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MINT geht uns alle an – die Ergebnisse des Schweizer Stimmungsbarometers

Der MINT-Stimmungsbarometer will es wissen: Was denken die Schweizer*innen über MINT? Ist das Thema in der Bevölkerung überhaupt präsent – und welche Bedeutung hat es für die Entscheidungsträger*innen unseres Landes?

Noch nie zuvor wurde die Schweiz so flächendeckend zu MINT befragt. Die Erkenntnisse der zehn Jahre dauernden Studie sollen nichts weniger als die MINT-Förderung der Zukunft gestalten.

Die ersten Resultate liegen bereits vor. Zwei Frauen, die massgeblich beteiligt sind – Martina Mousson und Susanne Metzger – geben uns im Interview einen genaueren Einblick in die ersten Ergebnisse und ihre persönliche Sicht auf die Thematik.

Zu den Personen

Martina Mousson
Politikwissenschaftlerin, Expertin für politische Meinungsforschung

Susanne Metzger
Naturwissenschaftsdidaktikerin, Stellvertretende Direktorin des Instituts für Bildungswissenschaften, Vorsitzende der Fachkommission MINT der Akademien der Wissenschaften Schweiz

Interview

Der erste Bericht des MINT-Stimmungsbarometers ist im Oktober herausgekommen. Alle Ergebnisse der ersten Periode liegen vor. Was lässt sich bereits sagen – und was hat dich am meisten überrascht?

Martina: Es hatte tatsächlich einiges an Überraschungspotenzial drin. Besonders erstaunt hat mich, wie wenig die Bevölkerung über MINT Bescheid weiss. Selbst die Hälfte derer, die den Begriff kennen, wissen nicht genau, was MINT bedeutet. Die Distanz zum Thema in der Bevölkerung ist schon recht gross.

Was mich im Bildungskontext immer wieder überrascht – nicht nur im Bereich MINT – sind die Gender-Effekte bei der Zuschreibung von Kompetenzen. Das betrifft sowohl Erwachsene als auch die Einschätzung der Kompetenzen ihrer Kinder. Eltern stufen ihre Töchter schlechter ein als ihre Söhne. Das zeigt, wie hartnäckig gewisse Stereotype sind.

Lassen sich solche Rollenbilder überhaupt verändern – und wenn ja, wie?

Martina: Es sind unglaublich hartnäckige Stereotype. Es braucht wahnsinnig viel Zeit, so etwas aufzubrechen. Aber ich bin überzeugt, dass man hier etwas bewegen kann. Wenn wir überlegen, dass Frauen vor 50 Jahren nicht einmal ein Stimmrecht hatten und es lange einen krassen Unterschied in der politischen Beteiligung zwischen Männern und Frauen gab – der sich langsam weg-nivelliert – dann sieht man, dass Veränderungen durchaus möglich sind.

Was es braucht, sind positive Beispiele, Vorbilder, Identifikationsfiguren. In der Politik haben wir das, und es zeigt Wirkung. Das schafft Identifikation. Das könnte auch in der MINT-Förderung ein Schlüssel sein. Ja, ich glaube, man kann etwas verändern – aber es braucht Zeit.

Susanne: Ich fand es spannend, als ich unsere ersten Ergebnisse aus dem MINT-Nachwuchsbarometer der Sek-I-Schüler*innen angeschaut habe. Im Mittel sagen sie: Mädchen können Naturwissenschaften und Mathematik minimal besser und die Buben können Informatik und Technik besser. Bei den Mädchen zeigt sich diese Bild etwas ausgeprägter – sie schätzen sich selbst besser ein, als die Buben sie einschätzen. Es sieht so aus, als sei da bereits etwas in Bewegung. Und wenn diese Einschätzung bei den Mädchen bestehen bleibt und diese später selbst Kinder haben, könnte es schon anders aussehen.

«MINT – Vier Buchstaben mit akademischem Touch!»

Nur ein Drittel der Bevölkerung kennt den Begriff MINT. Wie ordnest du dieses Ergebnis ein – und welche Auswirkungen könnte eine solche Wissenslücke auf die MINT-Bildung haben?

Martina: Das mag auf den ersten Blick banal klingen, aber es ist ein sehr zentrales Ergebnis. Es ist eigentlich die Kernfrage: Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung? Wissen sie überhaupt, wovon wir sprechen, wenn wir von MINT reden? Wir sehen, es gibt hier eine grosse Distanz zu diesem Thema. Im Alltag beschäftigen die Leute ganz andere Dinge – etwa die Krankenkassenprämien oder die steigenden Gesundheitskosten.

