NitroScope: Europäisches Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Stickstoffmanagement startet
An der Universität Gent fiel der Startschuss für das EU-Projekt NitroScope, das erstmals europaweit Stickstoffflüsse in Böden präzise messen und nachhaltiger gestalten soll. Die FHNW ist Teil des internationalen Konsortiums und bringt ihre Expertise in Sensorik und Umweltforschung ein.
Mit einem zweitägigen Auftaktmeeting an der Universität Gent hat das europäische Forschungsprojekt NitroScope offiziell begonnen. Ziel des Projekts ist es, die Quantifizierung, das Management und die Schonung von Stickstoffflüssen in landwirtschaftlichen Systemen europaweit entscheidend zu verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zu Klima- und Umweltschutzzielen wie dem European Green Deal zu leisten.
Stickstoff ist zentral für die landwirtschaftliche Produktivität, gleichzeitig führt seine Übernutzung zu Belastungen für Böden, Gewässer und Klima. Insbesondere gasförmige Stickstoffemissionen aus Böden werden bislang unterschätzt, da sie schwer zu überwachen sind.
Über 50 Expertinnen und Experten aus 25 Partnerorganisationen und 15 Ländern nahmen am Kick-off teil, darunter Universitäten, Forschungsinstitute und Industriepartner. Die Teilnehmenden definierten die methodischen und technischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre und stellten Weichen für einen europaweiten Datenaustausch.
Das Konsortium diskutierte unter anderem:
den Einsatz innovativer Sensortechnologien wie multisensorischen Bodenplattformen und Fernerkundung,
die Datenerhebung an über 100 Messstandorten und fünf Pilotregionen,
Strategien zur Einbindung von Landwirtschaftsbetrieben, Beratung und Politik in die Entwicklung nachhaltiger Stickstoffpraktiken.
NitroScope verfolgt einen systemischen Ansatz, der Landwirtschaft, Umwelt und Politik zusammenführt. Das Projekt wird:
Echtzeitsensoren und Modelle zur Erfassung von Nitratverlagerung und Lachgasemissionen entwickeln,
eine europäische Stickstoffdatenbank sowie eine Cloud-Plattform für offene und harmonisierte Datennutzung aufbauen,
Entscheidungsunterstützungssysteme für präzise Düngestrategien weiterentwickeln,
erstmals seit über 20 Jahren den europäischen Stickstoffhaushalt auf Basis neuer Daten aktualisieren,
konkrete Empfehlungen für europäische Politiken wie den Green Deal, die EU-Soil Strategy 2030 und die Nitrates Directive liefern.
Im Rahmen des Treffens legten die Projektpartner die Vorgehensweise für die fünf Pilotregionen fest, die in Belgien, der Schweiz, Italien, Norwegen und Griechenland liegen. Dort werden innovative Ansätze für ein präzises Stickstoffmanagement getestet und den jeweiligen lokalen Bedingungen angepasst.
Auch die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ist Teil des Projekts. Das Institut für Biomasse und Ressourceneffizienz (IBRE) wird in diesem Projekt auf Länderebene Stickstoffflüsse erfassen und budgetieren, während das Institut für Sensorik und Elektronik (ISE) sich um Stickstoffmesstechnik im Feld, Datenerfassung und Datenverwaltung kümmert.
In den kommenden Monaten startet die Installation der Sensorsysteme, der Aufbau landwirtschaftlicher Partnernetzwerke sowie die Entwicklung der cloudbasierten Datenplattform. Erste wissenschaftliche Ergebnisse zu Stickstoffflüssen und Bewirtschaftungsstrategien werden für Mitte 2026 erwartet.


