«Szenografie einer Zugreise»
Eine virtuelle Fahrt durch Räume, Atmosphären und Erinnerungen: Studierende des 4. Semesters Innenarchitektur & Szenografie haben im CAD Unterricht je ein Zugabteil entworfen – gemeinsam entstand ein ganzer Zug, virtuell begehbar und als VR-Erlebnis erfahrbar.
Züge sind mehr als Transportmittel. Sie sind Projektionsflächen für Geschichten, Träger kollektiver Erinnerung und Räume der Sehnsucht. Die Bewegung auf Schienen erzeugt eine Dramaturgie, die zwischen Stillstand und Übergang oszilliert: ein Ort, an dem Zeit komprimiert und zugleich gedehnt scheint, wo Vergangenes, Gegenwärtiges und Mögliches ineinanderfliessen.
Im Rahmen des CAD-Unterrichts im 4. Semester haben die Studierenden diesen Gedanken aufgegriffen und in ein gestalterisches Experiment übersetzt: Sie entwarfen je ein eigenes Abteil, das zusammen einen Zug formt – einen Zug, der in der Virtual Reality erfahrbar wird. Jeder Waggon ist mehr als nur ein architektonischer Innenraum. Er ist Bühne, Erzählraum und Atmosphärenmaschine. Ob Metro, fahrbare Bibliothek, Wellness-Abteil oder Salon vergangener Zeiten – die Räume folgen einer szenografischen Logik, die nicht nur funktional, sondern auch poetisch ist.
Die Übung hat einen doppelten Anspruch: Zum einen erproben die Studierenden den präzisen Einsatz digitaler Werkzeuge, indem sie ihre Visualisierungen in begehbare Räume übersetzen. Zum anderen lernen sie, komplexe Kontexte zu verweben: Boden, Wand, Decke werden zu Trägern von Narration; Materialität, Licht, Klang und Bewegung verschränken sich zu kohärenten Atmosphären. Das Projekt schärft damit die Fähigkeit, Raum nicht nur als Hülle, sondern als inszenierte Erfahrung zu denken.
Der Zug wird so zur Metapher des Entwerfens: Eine Abfolge von Szenen, die durch Übergänge verbunden sind; eine dramaturgische Kette, die von Nostalgie bis Zukunftsvision reicht; ein kollektives Werk, das individuelle Beiträge zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Fahrt durch diesen virtuellen Zug ist deshalb mehr als ein ästhetisches Erlebnis – sie ist eine Erkundung dessen, wie Szenografie und Innenarchitektur Geschichten erzählen, Erinnerungen evozieren und Atmosphären gestalten können.
Die Türen schliessen. Ein leises Zischen, ein Ruck. Der Zug setzt sich in Bewegung – und mit ihm die Vorstellungskraft...
Isidor Burkardt
Studierende
Arslan Münevver, Dinh Sarah, Haller Aline Mani Joyce, Vetter Romy, Bärtschi Cathrine, Dörschel Natalie, Hänggi Michelle, Maow Naima, Zünd Emma, Chumira Lüscher Tanja, Fust Carmen, Heimoz Sophie, Meyer Sophie, Zweidler Ashley, Degenhardt Maya, Gobet Anaïs, Hollenweger Mara, Müller Hannah, Dietz Binia, Graf Samia, Larboulette Marie-Claire, Orsinger Fabienne



