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Forschungstag 2018

«Schule vermessen - vermessene Schule» Herausforderungen für Schule, Hochschule und Bildungsverwaltung

Am Freitag, 30. November 2018, fand der Forschungstag der PH statt.
Das Thema «Schule vermessen - vermessene Schule» wurde durch verschiedene Beiträge beleuchtet.

PISA, Erhebungen zur Erreichung der Grundkompetenzen oder die Checks im Bildungsraum Nordwestschweiz: Mit Hilfe von quantitativen Instrumenten machen wir uns ein Bild von der Schule, den Schülerinnen und Schülern, vom Unterricht, schaffen Informationen und stellen Vergleichsmöglichkeiten her – Big Data hat die Schulen definitiv erreicht. Mit dieser Feststellung eröffnete Prof. Dr. Sabina Larcher den Forschungstag 2018, der zum zweiten Mal im Biozentrum der Universität Basel stattfand.

Nachdenken über die Herausforderungen von Messungen und Vermessungen löst nicht nur im Bildungsbereich immer wieder Forderungen nach Transparenz der Werte aus. Mit welchen Daten haben wir es zu tun? Wer interpretiert und kommuniziert sie? Wer leitet Massnahmen ab und wie erreichen diese die relevanten AkteurInnen? Messen ist eine ethische Herausforderung für die Schule, die Lehrerinnen und Lehrer, die Bildungsforschung, Bildungsverwaltungen und Bürgerinnen und Bürger, die über die Rahmenbedingungen öffentlicher Bildung entscheiden.

In seiner Keynote diskutierte Prof. Dr. Johannes Bellmann (Universität Münster) die Transformation schulischer Bildung im Kontext gegenwärtiger Bildungsreformen aus systematischer und historischer Perspektive. In systematischer Perspektive werden gegenwärtige Bildungsreformen als «datengetriebene Steuerung» gekennzeichnet und vom Modell einer «evidenzbasierten Steuerung» unterschieden. In historischer Perspektive werden Kontinuitätsbehauptungen der Vermessung der Schule problematisiert, indem auf den neuen epistemologischen Kontext datengetriebener Steuerung hingewiesen wird, der die kulturellen, politischen und nicht zuletzt technologischen Bedingungen der Wissensproduktion über Schule verändert hat.

Beide Perspektiven versuchen zu verdeutlichen, dass gegenwärtige Bildungsreformen schulische Bildung nicht einfach «verbessern», sondern grundlegend transformieren. Es ist also nicht so, dass das, was bislang unter schulischer Bildung verstanden wurde, nun einfach effektiver erreicht wird. Der «Erfolg» datengetriebener Steuerung besteht vielmehr darin, dass sie zugleich ein verändertes Verständnis schulischer Bildung etabliert hat und ein neues Deutungsangebot für das Selbstverständnis schulischer AkteurInnen bereitstellt.

Podium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Schule, Hochschule und Bildungsverwaltung

Das Praxisfeld wurde vertreten durch Elisabeth Abbassi, Präsidentin Aargauischer Lehrerinnen- und Lehrerverband, die Bildungsverwaltung durch Andreas Walter, Leiter Volksschulamt Kanton Solothurn und die Hochschule durch Prof. Dr. Wolfgang Beywl, Leiter Professur für Bildungsmanagement sowie Schul- und Personalentwicklung der PH FHNW. Prof. Dr. Katrin Kraus, Leiterin des Instituts Weiterbildung und Beratung moderierte das Podium.

In einer kritischen Betrachtung von Checks bemängelte Elisabeth Abbassi insbesondere private Anbieter summativer Checks. Gemessene Leistungen eines Nachmittags als aussagekräftig zu verkaufen, sei schlicht vermessen.

Andreas Walter hob hervor, dass bei Checks der Fokus auf die formativen, fördernden und nicht auf die summativen Aspekte zu legen sei, worauf man bei Mindsteps und den Checks im Bildungsraum besonders Wert gelegt habe. Weiter diskutierte er die Frage, wem die Daten gehören und wer die Daten wie und wozu nutzt.

Die DiskutantInnen waren sich weitgehend darin einig, dass es im Interesse der Öffentlichkeit sein müsse, Daten aus dem Bildungswesen in der öffentlichen Hand zu behalten.

Wolfgang Beywl sieht auch die PH darin gefordert, dahin zu wirken, dass die formative Nutzung der Daten im Zentrum bleibe. Nach seiner Idealvorstellung im Umgang mit Messen, vermessen und Daten gefragt, würde sich Beywl wünschen, dass Absolvierende der Aus- und Weiterbildung ohne Scheu mit Daten umgehen und diese auch in formativer Weise nutzen können und wollen – und wenn sie methodologischen Missbrauch feststellen, fähig sind, darüber zu streiten.

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