Warum ist es überhaupt wichtig, dass die Leute den Begriff kennen?

Martina: Wenn die Bekanntheit steigt, steigt auch die Bedeutung. Das Ziel muss sein, den Begriff bekannter zu machen. Es schafft eine Grundlage, auf der man kommunizieren und diskutieren kann.

Susanne: Es geht auch darum zu etablieren, dass MINT mehr ist als die einzelnen Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. MINT sind Kompetenzen, die eng mit überfachlichen Fähigkeiten und den 21st-Century-Skills zusammenhängen: Kreativität, Kommunikation, kritisches Denken und Kollaboration. Das hat sehr viel mit dem täglichen Leben zu tun. MINT geht uns alle an – es ist nicht nur etwas für «Nerds, die im Keller programmieren».

Martina: Heute mag das Resultat vielleicht noch nicht so viel aussagen, es ist sozusagen die Nullmessung. Wir bauen ein Monitoring auf. Wirklich spannend wird es in zwei und in vier Jahren, wenn wir sehen, ob die Interventionen etwas bringen – ob sich etwas verändert oder nicht.

«MINT – Mittendrin. MINT geht uns alle an!»

Die Studie zeigt: MINT gilt gesellschaftlich als sehr wichtig, dennoch fühlen sich viele Menschen persönlich kaum damit verbunden. Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären?

Martina: Es gibt ein Bewusstsein in der Bevölkerung, dass Fachkräfte fehlen. Die Mehrheit der Bevölkerung kennt dieses Problem.

Aber die Wichtigkeit von MINT wird stark auf einer gesellschaftlichen Ebene verortet und kaum im eigenen Leben. Die vier Buchstaben haben einen akademischen Touch, der eine gewisse Distanz schafft.

Dabei hat jeder von uns mit Computern und technischen Einrichtungen zu tun. Gleichzeitig wächst die Distanz zwischen der Nutzung solcher Technologien und dem Verständnis dafür. Viele trauen es sich nicht mehr zu, diese Technologien zu verstehen.

Deshalb ist es wichtig zu zeigen: Ihr seid schon mittendrin in der MINT-Thematik.

Ihr habt auch Entscheidungsträger*innen befragt. Wie war das Resultat hier?

Martina: Da sieht es ganz anders aus. Das hat mich nicht überrascht, aber die Deutlichkeit war frappant. Entscheidungsträger*innen kennen die Problematik genau, sie wissen, worum es geht, und haben eine etwas andere strategischere Sicht auf die MINT-Thematik.

Susanne: Es ist wichtig an dieser Stelle zu erwähnen, dass viele Entscheidungsträger*innen, die an der Umfrage teilgenommen haben, schon viel MINT-Wissen mitbringen. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bei allen Entscheidungsträger*innen gleich ausgeprägt.

Das MINT-Stimmungsbarometer ist ein umfangreiches Projekt mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Wie ist dieses Projekt entstanden?

Susanne: Die ETH hatte den Auftrag lanciert, die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung zu MINT zu erheben. Mit Laurence Kissling in der Projektleitung – sie wird am 5.12. am PodiuMINT als Expertin zum Thema MINT-Stimmungsbarometer zu Gast sein – wurde die Studie ausgeschrieben, finanziert wird die Studie von der Hirschmann-Stiftung. gfs.bern erhielt den Auftrag und daraus ist eine äusserst professionelle und fruchtbare Zusammenarbeit entstanden.

Der MINT-Stimmungsbarometer ist eng verknüpft mit dem MINT-Nachwuchsbarometer, für den du verantwortlich bist. Kannst du kurz erzählen, was das Ziel des Nachwuchsbarometers ist?

Susanne: Der MINT-Nachwuchsbarometer wurde ungefähr zeitgleich lanciert, wird aber von den Akademien der Wissenschaften Schweiz und der SATW finanziert. Beide MINT-Barometer gehen von den gleichen Definitionen aus und ergänzen sich in vielen Themen. Wir haben zum Beispiel gemeinsam eine möglichst einfache Definition für MINT erarbeitet und setzen einige Fragen in beiden MINT-Barometern ein.   

Der MINT-Nachwuchsbarometer richtet sich mehr auf die Ebene der Schulen, Lehrpersonen und Studierenden untersucht und bei jungen Erwachsenen die Einstellungen zu MINT-Studiengängen und -Berufen. Wir suchen übrigens immer noch Teilnehmende, die den Fragebogen ausfüllen würden (https://survey.fhnw.ch/uc/mint-nachwuchsbarometer).

