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Vasco Duarte da Costa reiste für seine Bachelorarbeit nach Argentinien

An der Universidad Nacional de San Martin beschäftige er sich mit der Quantitativen Diagnose von Parkinson.

Interview mit Vasco Duarte da Costa

Was war deine Motivation, einen Auslandsaufenthalt zu machen?
Ich habe mich schon immer für neue Kulturen und Lebensweisen interessiert und erkannte, dass ein Auslandsaufenthalt eine gute Gelegenheit wäre, ein mir unbekanntes Land richtig kennenzulernen. Ich sah ausserdem im Auslandsaufenthalt eine Möglichkeit, durch eine neue Umgebung und unterschiedliche arbeitsbezogene Herangehensweisen als Person zu wachsen.

Warum hast du dich für deine Gastuniversität und dein Gastland entschieden?
Ich informierte mich bei verschiedenen Professoren an der FHNW, ob sie im Ausland eine Universität kennen würden, die ein für mich interessantes Themengebiet behandelt. Eigentlich hatte ich keine spezifische Wunschuniversität. Jedes Land besitzt seinen eigenen Charme und bietet neue Herausforderungen.

Wie unterscheidet sich dein Studienalltag an der Gastuniversität im Vergleich zu deinem Alltag an der Hochschule für Life Sciences?
Da ich für meine Bachelor-Thesis gearbeitet habe, konnte ich den allgemeinen Studienalltag nicht miterleben.
Der Alltag in Argentinien kann generell spät anfangen, so dass viele Studierende Vorlesungen bis um 22:00 besuchen können. Mir wurde mitgeteilt, dass andere argentinische Universitäten dasselbe Fach zu verschiedenen Tageszeiten anbieten, damit Studierende neben dem Studium einer weiteren Tätigkeit, wie z.B. einem Nebenjob, nachgehen können.
In Argentinien existiert kein Bachelor für den Studiengang Medizintechnik, wie an der FHNW angeboten. Die Studierenden sind gezwungen, direkt den Master in Biomedical Engineering zu absolvieren. Ausserdem gibt es in Argentinien keine Abgabefristen für Thesen wie in der Schweiz.
Im Gegensatz zu der Schweiz ist der Arbeitsalltag nicht so straff durchorganisiert. Wenn keine Termine anstehen, variieren die Arbeitstage in den Uhrzeiten und es gibt keine fixe Routine. Die Routine kann mit dem einfachen Beispiel der Mittagszeit beschrieben werden. In der Schweiz kommt es öfters vor, dass Arbeitsgemeinschaften täglich zur selben Zeit gemeinsam speisen.

Erzähl uns von deiner Forschung und deinen Forschungsergebnissen während der Dauer deines Aufenthaltes.
Die Master-Thesis eines dortigen Studenten beschäftigte sich mit der Quantitativen Diagnose von Parkinson. Probanden mussten für die Untersuchung den Zeigefinger, mit einer grösst- und schnellstmöglichen Amplitude, auf den Daumen tippen. Mit einem Armband wurden die Beschleunigungsdaten während des Fingertippens aufgezeichnet. Mithilfe einer Frequenzanalyse wurde ein charakteristischer Bereich im Signal entdeckt. Dieser charakteristische Bereich konnte mithilfe einer linearen Regression in doppelt logarithmischen Skalen beschrieben werden. Die Bandbreiten dieser linearen Regressionen unterschieden sich zwischen Parkinson erkrankten und gesunden Probanden. Die mit der linearen Regression zu berechnenden Bereiche wurden manuell ausgewählt und untersucht. Gesunde Probanden konnten mit einer statistischen Signifikanz von kleiner als 0.01 von den Patienten unterschieden werden.
Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Analyse des Signals im Frequenzbereich mit den linearen Regressionen zu automatisieren. Die Analyse sollte mit einem Java Programm durchgeführt werden, so dass die Diagnose von Parkinson in Zukunft zu Hause auf einer mobilen Applikation durchgeführt werden kann.
Mithilfe des kreierten Algorithmus können Patienten von gesunden Probanden mit einer statistischen Signifikanz von 0.03 getrennt werden.
Die benötigte Zeit des Algorithmus wurde untersucht und mögliche Optimierungen vorgeschlagen, so dass bei einer unzureichenden Leistung eines mobilen Gerätes die Ausführungszeit des Programms reduziert werden kann.

