Thematische Tiefenbohrungen auf der Bühne
Am Schultheatertreffen der PH FHNW zeigten 20 Klassen aus dem Bildungsraum Nordwestschweiz, was sie während eines Jahres erarbeitet haben. Entstanden sind beeindruckende Aufführungen zu Themen, welche die Kinder und Jugendlichen beschäftigen.
In der vergangenen Woche fand das Schultheatertreffen der PH FHNW statt, das alle zwei Jahre durchgeführt wird. Auf der Bühne der Alten Reithalle in Aarau wurden 20 Produktionen gezeigt. Erstklässlerinnen und Erstklässler standen ebenso auf der Bühne wie 8. Klassen. «Als Rahmen gilt, dass die Produktionen selbst erarbeitet werden müssen und nicht länger als 40 Minuten sein dürfen», sagt Regina Wurster. Sie gehört seit 20 Jahren zum Team der Beratungsstelle Theaterpädagogik der PH FHNW und leitet diese seit zehn Jahren.
Die Klassen präsentierten ihre Produktionen jeweils vor drei anderen Klassen, anschliessend diskutieren die Schüler*innen darüber. «So entsteht eine Art Fachtagung», sagt Regina Wurster. Es sei jeweils beeindruckend zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler nach einem Jahr intensiver Arbeit im Theaterbereich sehr fundierte Feedbacks und Inputs geben. «Sie sind zu Theaterschaffenden, zu Expertinnen und Experten geworden», so Wurster.
Die Aufführungen der Klassen zeugten von einer breiten Vielfalt und griffen unterschiedlichste Themen auf: «Auf der Suche sein» etwa, oder «Umgang mit Druck», oder das Verhältnis von Mut und Angst. «Die Produktionen sind jeweils Tiefenbohrungen zu diesen Themen», beschreibt Regina Wurster, viele Klassen hätten performativ gearbeitet und weniger durchgehende Geschichten erzählt.
Regina Wurster zieht ein sehr positives Fazit der Schultheaterwoche. «Die Schülerinnen und Schüler waren teilweise sehr aufgeregt, aber es herrschte eine sehr gute Stimmung und es kam zu einem bereichernden Austausch zwischen den Klassen und auch zwischen den Lehrpersonen.» Intensiv ausgetauscht haben sich auch theaterpädagogische Fachpersonen aus der ganzen Schweiz, die sich an der kleinen Feier zum 50-Jahre-Jubiläum der Beratungsstelle Theaterpädagogik der PH FHNW trafen, die in der vergangenen Woche ebenfalls stattfand.
Bei der schulischen Theaterpädagogik geht es nicht nur um das Erarbeiten von Produktionen. «Theaterpädagogik hat viele Facetten», sagt Regina Wurster. «Die Einsatzmöglichkeiten reichen von kurzen Interventionsspielen bis zu ganzen Stücken.» Mithilfe von Methoden und Zugängen, die sich am Theaterhandwerk orientieren, kann dabei das Lernen in allen Fächern angeregt werden. Gefördert würden dabei vor allem überfachliche Kompetenzen, betont Wurster. Theaterpädagogische Lernprozesse werden durch die Performativität der Dinge, Gegenstände, Personen und Medien ermöglicht. «Das Lernen durch Erleben zählt zu den nachhaltigsten Lernformen», ist Regina Wurster überzeugt.
Fotos: Eve-Marie Lagger