Energieapéro beider Basel: Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung
Der Energieapéro beider Basel zeigte, wie Verwaltung, angewandte Forschung, Planung und Energieversorgende die Transformation der Wärmeversorgung gemeinsam gestalten. Im Fokus: der Ausstieg aus Erdgas, der Ausbau erneuerbarer Wärme – von Fernwärme bis Nano-Grids – und der Übergang von Einzelheizungen zu effizienteren Verbundlösungen. Entscheidend ist die Frage, wie lokale Energiesysteme zukunftsfähig geplant werden können. Das INEB FHNW unterstützt beim Design und Betrieb nachhaltiger Multi-Energiesysteme.
Zentrale Themen am Energieapéro beider Basel
Von Fernwärme in der Stadt bis zu Nano-Grids und lokalen Verbundsystemen in Quartieren: Effiziente Wärme entsteht dort, wo Gebäude ihre Infrastruktur teilen und erneuerbare Quellen gemeinsam nutzen.Der Multifunktionsraum des Bau- und Verkehrdepartements Basel-Stadt war bis auf den letzten Platz gefüllt – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung zu den drängendsten Aufgaben der regionalen Energieplanung gehört.
Die Leitfrage des Abends: Wie gelingt der Ausstieg aus Erdgas, der Ausbau erneuerbarer Wärme – von Fernwärme bis Nano-Grids – und der Übergang von Einzelheizungen zu effizienteren Verbundlösungen – technisch, planerisch und sozial – in der Region Basel?
Im Zentrum standen Themen wie:
- der Übergang von Einzelheizungen zu effizienten Verbundlösungen.
- der Ausbau erneuerbarer Wärme, von Fernwärme bis Nano-Grids.
- die Koordination zwischen Gemeinden, Energieversorgenden und Eigentümer*innen.
- die Planung lokaler Energiesysteme über Grundstücksgrenzen hinweg.
- Modellierung, Speicherstrategien und Technologieentscheidungen.
Die zentrale Erkenntnis des Abends: Die Zukunft der Wärmeversorgung liegt im Verbund – nicht im isolierten Einzelkessel.
Dazu gehören grossräumige Lösungen wie Fernwärme in verdichteten Gebieten ebenso wie kleinere Verbundsysteme und Nano-Grids in Quartieren oder Reihenhaussiedlungen. Einzelheizungen erzeugen viele kleine Insellösungen: Sie sind oft teurer, weniger effizient und nutzen lokale Potenziale wie Umweltwärme vom Boden und Grund- oder Oberflächenwasser, Abwärme oder saisonale Speicher nur begrenzt.
In gut gedämmten Gebäuden sinken die notwendigen Vorlauftemperaturen; dadurch können Wärmepumpen und andere erneuerbare Systeme mehrere Gebäude gleichzeitig versorgen. In Verbünden lassen sich Lastspitzen ausgleichen, Reserven teilen und Anlagen präziser dimensionieren.
Gemeinsam heizen heisst effizienter heizen.
Basel-Stadt und Basel-Landschaft: Dekarbonisierung der Wämeversorgungläuft – Transformation braucht alle
Basel-Landschaft und Basel-Stadt wurden am Anlass als zwei Puzzleteile einer gemeinsamen Wärmewende sichtbar – mit eigenen Ausgangslagen, aber klar komplementären Strategien.
Christoph Plattner, Leiter Ressort Energie des Kantons Basel-Landschaft, zeigte auf, wie der Kanton den schrittweisen Ausstieg aus der fossilen Wärme vorbereitet: mit Förderinstrumenten, Beratung, neuen Regeln beim Heizungsersatz und einer engeren Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Energieversorgenden.
Dr. Carina Alles, Leiterin der Abteilung Energie des Kantons Basel-Stadt, erläuterte, wie Basel-Stadt die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung seit einigen Jahren systematisch vorantreibt – von der Transformation der Fernwärme über den Ausstieg aus der Gasversorgung bis zur Förderung erneuerbarer Heizsysteme.
In beiden Kantonen steht dasselbe im Zentrum: Eigentümer*innen, Gemeinden und Energieversorgende frühzeitig einbinden, Planungsschritte koordinieren und Alternativen transparent machen. Konkrete Kennzahlen und Rahmenbedingungen können bei den zuständigen kantonalen Stellen eingeholt werden.
