Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt stärken – praxisnah und ganzheitlich
Im CAS Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt lernen Führungskräfte und HR-Fachpersonen einen aktiven und positiven Umgang mit psychischen Belastungen und mentaler Gesundheit im Unternehmen zu entwickeln und wirksame präventive Massnahmen zu etablieren. Im Interview geben die Co-Programmleitenden Brian Cardini und Cosima Dorsemagen einen Einblick in die Weiterbildung.
Im Frühling 2026 startet der CAS Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt. Warum braucht es diese Weiterbildung?
Cosima Dorsemagen: Viele Menschen fühlen sich am Arbeitsplatz belastet. Ein Drittel der Beschäftigten geht durch Phasen der Erschöpfung, manche leiden an psychischen Erkrankungen. Unser Eindruck ist, dass sich viele Organisationen, Führungspersonen und HR-Fachleute wünschen, ein klareres Bild zu gewinnen, was mentale Gesundheit eigentlich ist, welche Belastungen es den Menschen schwer machen und was sie selbst konkret tun können. Da setzt die Weiterbildung an.
Was unterscheidet den CAS Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt von anderen Angeboten im Bereich Gesundheit am Arbeitsplatz?
Brian Cardini: Der CAS Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt zeichnet sich durch seine ganzheitliche Perspektive aus. Er vermittelt sowohl fundiertes Wissen über psychische Belastungen und Erkrankungen im Arbeitskontext, als auch praktische Kompetenzen in der Gesprächsführung bei Konflikten und Krisen. Wir schauen auf die Menschen und auf ihre Arbeitsbedingungen.
Die Teilnehmenden lernen, Menschen in ihrer spezifischen Situation abzuholen und massgeschneiderte Unterstützung zu entwickeln und anzubieten, die sowohl die Person als auch den organisationalen Kontext berücksichtigt.
Welche Rolle spielen Führungspersonen bei der Förderung mentaler Gesundheit?
Cosima: Eine wichtige! Wenn ich als Mitarbeiterin mit meiner vorgesetzten Person in gutem und vertrauensvollem Kontakt bin, spreche ich Schwierigkeiten viel eher an. Allein schon die Gewissheit, dass meine Führungsperson jederzeit ein offenes Ohr hat, auch wenn ich es im Moment vielleicht gar nicht brauche, hat schon einen entlastenden Effekt.
Als Führungskraft wiederum kann ich viel früher und leichter aktiv werden, wenn ich weiss, was los ist. Umso wichtiger ist es, Sicherheit darin zu gewinnen, auch schwierige Themen aktiv und vielleicht sogar mit einer gewissen Leichtigkeit anzusprechen.
Darüber hinaus gestalten Führungspersonen die Arbeitsbedingungen wesentlich mit; sie prägen die Kultur im Team oder in der Abteilung. Wichtig ist auch die umgekehrte Wirkung: Die Organisationskultur kann es Führungspersonen leicht oder schwer machen, offen und unterstützend zu agieren. Auch auf der Seite der Organisation gilt es also aktiv zu werden.
Für wen ist diese Weiterbildung besonders wertvoll?
Brian: Der CAS ist besonders wertvoll für Führungskräfte sowie für Fachpersonen, beispielsweise aus dem HR, der Personalentwicklung, dem Case Management oder in Beratungsfunktionen, die in ihrem beruflichen Alltag mit psychischen Belastungen und Konflikten konfrontiert sind.
Auch Führungspersonen, die ihre Kompetenzen in der Gesprächsführung bei schwierigen Situationen ausbauen möchten, profitieren. Der CAS vermittelt praktische Werkzeuge, um Mitarbeitende bei Belastungen gezielt zu unterstützen. Besonders geeignet ist die Weiterbildung für alle, die nicht nur Probleme managen, sondern gute Arbeitsbedingungen aktiv gestalten und Menschen in ihrer individuellen Entwicklung stärken möchten. Wer den Fokus auf Stärken und Potenziale legen will statt nur auf Defizite, findet hier die passende Weiterbildung.
Wo sehen Sie persönlich den wichtigsten Ansatzpunkt für mentale Gesundheit in Unternehmen?
Cosima: Ein wichtiger Hebel liegt für mich darin, Führungskräfte und Fachpersonen nicht nur für mentale Gesundheit zu sensibilisieren, sondern auch zur kompetenten Gesprächsführung zu befähigen. Denn die meisten psychischen Belastungen zeigen sich zuerst im Alltag – in Gesprächen, in Konflikten, in Veränderungssituationen. Wenn Führungskräfte und HR-Verantwortliche gelernt haben, diese Signale frühzeitig zu erkennen und wohlwollend anzusprechen, können sie präventiv wirken, bevor sich Probleme verfestigen.
Darüber hinaus geht es darum, in den Betrieben Rahmenbedingungen und eine Kultur zu schaffen, in der mentale Gesundheit kein Tabuthema ist, in der Menschen sich gesehen fühlen und Unterstützung erhalten, die auf ihre individuelle Situation zugeschnitten ist.
Wenn Sie nur einen Tipp geben könnten, den Führungspersonen sofort umsetzen sollten – welcher wäre das?
Brian: Trau dich, deine Mitarbeitenden anzusprechen, wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt. Und höre wirklich zu. Wenn das mit echtem, respektvollem Interesse am Gegenüber geschieht, ist schon die wichtigste Voraussetzung für einen gelingenden Austausch gegeben. So kannst du auch jenen Gehör verschaffen, die sich schwerer tun, ihre Anliegen zu äussern. Manchmal braucht es jemanden, der aktiv nachfragt und Raum schafft – gerade für die leiseren Stimmen im Team, die oft wertvolle Perspektiven mitbringen.
Der Schlüssel liegt also in der konkreten Begegnung zwischen Menschen. Hier können wir durch gezielte Gesprächskompetenzen, einen Fokus auf Stärken statt nur auf Defizite und echtes Interesse am Individuum den grössten Unterschied machen. So entsteht mentale Gesundheit: Wenn Menschen in ihrer Einzigartigkeit wahrgenommen und in ihren Ressourcen gestärkt werden.

