Machbarkeitsstudie sieht Möglichkeit zum Einsatz von KI in der Offenen Jugendarbeit
Kann in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ein KI-gestützter Chatbot eingesetzt werden? Ja, sofern auf Open-Source-Technologien gesetzt wird – so das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW) gemeinsam mit Partnern.
Ganz klar: Die Bedingungen müssen stimmen, wenn KI in einem so sensiblen Feld wie der Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt wird. In diesem Fall muss ein Chatbot nicht nur praxistauglich sein, etwa indem er leichte Fragen von Jugendlichen – zum Beispiel zu Öffnungszeiten oder Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zuverlässig beantwortet –, sondern auch datenschutzkonform und ethisch verantwortbar. Für Prof. Dr. Olivier Steiner, Projektleiter und Dozent an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, liegen Vorteile und Gestaltungsrahmen eines solchen KI-Einsatzes auf der Hand: «Für die Soziale Arbeit ist das eine grosse Chance – aber nur, wenn wir den Chatbot selbst gestalten und kontrollieren können.»
Innovation für die Offene Jugendarbeit
Gemeinsam mit der der Hochschule für Technik FHNW und der Jugendarbeit Basel (JuAr Basel) hat die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt durch die Christoph Merian Stiftung (CMS). Es entstand der Prototyp eines solchen Chatbots: Er wurde in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik FHNW umgesetzt, die ihre umfassende Expertise im Bereich Künstlicher Intelligenz und Softwareentwicklung eingebracht hat. «Ohne die technische Kompetenz der Kolleg:innen aus der Hochschule für Technik wäre der Aufbau des Systems in dieser Tiefe nicht möglich gewesen», betont Steiner. Eine der Herausforderungen war beispielsweise die Ergänzung des Trainings-Datensets um die Möglichkeit, dass die KI auf aktuelle Informationen im Internet zugreifen kann – üblicherweise können keine neuen Informationen eingespeist werden, wenn das System einmal mit einem Datenset trainiert wurde: «Gerade in puncto Retrieval-Augmented Generation, Datenschutz und Schnittstellenkompetenz war ihre Unterstützung zentral», so Olivier Steiner.
Getestet wurde der Prototyp in einem Workshop mit Jugendlichen der JuAr Basel – mit grösstenteils positiven Rückmeldungen. Besonders willkommen: die Möglichkeit, unabhängig von Öffnungszeiten rasch an Informationen zu kommen. Ebenfalls wichtig sind für die Jugendlichen Verständlichkeit, Alltagsnähe und niederschwelliger Zugang, etwa direkt über soziale Medien.
«Für die Soziale Arbeit ist das eine grosse Chance – aber nur, wenn wir den Chatbot selbst gestalten und kontrollieren können.»
Unterstützung beim souveränen und kritischen Umgang mit KI
«Die digitale Lebenswelt der Jugendlichen entwickelt sich rasant. Wir als Offene Jugendarbeit müssen mitdenken, mitgestalten und mitentwickeln», so Endrit Sadiku, Co-Geschäftsleiter der JuAr Basel und Praxisverantwortlicher des Projekts: «Ein KI-Chatbot kann kein persönliches Gespräch ersetzen, aber er kann eine erste Anlaufstelle sein – besonders ausserhalb unserer Öffnungszeiten, wenn keine Fachperson erreichbar ist.»
Die Studienergebnisse sind positiv, nun steht eine vertiefte Auseinandersetzung mit möglichen nächsten Schritten an, damit junge Menschen dabei unterstützt werden können, KI nicht nur zu konsumieren, sondern einen souveränen und zugleich kritischen Umgang damit zu pflegen. Wie kann ein Folgeprojekt sinnvoll und verantwortungsvoll realisiert werden? Diese Frage wird von der JuAr Basel derzeit geprüft – im Zentrum stehen vor allem Fragen zur technischen Weiterentwicklung, zum praktischen Einsatz in der Offenen Jugendarbeit und zur Einbindung der Zielgruppe.
Details zur Studie finden Sie unter https://www.fhnw.ch/de/forschung-und-dienstleistungen/soziale-arbeit/kinder-und-jugendhilfe/ki-chatbot. Mehr Informationen zum Thema Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit finden Sie unter www.mekis.ch.