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17.11.2025 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation

Den Kopf für Neues frei haben: Unbegleitete minderjährige Asylsuchende in der Nordwestschweiz

Im November trafen sich Vertreter*innen der verschiedenen Integrationsstellen der Nordwestschweiz an der FHNW in Muttenz zum Austausch. Zu Gast waren auch unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMAs). Deutlich wurde: Integration funktioniert nur mit guter Betreuung.

Matiullah und seine ehemalige Beiständin und Bezugsperson Dalia Tranquillità, die Ihn während der Zeit nach seiner Ankunft im Kanton Solothurn begleitete und unterstützte.

Matiullah ist 21 und arbeitet in einer Gemeinde im Kanton Solothurn als Lastwagenmechaniker. Heute gibt er an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Muttenz Auskunft über seinen Lebensweg. Denn mit 14 Jahren flüchtete Matiullah alleine aus Afghanistan und kam in die Schweiz – zuerst nach Zürich, dann nach Neuchâtel und am Ende in den Kanton Solothurn. Dort erhielt er die nötige Unterstützung, um sich auf sein neues Leben in einem fremden Land einzustellen. Wie wichtig eine solche Betreuung ist, zeigte sich an dieser Austauschtagung: Denn nur wenn die richtigen Bedingungen gegeben sind, kann Neues gelernt werden und Integration gelingen.

Der Kanton Solothurn ist – so wie Basel-Stadt, Aargau und Basel-Landschaft – einer von vier Nordwestschweizer Kantonen, die in Muttenz ihre Prozesse, Schwerpunkte und Herausforderungen bei der Aufnahme von UMAs vorstellen. Denn wie so oft in der Schweiz gibt es unterschiedliche gesetzliche Grundlagen und behördliche Zuständigkeiten. Trotz den verschiedenen Gegebenheiten wird schnell deutlich, dass es zwei grosse, gemeinsame Probleme gibt: einerseits den Umgang mit den stark schwankenden Asylzahlen und andererseits das Problem des Betreuungsabbruchs mit Erreichen der Volljährigkeit.

Mal mehr, mal weniger? Mal besser, mal schlechter?

Unbegleitete Minderjährige Asylsuchende sind Kinder und Jugendliche, die ohne erwachsene Begleitung in die Schweiz kommen und hier ein Asylgesuch stellen. Als 2015 der Höhepunkt an Asylgesuchen erreicht war, waren rund 7,5% davon unbegleitete Minderjährige – knapp 3'000. Das überforderte das Schweizer Asylsystem, das nicht auf die Betreuung und Eingliederung von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet war. Bis dahin gab es nur vereinzelte Strukturen für ihre Betreuung. Die bestehenden Angebote waren durch den Ansturm vollständig überlastet – die Fachkräfte mussten mehr Zeit in die Administration statt in Betreuungsaufgaben stecken, und trotz frühzeitigen Warnungen durch Fachkräfte reagierte die Politik erst, als es vermehrt zu Polizeieinsätzen kam. Damals konnte die Schweiz das Kindeswohl nicht gewährleisten und Fachkräfte plagten moralische Zweifel an ihrer Tätigkeit in einem solchen System, wie verschiedene Studien der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW zum Asylwesen zeigten.

Als Reaktion auf die untragbare Situation wurden in der Schweiz vermehrt kleinere Institutionen gegründet, grosse ausdifferenziert oder neue Möglichkeiten wie Wohn-WGs geschaffen. Es entstand ein System, das – dem bestehenden Schweizer Jugendhilfsystem nicht unähnlich – auf die verschiedenen Bedürfnisse reagieren konnte. Doch als in den kommenden Jahren die Zahl der Asylgesuche wieder stark abnahm – 2019 waren es noch 479 UMAs – wurden diese Angebote wieder eingestellt/abgeschafft, oft sehr abrupt und kurzfristig. Die Folge: UMAs verloren ihre Bezugspersonen und ihre wenigen Beziehungen und mussten plötzlich neue Unterbringungen suchen. Jugendhilfe hiess in der Schweiz (wieder einmal), in ein 2-Klassen-System eingeteilt zu werden, Glück oder Pech zu haben.

Wünsche, Hoffnungen und Sorgen

Die Poster geben Einblick in die Lebenswelt der UMAs, ihren Zielen und Sorgen.

Zurück nach Muttenz. Neben Vertreter:innen der Kantone und Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen sind auch UMAs anwesend. Sie haben Poster über sich, über ihre Sorgen und Träume gestaltet. Im Gespräch wird deutlich, dass sie den strukturierten Alltag sehr schätzen. Die Jugendlichen gehen zur Schule, sind in Sportvereinen engagiert. Sie haben Vorstellungen davon, was sie einmal werden möchten: Chefkoch, Informatiker oder Fussballprofi oder selbst Beiständin. Bei der Berufswahl und beim Lernen können die Jugendlichen auf die Unterstützung der Bezugspersonen zählen. Manche Jugendliche wohnen bereits allein in einer WG, andere sind noch im Wohnheim untergebracht. Der Fokus liegt stark auf der Selbstständigkeit: neben der Sprache werden ihnen auch Alltagskompetenzen vermittelt, die Besonderheiten der Schweiz nähergebracht, ein kulturelles Verständnis für die neue Heimat geschaffen. Doch trotz der engen Begleitung wünschen sich viele der Jugendlichen engere Beziehungen – eine Gast- oder Pflegefamilie wäre ein Wunsch, den viele von ihnen hegen.

