Zwischen Epigenomik und Empanadas – Samiras Bachelorarbeit in Buenos Aires
Knapp ein halbes Jahr verbrachte Samira Künzler, Studentin der FHNW Hochschule für Life Sciences (HLS), in Argentinien, um am Instituto de Biología y Medicina Experimental (IByME-CONICET) in Buenos Aires ihre Bachelorarbeit zu schreiben. Das Projekt entstand aus einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Prof. Laura Suter-Dick von der HLS und der Forschungsgruppe von Dr. Patricia Saragüeta, die Samira bereits bei einem Treffen am Standort Muttenz kennenlernte. „Wir haben uns damals über mögliche Projekte und meine Vorerfahrungen unterhalten – nach meiner Ankunft in Buenos Aires haben wir die Themenfindung gemeinsam konkretisiert“, erzählt Samira.
Ihre Arbeit beschäftigte sich mit der Epigenomik von endometriellem Krebs, einer Form von Gebärmutterkrebs, bei der Hormone wie Östrogen und Progesteron eine entscheidende Rolle spielen. Konkret untersuchte sie den Einfluss von Progesteron mithilfe verschiedener Datensätze – von RNA-Sequenzierungen über Chromatinanalysen bis hin zu genomweiten Assoziationsstudien. „Am Ende konnte ich zwei Regionen identifizieren, in denen Progesteron bei endometriellem Krebs unterschiedlich bindet und dadurch die Genregulation verändert“, erklärt Samira. Zudem konnte sie Verknüpfungen zu genetischen Varianten herstellen, die mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung stehen. „Diese Ergebnisse geben neue Einblicke in die Rolle von Progesteron und in mögliche Mechanismen, wie genetische Varianten die Genregulation beeinflussen.“
Enge Betreuung und positive Zusammenarbeit
Betreut wurde Samira vor Ort von Dr. Patricia Saragüeta. Die Zusammenarbeit beschreibt sie als sehr positiv: Wöchentliche Labormeetings – teils vor Ort, teils via Zoom – boten Raum für wissenschaftlichen Austausch, ergänzt durch viele informelle Gespräche im Team. „Wir unterstützten uns gegenseitig sehr unkompliziert und profitierten stark voneinander“, so Samira. Gearbeitet wurde überwiegend auf Englisch, die Labormeetings fanden jedoch oft halb auf Englisch, halb auf Spanisch statt.
Die Zusammenarbeit war sehr produktiv – fachlich und menschlich. Forschung im Globalen Süden erfordert oft Kreativität und Anpassung an limitierte Ressourcen. Samira hat sich mit grossem Einsatz an unsere Arbeitsbedingungen angepasst und war ein hervorragendes Beispiel für Synergien zwischen beiden Kulturen.
Zwischen Kulturschock und Kaffeekultur
Neben der Forschung war es für Samira eine einmalige Gelegenheit, die argentinische Kultur kennenzulernen – mit all ihren Besonderheiten. „Ein Kulturschock war definitiv das andere Zeitmanagement. Alles ist lockerer, Termine sind nicht so strikt. Anfangs war das eine Umstellung, aber irgendwann habe ich mich gut zurechtgefunden.“
Dafür genoss sie umso mehr die kulinarische Seite von Buenos Aires: den morgendlichen Kaffee mit einer Medialuna de Grasa – einem salzigen Hörnchen – oder den allgegenwärtigen Yerba Mate. „Ein Spruch hier lautet: Man trinkt nicht Mate während der Arbeit, sondern man arbeitet während man Mate trinkt. Das beschreibt ziemlich gut, wie sehr Mate in den Alltag integriert ist – ob im Labor oder im Freundeskreis.“
Unvergesslich bleibt auch ihr Ausflug über Ostern zu den berühmten Iguazú-Wasserfällen an der Grenze zu Brasilien – ein UNESCO-Weltnaturerbe, das sie nachhaltig beeindruckte.


