mit ihrem elektrischen Antriebssystem – waren sich aber unsicher, ob diese auf eine falsche Dimensionierung oder auf Fehler bei der Inbetriebnahme zurückzuführen waren. Sie haben uns gefragt, ob wir firmeninterne Schulungen zum Thema Antriebstechnik anbieten könnten. Gemeinsam mit meinem Kollegen Georg Traxler-Samek haben wir daraufhin einen massgeschneiderten Kurs entwickelt und deren Mitarbeitende über rund fünf Monate hinweg geschult. Weil wir dafür umfangreiche Schulungsunterlagen aufgebaut haben, entstand die Idee, daraus ein breiteres, öffentliches Angebot in Form eines CAS zu machen.
Weil elektrische Antriebe überall sind – und es den meisten gar nicht bewusst ist. In der Schweiz kommen statistisch gesehen etwa 20 elektrische Antriebe auf jeden Einwohner. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Das betrifft nicht nur Konsumgüter, sondern auch industrielle Anwendungen, die Energieerzeugung und natürlich die Elektromobilität. Gleichzeitig wird das Thema immer komplexer – da braucht es fundiertes Know-how.
Wir haben festgestellt, dass es in der Schweiz bislang kein vergleichbares Angebot auf Hochschulniveau gibt, das sich gezielt mit elektrischen Antrieben auseinandersetzt. In der Praxis fehlen oft gut geschulte Fachleute, die sowohl die theoretischen Grundlagen verstehen als auch die praktischen Herausforderungen beherrschen – beispielsweise bei der Inbetriebnahme oder der Fehlersuche. Genau diese Lücke wollen wir schliessen.
Elektrische Antriebe sind keine neue Erfindung – sie haben die Industrialisierung mitgeprägt. Aber ihre Bedeutung hat heute eine neue Dimension: Der Umstieg auf Elektromobilität etwa wäre ohne moderne Antriebstechnik nicht denkbar. Gleichzeitig helfen energieeffiziente Antriebe in der Industrie dabei, Ressourcen zu schonen und Kosten zu senken. Wer Antriebe richtig auswählt und betreibt, kann einen direkten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Unser Angebot richtet sich an Ingenieurinnen und Ingenieure, Technikerinnen und Techniker sowie Projektleitende, die sich vertieft mit elektrischen Antrieben befassen – sei es in der Entwicklung, der Produktion, im Service oder in der Projektplanung. Wichtig ist uns, dass die Teilnehmenden bereits ein technisches Grundverständnis mitbringen – darauf bauen wir auf.
Sie lernen, wie elektrische Antriebe funktionieren, wie sie dimensioniert, ausgewählt, in Betrieb genommen und gewartet werden. Gleichzeitig vermitteln wir das Verständnis für unterschiedliche Antriebssysteme – inklusive deren Vor- und Nachteile in spezifischen Anwendungen. Auch die Auswirkungen auf andere Systeme, etwa das Versorgungsnetz, sind Teil des Programms.
Überall dort, wo elektrische Antriebe entweder hergestellt oder eingesetzt werden. Das reicht von Maschinenbau und Automatisierungstechnik über Energietechnik bis hin zur Fahrzeugindustrie. Auch Unternehmen, die Produktionsprozesse betreiben oder Systeme mit hoher Energieeffizienz entwickeln, profitieren enorm vom Know-how, das wir im CAS vermitteln.
Wer die Technik hinter den elektrischen Antrieben wirklich verstehen will – und nicht nur Anwenderwissen sucht –, ist bei uns genau richtig. Der Kurs vereint Theorie und Praxis, orientiert sich an realen Problemstellungen und bietet ein starkes Fundament für die Herausforderungen der Zukunft.