Betreuung als Schlüssel zum Bildungserfolg

Als 2020 die Zahlen der Asylgesuche wieder anstiegen, wurde schnell deutlich, dass der Abbau der Angebote zu kurzsichtig gewesen war. Dieses Mal reagierte der Bund jedoch schneller: Er schuf neue Kategorien – allerdings nur als Arbeitskategorien - , um die Betreuungsansprüche besser auffangen zu können: Zu den UMAs kamen «Selbstständige» (SUMAs) und «Potenzielle» (PUMAs) hinzu. Damit entstand eine Betreuungs-Triage nach ökonomischem Kalkül statt nach effektiven Bedürfnissen der Jugendlichen. So waren zum Beispiel SUMAs nicht mehr schulpflichtig, weil schon älter als 16 – aber dieser Umstand allein vermittelte ihnen weder Kultur noch Sprache. Und half kaum bei der Suche nach einer Lehrstelle. Dabei ist die erfolgreiche Berufsbildung das Ziel aller Integrationsmassnahmen in der Schweiz. Und um die zu ermöglichen, sind UMAs auf eine Umgebung angewiesen, die ihnen das Lernen überhaupt erst ermöglicht – wer sich ständig mit Lärm, bürokratischen Abläufen und kurzfristigen Sorgen herumschlägt, hat schlicht den «Kopf nicht frei», um das nötige Wissen aufzunehmen. Eine bedürfnisgerechte Betreuung ist der Schlüssel für erfolgreiche Bildung.

Das Thema Migration an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

An der Hochschule befasst sich dieser Themenschwerpunkt mit der Untersuchung des Migrationsgeschehens und des Migrationskontextes aus verschiedenen Blickwinkeln. Im Schwerpunkt werden, die Chancen auf Zugang und Teilhabe in der Gesellschaft für Migrantinnen und Migranten erforscht. Weiter wird untersucht, wo Ungleichheiten, Ausgrenzungen und erschwerte Partizipationsbedingungen bestehen.

Neben der Forschung führen wir regelmässig Weiterbildungen im Themenbereich Migration durch. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.

Verschiedene Kantone, anderes Erwachsenwerden?

UMAs stehen vor denselben Herausforderungen wie andere Jugendliche auch: Sie müssen sich selbst finden, Beziehungen aufbauen, mit körperlichen Veränderungen umgehen, ein Wertesystem festigen, eine Zukunftsperspektive entwickeln, selbstständig den Alltag bewältigen lernen.

Während des Posterwalks konnten die Fachpersonen mit den UMAs sprechen.

Zusätzlich haben UMAs Belastungen, die aus ihrer Fluchtgeschichte stammen. Alle von ihnen haben Gewalt erlebt, viele sind traumatisiert. Damit auch mit dieser Ausgangssituation Integration gelingen kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

  • es braucht angemessene Infrastruktur und Lernumgebungen
  • ein Beziehungsaufbau auf Vertrauensbasis ist unabdingbar
  • pädagogische Konzepte müssen auf psychische Belastungen reagieren können.

Die Grundstruktur für eine erfolgreiche Integration ist in allen Kantonen ähnlich: Nach dem Ankommen beginnen sofort die Schulvorbereitung und der Deutschunterricht. Nach sechs bis neun Monaten erfolgt der Übertritt in eine reguläre Schulklasse (oder in eine Klasse für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache). Falls nach der obligatorischen Schulzeit keine Lehrstelle in Aussicht steht, können Brückenangebote besucht werden. In diesem Prozess haben die Kantone ihre Besonderheiten:

  • Der Kanton Aargau beispielsweise kann bei der Unterbringung schnell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen reagieren: Für sehr selbstständige unter ihnen gibt es kleine Wohnungen mit einfacher Wohnbegleitung, für Jugendliche mit Selbstverletzungsgefahr ein ständig betreutes Wohnhaus.
  • Im Kanton Solothurn wiederum übernimmt die Betreuungsperson zugleich auch die Beistandschaft. Die Jugendlichen wohnen hier in Wohngemeinschaften, wo sie Coaching und Unterstützung in allen Lebensbereichen erhalten.
  • In Basel-Stadt gibt es eine starke Einbindung zusätzlicher Hilfsangebote, wie Lerntandems oder Einsätze bei Arbeitsstätten wie JobFactory. Und auch Vereinsmitgliedschaften werden aktiv vermittelt.
  • Im Kanton Basel-Landschaft sind die Wohnunterkünfte über verschiedene Gemeinden verteilt, um einen stärkeren Austausch der Jugendlichen mit der Wohnbevölkerung anzuregen. Zudem wird eine enge Zusammenarbeit mit KMUs angestrebt, um den Jugendlichen zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten neben der Schule zu bieten.

Was in allen Fällen gleichermassen bleibt, ist der Bruch mit 18 Jahren: Mit Erreichen der Volljährigkeit fallen für die Jugendlichen all diese Betreuungsangebote in der Regel weg und die jungen Erwachsenen sind wieder auf sich allein gestellt. Zwar gibt es Versuche und Bemühungen, diesen harten Bruch zu verhindern, indem «ambulante» Angebote oder zusätzliche Beratung angeboten wird, doch bleibt ein Verlust von bedeutsamen Beziehungen, zu Peers und zu Bezugspersonen. Integration hat immer zwei Seiten. Die Jugendlichen geben ihr Bestes. Und wir?

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Luzia Jurt

Prof. Dr. Luzia Jurt

Dozentin, Institut Integration und Partizipation, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Telefonnummer

+41 62 957 20 79

E-Mail

luzia.jurt@fhnw.ch

Adresse

Riggenbachstrasse 16 4600 Olten

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