Welche gesellschaftlichen Vorurteile im MINT-Bereich ärgern dich am meisten?

Susanne: Was mich immer wieder ärgert, ist, dass das Problem sehr schnell bei den Volksschulen und Lehrpersonen oder auch bei den pädagogischen Hochschulen verortet wird. Es wird oft geurteilt: «Die bilden halt nicht richtig aus!» Das kommt sowohl aus der Bevölkerung als auch von Entscheidungsträger*innen. So nach dem Motto: «Die ETH macht ihren Job gut, aber PHs und Volksschulen machen zu wenig für MINT.»

In meinen Augen stimmt das nicht. Natürlich gibt es Lehrpersonen, die Stereotype weitertragen oder nicht so MINT-förderlichen Unterricht machen. Aber es gibt so viele hervorragende Lehrpersonen. Auch die PHs bilden ihre Studierenden gut aus und es gibt mittlerweile auch sehr gute Lehrmittel. Es wurde viel erreicht in den letzten Jahren. Heute wird MINT viel phänomenologischer, kontextorientierter und alltagsbezogener unterrichtet.

Martina: Gleichzeitig: Wenn man sich die Frage stellt, wer wichtig ist für die MINT-Förderung, dann sind es die Lehrpersonen. Natürlich ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die man nicht einfach an die Schule delegieren kann. Sie tragen jedoch eine Schlüsselrolle.

Du beobachtest in der Meinungsforschung oft langfristige Entwicklungen. Passt das Bild des MINT-Stimmungsbarometers zu allgemeinen gesellschaftlichen Trends?

Martina: Was tragischerweise eine Chance sein wird, sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich abzeichnen in Bezug auf den Fachkräftemangel. Je mehr sich diese zuspitzen, desto akuter wird die Thematik – und desto bewusster wird der Bevölkerung, wie wichtig MINT ist.

Susanne: Man sieht das in Ländern, die wirtschaftlich schlechter dastehen: Dort ist der Anteil an Frauen in MINT-Berufen oft viel höher. Die Bevölkerung versteht MINT als Chance.

Wo siehst du den grössten Hebel für Veränderung?

Martina: Eine sehr schwierige Frage! Wenn ich höre, was die Entscheidungsträger*innen nennen, dann ist es vor allem die Frühförderung. Gerade weil die Stereotype so hartnäckig sind, müsste man möglichst früh ansetzen, um sie aufzubrechen. Und das andere sind Vorbilder – das finde ich enorm wichtig.

Susanne: Dem würde ich zustimmen. Die Schule und der Kindergarten sind gute Hebel, weil man dort alle erreicht. In ausserschulischen Lernorten trifft man meist jene, die ohnehin schon Interesse für MINT zeigen.

Es reicht aber nicht, nur bei Kindern und Jugendlichen anzusetzen – man muss auch die Eltern erreichen, wie das zum Beispiel die neue Plattform UP4mint macht (siehe Beitrag MINTspiration).

Wir müssten es schaffen, dass es im Spielwarenladen nicht eine Mädchenecke mit rosaroten Küchenspielsachen und eine Bubenecke mit Lastwagen gibt, sondern eine gemeinsame Spielecke – auch mit MINT-Spielzeug, das für alle ist.

«MINT-Label für Spielzeug?»

Wenn du in die Zukunft blickst: Was wäre dein Wunschresultat in 10 Jahren?

Susanne: In zehn Jahren fände ich es grossartig, wenn 90 % der Bevölkerung wissen, was MINT ist. Idealerweise wäre der Begriff MINT-Kompetenzen allgemein bekannt und würde als Qualitätsmerkmal gelten. Dann könnte es auch ein Label für Spielzeug geben «Zur Förderung von MINT-Kompetenzen».

Für Gymnasien gibt es bereits das Label MINT für MINT-fördernde Schulen (organisiert von der SCNAT). Das könnte man ausbauen.

Und natürlich wünsche ich mir, dass der Frauenanteil in MINT-Studiengängen und -Berufen gestiegen ist. Wenn ein Mädchen sagt: «Ich werde Elektronikerin», sollte die Antwort heissen: «Super! » (und nicht wie heute oft « Mach doch lieber ein KV»).

Informationen zum MINT-Stimmungsbarometer:
https://www.gfsbern.ch/de/news/mint-stimmungsbarometer/

Informationen zum MINT-Nachwuchsbarometer:
https://bildungswissenschaften.unibas.ch/mint-nachwuchsbarometer/

MINT-Förderung als strategische Zukunftsfrage:
Ergebnispräsentation des MINT-Stimmungsbarometer(YouTube)

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