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23.8.2022 | Hochschule für Life Sciences

Wie verändert Alzheimer das Gehirn?

Daran tüftelt Marcel Blanke in seiner Bachelor-Arbeit an seiner Gast-Universität in Schweden.

Wie verändert Alzheimer das Gehirn und die Nervenzellen? Welche Proteinfasern könnten Krankheitsauslöser sein? Mit diesen spannenden Fragen hat sich der Bioanalytik- und Zellbiologie-Student Marcel Blanke im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit an der Gast-Hochschule im idyllischen schwedischen Studenten-Städtchen Linköping in den letzten Monaten beschäftigt.

Marcel, was hat dich in den hohen Norden Europas verschlagen? Wieso schreibst du hier deine Bachelor-Arbeit?
Ich bin ein weltoffener, neugieriger Mensch, der gerne neue Menschen und Kulturen kennenlernt. Als ich von der Möglichkeit erfuhr, meine Bachelor-Arbeit im Rahmen eines Austauschsemesters an einer Partnerhochschule der Hochschule für Life Sciences FHNW zu schreiben, war ich sofort Feuer und Flamme! Und in Schweden bin ich gelandet, weil mich der Mix aus unberührter Natur und pulsierendem Leben, gerade auch hier am Campus in Linköping, fasziniert!

Toll! Und in diesem Setting darfst du also deiner Bachelor-Arbeit schreiben? Worum geht’s da?
Ja, das ist ein echtes Privileg!
In meiner Bachelor-Arbeit gehe ich der Frage nach, wie Alzheimer das Gehirn und die Nervenzellen von Patient*innen verändert. Alzheimer macht vergesslich, aber über die genaue Ursache rätselt die Wissenschaft noch immer. Was man weiss: Eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit sind Proteinablagerungen im Gehirn der Patient*innen. Diese werden dort zwischen den Nervenzellen angehäuft. Im gesunden Gehirn werden diese Proteinstücke zersetzt und vernichtet. Bei der Alzheimerkrankheit aber häufen sie sich zu unauflöslichen Plaques an. Im Laufe der Erkrankung sterben deshalb ganze Nervenzellen ab, da diese Plaques insbesondere des Protein Amyloid-β Zellen und Gewebe schädigen. Das führt zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten, denn die Nervenzellen im Gehirn können sich kaum erneuern und verringern sich dadurch mit der Zeit

Und woran forschst du genau?
Ich erforsche das Protein Amyloid-β 42 (Aβ 1-42), welches in grossen Mengen im Gehirn von Alzheimer-Patient*innen auftritt. In einem ersten Schritt stelle ich dieses Protein mittels E. coli-Bakterien her und reinige es auf, um so das reine Protein zu erhalten. Dann versuche ich die Strukturen, die sich im menschlichen Gehirn bei einer Alzheimererkrankung bilden in vitro, also ausserhalb eines Lebewesens, zu simulieren. Dies tue ich, indem ich reine Aβ 1-42 Peptide unter unterschiedlichen Bedingungen zu Fasern aggregieren lasse. Anschließend versuche ich die verschiedenen Proteinfasern, die sich aus den einzelnen Peptiden bilden, in vitro aufzutrennen und zu analysieren. Das beinhaltet viel Trial und Error. Die Alzheimer-Forschung ist bis heute dabei, herauszufinden, welche der Proteinfasern besonders toxisch sind und was generell die genauen Ursachen für die Alzheimer-Erkrankungen sind. Sobald man diese identifizieren kann, kann man versuchen, ein Medikament zu entwickeln, welches die Plaques abbauen kann. Durch die Plaque-Reduktion erhofft man sich eine Linderung oder im besten Fall eine Heilung der Betroffenen.

Das klingt spannend! Was waren nebst deiner Bachelor-Arbeit deine ganz persönlichen Highlights in Schweden?
Ein absolutes Highlight war für mich, dass ich mit meiner Forschungsgruppe die schwedische Alzheimerkonferenz in Stockholm besuchen durfte. Das ist das wichtigste zweijährliche Forum in Europa für die Präsentation und Diskussion der neusten Erkenntnisse in der Alzheimer-Forschung. Der Event fand unter der Schirmherrschaft der schwedischen Königin statt. Die Beiträge waren extrem spannend und breit gefächert. Sie reichten von der Biologie des Alterns und des Gehirns, über die Risikofaktoren und Präventionsstrategien bis hin zur Pflege und dem guten Leben mit der Krankheit.

Was mich zudem hier in Schweden immer wieder in ehrfürchtiges Staunen und tiefe Dankbarkeit versetzt hat, ist die absolute Schönheit und Unberührtheit der Natur! Ich liebe es, auf Segeltörns oder auch zu Fuss neue Inselchen, unberührte Sandstrände, Kalksteinklippen und Fischerdörfchen zu entdecken. Oder in den Wäldern unterwegs zu sein, die völlig naturbelassen sind und durch die man stundenlang streifen kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Das ist ein weiterer Höhepunkt meines Aufenthalts hier!

Bald hast du deinen Bachelor in der Tasche. Wie sehen deine Pläne danach aus?
Meine Bachelor-Arbeit hat mir definitiv gezeigt, dass mein Herz für die Forschung schlägt! Ich kenne nun beide Seiten – denn: vor meinem Bachelor-Studium an der Hochschule für Life Sciences FHNW habe ich mehrere Jahre als Chemielaborant in einer Pharmafirma gearbeitet.
Genial an der Forschung finde ich, dass man an einer wissenschaftlichen Frage herumtüfteln und Neues entdecken kann, das fasziniert mich. Deshalb möchte ich mir nach meinem Bachelor-Abschluss einen Job in der Wissenschaft suchen, etwas arbeiten und dann den Master anhängen. Ich bin gespannt, was die Zukunft alles bringen wird!

Herzlichen Dank für den tollen Einblick in dein Studenten-Leben, Marcel! Und toi toi toi beim Abschluss deines Bachelors und bei deiner Jobsuche im Anschluss!

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