Was hat dich an deinem Auslandaufenthalt am meisten überrascht?
Mir ist aufgefallen, dass Argentinien nicht ohne Grund das Europa von Südamerika genannt wird. Die Einheimischen und die Umgebung geben dem Reisenden nicht wirklich das Gefühl, überhaupt Europa verlassen zu haben. Europäer werden auch besonders freundlich behandelt, da Argentinier sehr offen mit ihrer ursprünglichen Herkunft umgehen. Bei älteren Personen, zum Beispiel der Grossmutter meiner Gastfamilie, kann häufig auch Deutsch gesprochen werden.
Der Campus der Universität ist auf einem ehemaligen Güterbahnhof erbaut, was sich durch alte Züge und den Aufbau des Hauptgebäudes bemerkbar macht.
Sehr überrascht hat mich das Leben mit der starken Inflation, täglich muss auf den aktuellen Wechselkurs geachtet werden. Nach einer gewissen Zeit wird bemerkbar, dass sich stets, offen, skeptisch über die aktuelle Regierung geäussert wird.

Welchen Tipp möchtest du zukünftigen Austauschstudierenden mitgeben?
Die Sprache unterscheidet sich stark von dem spanischen Spanisch und wenig Personen ausserhalb der Universität sprechen Englisch. Ich empfehle daher etwas Spanisch zu lernen und am besten sollte man sich zuerst das Spanisch aus Buenos Aires anhören. Eine anfangs verwirrende Aussprache ist zum Beispiel, dass das «ll» als «sch» ausgesprochen wird.
Touristen dürfen in Argentinien 90 Tage ohne Visum verweilen, um die Frist zu erstrecken ist es möglich das Land innerhalb der Frist für einen Tag zu verlassen. In dem Fall würde ein Tagesausflug nach Uruguay ausreichen, um die Frist wieder auf 90 Tage zu setzen. Ein Visum sollte am besten in Argentinien vor Ort beantragt werden, da dies günstiger wird als ein Antrag aus der Schweiz. Ein Visum aus der argentinischen Botschaft kostet ca. 500 Dollar und die Busse für ein fehlendes Visum am Flughafen 4500 Pesos (damals etwas mehr als 100 Dollar).
Bevor ein längerer Aufenthalt in Buenos Aires geplant wird, sollte man sich über die wirtschaftliche und politische Lage des Landes informieren. In meinem Fall war die Inflation offensichtlich und somit folgt auch die steigende Kriminalität, mit der ich aber nicht direkt konfrontiert wurde.
Wenn Bargeld in der Bank gewechselt werden muss, ist es ratsam für diese Unternehmung mehrere Stunden einzuplanen. Bargeld sollte, wenn man den Tag geniessen will, nie nach Feiertagen und Wochenenden bezogen werden, da an diesen Tagen die Automaten nicht nachgefüllt werden. Falls doch Geld benötigt wird, werden die Automaten um ca. 15:00 aufgefüllt.

Gibt es sonstige Erlebnisse und Erfahrungen die du gemacht hast?
Argentinien ist sehr gross für europäische Verhältnisse und nächst grössere Ortschaften können fast nur mit dem Flugzeug in einer angemessenen Zeit besucht werden. Die Stadt Buenos Aires hat sehr viel zu bieten. Sehenswürdigkeiten und interessante Orte sind teilweise versteckt und in der ganzen Stadt verteilt.
Das Lieblingsgetränk der Argentinier ist der Yerba Mate, auf der Strasse kann man immer wieder auf Passanten mit Thermoskannen und ausgefallenen Teebechern treffen. Es ist nicht unüblich, sich mit Freunden auf einen Mate zu treffen anstatt auf ein Bier. Die Mengen Nutella die wir hier zu uns nehmen, werden in Argentinien als Dulce de Leche («Karamellisierte Milch») vertilgt. Die berühmten Grillfeiern mit «Asado» empfand ich als sehr schöne Anlässe. Jedoch ist der traditionelle Cut nicht jedermanns Sache, da dieser sehr viel Fett enthält.

Ab ins Ausland?

Unsere Studierenden profitieren von der internationalen Vernetzung der Hochschule für Life Sciences. Ein Auslandsemester bei unseren Partnerschulen ist bei Bachelor- wie auch Master-Studierenden sehr begehrt. Nicht nur, um den persönlichen Horizont zu erweitern, sondern auch, um neue soziale und kulturelle Kompetenzen zu erwerben.

Im Rahmen unseres Masterprogramms können ausgewählte Studierende durch ein zusätzliches Semester an einer unserer Partnerschulen, zwei Diplome erhalten. Das Double-Degree Programm ist besonders attraktiv für Masterstudierende, die anschliessend eine Promotion anstreben. Weitere Details zum Double-Degree-Programm finden Sie im hier.

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