Reto Rigassi von der ENCO Energie-Consulting AG brachte die Planungsperspektive ein. Er zeigte, dass Energieplanung heute über das einzelne Grundstück hinausgehen muss. Quartiere und Gemeinden bilden die relevante Ebene, um Wärmeverbünde, Fernwärmeanschlüsse und individuelle Lösungen sinnvoll zu kombinieren. Entscheidend sind dabei:
- abgestimmte Zeitachsen mit Tiefbau, Wasser und anderen Infrastrukturen.
- klare Kommunikation zu Optionen und Fristen.
- Formate, in denen Fachpersonen individuelle Fragen der Eigentümerinnen und Eigentümer aufnehmen.
Dominik Born, Innovationsmanager bei IWB, stellte sogenannte Nanoverbünde vor: koordinierte lokale Wärmenetze, in denen bestehende Heizsysteme verknüpft, ergänzende Wärmepumpen eingesetzt und Wärme zwischen mehreren Gebäuden ausgetauscht wird.
Der Vorteil: Übergangsphasen bis zur vollständigen Umstellung können besser überbrückt, Investitionen geteilt und Platzprobleme in dicht bebauten Gebieten entschärft werden. Solche Verbünde können den Energieverbrauch senken und die Versorgungssicherheit erhöhen – ohne dass jedes Haus sofort eine komplett neue Anlage braucht.
Prof. Dr. Natasa Vulic, Leiterin des Fachbereichs Erneuerbare Energien und Gebäudetechnik am Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau INEB FHNW, ordnete diese Ansätze fachlich ein und spannte den Bogen von der Technologie zur planerischen Entscheidungslogik.
Sie zeigte, welche Infrastrukturen und Technologien heute für lokale Energiesysteme zur Verfügung stehen – von Wärmepumpen, Fernwärme, saisonalen Speichern und hybridisierten Bestandsanlagen bis hin zu Multi-Energie-Systemen, die elektrische, thermische und – wo sinnvoll – sogar stoffliche Energieträger koppeln.
Darüber hinaus erläuterte sie, wie Modellierungs- und Simulationswerkzeuge helfen, Emissionen, Kosten, Netzeinbindung und Versorgungssicherheit gegeneinander abzuwägen. Sie erklärte, dass Energieflussdiagramme ein zentrales Werkzeug sind, um sichtbar zu machen, wie verschiedene Technologien in lokalen Energiesystemen zusammenspielen. Solche Modelle ermöglichen auch die Simulation unterschiedlicher Betriebsweisen – einschliesslich der Einbindung saisonaler Speicher – und unterstützen so fundierte Entscheidungen in der Planung.
Ein Schwerpunkt lag auf den Leitfragen, die Gemeinden, Planende und Energieversorgende beantworten sollten – etwa zur räumlichen Skalierung, zur Wirtschaftlichkeit, zur zeitlichen Umsetzung oder zur Integration bestehender Infrastrukturen. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, lokale Energiesysteme systemisch zu denken, Abhängigkeiten zu erkennen und robuste Entscheidungsgrundlagen zu entwickeln.
Das Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau INEB FHNW begleitet Gemeinden, Planungsteams und Energieversorgende in folgenden Bereichen:
- Design und Betrieb nachhaltiger Multi-Energiesysteme.
- Planung von Wärmeversorgungsstrategien in neuen Quartieren.
- Fallstudien zur Flexibilität in lokalen Energiegemeinschaften.
- Szenarioanalysen zur Dekarbonisierung bestehender Quartiere.
- Untersuchungen zur Zirkularität von PV-Systemen.
- Monitoring und Betriebsoptimierung.
Dekarbonisierung als Gemeinschaftswerk
Die Diskussion am Energieapéro beider Basel zeigte deutlich: Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist kein rein technisches Projekt. Sie ist ein Gemeinschaftswerk von Politik, Verwaltung, Energieversorgenden, Planenden und Eigentümerinnen und Eigentümern – mit guten Werkzeugen in der Planung, einer klaren Kommunikation und Verbundlösungen, die Wärme als gemeinsame Ressource begreifen.
Die Präsentationen des Energieapéro beider Basel finden Sie in Kürze hier.
Der nächste Energieapéro beider Basel findet am Dienstag, 20. Januar 2026 zum Thema: PV / Eigenstrom / LEGs / ZEV an der Swissbau 2026 statt. Melden Sie sich hier für Ihre Einladungsmail an.




